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23.7.1866: "Winchester" geht in Serie |
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"Mit der ersten Bewegung hole ich praktisch die Patrone aus dem Röhrenmagazin raus und bringe sie in die Laufebene. Bei der zweiten Rückwärtsbewegung führt dann der Zubringer die Patrone in den Lauf ein. Gleichzeitig ist der Hammer gespannt und die Waffe feuerbereit." So klingt es, wenn der Waffenexperte Armin Hahn die Winchester erklärt. Es ist die Waffe, die ab 1866 den sogenannten Wilden Westen langsam bezähmte.
Natürlich gab es lange vor der Winchester 66 Gewehre, doch waren sie ihrer meist geringen Reichweite und Durchschlagskraft meist wenig erfolgreich im Verkauf. Es war der Waffenkonstrukteur Tyler Henry, der die herkömmlichen Patronen für das neu konstruierte Gewehr aus dem Hause Winchester durch Patronen mit Messinggehäuse und integrierter Zündung ersetzte.
Armin Hahn erläutert dazu: "Dadurch gelingt es erstmals, die Waffe mit einem normal starken Kaliber zu versehen. Dann kommt dazu, dass die Waffe in ihrem Aussehen verbessert wird, was in dieser Zeit auch wichtig ist. Die Waffe war in einen Messingsystemkasten und erhielt deshalb den Spitznamen "Yellow Boy" - und ist sehr populär in dieser Art."
Sensationeller Erfolg
Bis 1873 verkaufte sich die neue Waffe sensationelle 119.000 Mal und machte die Firma Winchester zum Inbegriff des Western-Gewehr-Herstellers. Oliver F. Winchester hatte dabei gar nicht so richtig viel mit Waffen am Hut. Er war von Hause aus Hemdenfabrikant und war erst 1857 ins Waffengeschäft eingestiegen.
Damals verkauften die Gewehrproduzenten Smith & Wesson ihre bankrotte Firma an ihn und verlegten sich auf die Produktion von noch heute bekannten Revolvern. Winchester war insgesamt mehr Geschäftsmann als genialer Konstrukteur von Revolvern oder Gewehren. Geschickt verstand es der Fabrikant, Talente in seiner Firma zu fördern und sich ihre Konstruktionen zu nutze zu machen.
In Serie
Benjamin Tyler Henry und später dann John Moses Browning sind Namen, die für Winchester arbeiten. Und noch etwas macht Winchesters Namen weltbekannt: Am 23. Juli 1866 beginnt in seiner Waffenschmiede in New Haven, Connecticut, lange vor der Fertigung der ersten Autos, die Serienfertigung.
"Ich denke, seine Bedeutung liegt nicht in seiner Eigenschaft als Waffenproduzent. Seine Bedeutung liegt zunächst einmal darin, dass er ein technisches Produkt des Industrie-Zeitalters in Serienfertigung macht, d.h. zum ersten Mal fertigt er ein Produkt, bei dem sämtliche Einzelteile austauschbar sind. Und das ist etwas Neues, und das tut er lange bevor es Henry Ford macht, dem dieses Verdienst zugeschrieben wird," meinte Hahn dazu.
Berühmte Waffen
Mit der Winchester 66 ist aber nur der Anfang getan. Größere Erfolge kommen wenige Jahre später, legendär ist die Winchester 73. Es wurde das am weitesten verbreitete Gewehr im Wilden Westen. Die Mechanik im Inneren des Gewehrs wurde verstärkt, denn gefeuert wurden nun Zentralfeuerpatronen, die als Munition auch für den Single Action Army Revolver von Samuel Colt benutzt werden konnte. Der Vorteil ist klar: Cowboys, Marshals, Sheriffs, aber auch Banditen brauchten nur noch eine Sorte Munition für ihre Faust- und Langwaffen.
Noch berühmter ist bei Waffenfreunden allerdings die Winchester 94. Längst war Oliver Winchester gestorben, doch mit über fünf Millionen verkaufter Gewehre dieses Typs ist der Name Winchester unsterblich geworden. Bis heute wird die Waffe produziert. In Verbindung mit der ersten rauchlosen Patrone, der 30-30, wurde die Winchester 1894, 28 Jahre nach Beginn der ersten Serienfertigung, zum Standardgewehr der Amerikaner. Für Armin Hahn liegt die große Bedeutung des Waffenproduzenten vor allem in dessen Weitblick, was die Entwicklung des Westens anging: "Winchester hat sicherlich gesehen, dass die Besiedelung des Westens durch die rechtsfreien Räume, die dadurch geschaffen wurden, ein beträchtliches Potenzial an Waffen für die Privathand erforderlich machen würden. Ich denke, dass war ein sehr weiter Blick, den er da hatte, und darauf ist sicherlich auch sein Erfolg zurückzuführen."
Autor: Jens Teschke |
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