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23.2.1893: Patent für Diesel
Auch wenn mancher Autofahrer noch immer die Nase rümpft: Der Diesel liegt im Trend. Jedes siebte in Deutschland zugelassene Auto ist im Jahr 2000 ein Diesel - nicht zuletzt weil der Kraftstoff vergleichsweise preisgünstig ist. Die Zeiten, in denen Diesel-Autos als träge Stinker belächelt wurden, sind vorbei. CDI, TDI, CRS - winzige Einspritzpumpen, Turbolader und die so genannte Common-Rail-Technik: die Ingenieure haben sich einiges einfallen lassen.

Dietmar Voß von der Kölner Deutz AG, einem der führenden Dieselmotoren-Hersteller der Welt: "Ich schätze die Technik so ein, dass der Dieselmotor immer noch eine enorme Zeit vor sich hat."

Und schon eine mehr als 100-jährige Geschichte hinter sich. In Maschinen aller Art, Lokomotiven, Schiffen und natürlich in Lastwagen und PKWs nageln Diesel-Motoren. Begonnen hat das Diesel-Zeitalter Ende des 19. Jahrhunderts. "Theorie und Konstruktion eines rationellen Wärmemotors zum Ersatz der Dampfmaschinen und der heute bekannten Verbrennungsmotoren", so lautete 1893 der Titel des Aufsatzes, in dem der neuartige Motoren-Typ zum ersten Mal beschrieben wurde.

Ein junger Ingenieur namens Rudolf Diesel. Ein Mann mit Visionen: "Das Ziel Rudolf Diesels war es, die Verdichtung im Motor höher zu treiben, er kam dann zu der sogenannten Selbstzündung."

Die Idee: Wenn man die Luft in einem Motor schnell verdichtet - also zusammendrückt - und dann einen Brennstoff einspritzt, entzündet sich das Gemisch von alleine - ohne dass eine Zündkerze nötig ist wie beim normalen Benzin-Motor, dem Otto-Motor. Das Patent wird Diesel am 23. Februar 1893 erteilt. Doch das ist nur der erste Schritt. Denn zu diesem Zeitpunkt gibt es noch nicht einmal eine genaue Konstruktionszeichnung. Mit dem Patent in der Tasche wendet sich Diesel an mehrere Motor-Hersteller. In der Maschinenfabrik Augsburg - heute MAN - bekommt er eine Chance. Diesel darf seinen Motor bauen.

Dietmar Voß: "Diesel hatte ursprünglich an sehr hohe Verdichtungsgrade gedacht. Das war technisch nicht machbar. Es gab sehr starke explosionsartige Verbrennungen. Bauteile haben eben doch nicht so standgehalten wie's geplant war. Man musste halt doch lange weiterentwickeln, um einen funktionsfähigen Dieselmotor zu bekommen."

Vier Jahre später, Anfang 1897, ist es endlich soweit. In Halle A 11 der Maschinen-Fabrik Augsburg läuft die erste Diesel-Maschine der Welt - befeuert nicht mit dem, was man heute Diesel-Kraftstoff nennt, sondern mit herkömmlichem Lampen-Petroleum. Die technischen Daten: 20 PS und 172 Umdrehungen pro Minute - doch wichtiger ist eine andere Zahl.

Der Wirkungsgrad der neuen Maschine: Er beträgt knapp über 25 Prozent. Das heißt: Ein Viertel der Energie, die hineingesteckt wird, setzt der Motor in Bewegung um. Das klingt nicht weiter beeindruckend. Doch damals ist das ein Rekord. Weder die guten alten Dampf-Maschinen noch die aufstrebenden Otto-Motoren kommen da mit. Kein anderer Motor-Typ verwertet den Brennstoff so gut wie der Diesel-Motor. Daran hat sich übrigens bis heute nichts geändert.

Rudolf Diesel hat es geschafft. Schnell sind die ersten Lizenzen verkauft. Auch in den USA beginnt der Bau der neuartigen Motoren, die gleichermaßen als zuverlässig und genügsam gelten. Rudolf Diesel hat Erfolg, aber der hält nicht lange an: Patentstreitigkeiten beschäftigen die Anwälte. Bei Spekulationsgeschäften verkalkuliert Diesel sich. 1913 ist er hoch verschuldet. Hinzu kommen psychische Probleme.

Dietmar Voß: "Rudolf Diesel ist es ebenso ergangen wie vielen anderen Erfindern auch. Auch Rudolf Diesel hat eigentlich von seiner Erfindung rein wirtschaftlich nicht sehr viel gehabt. Er ist ja schon 1913 - in doch recht jungen Jahren - auf einer Fahrt von Antwerpen nach England verschollen."

Bei der Ankunft seines Schiffes im englischen Harwich, fand man die Kabine des berühmten Erfinders leer vor. Einige Tage später sichtete die Besatzung eines Lotsenbootes eine Leiche, die in der Nordsee trieb. Die Seeleute entnahmen dem Anzug des Toten Brieftasche und Papiere und überließen ihn nach altem Brauch dann wieder dem Meer. Erst an Land stellte sich heraus, dass es sich bei dem Mann um den weltbekannten Erfinder Rudolf Diesel gehandelt hatte.

Autor: Holger Hank
   
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