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16.8.1946: Erste CARE-Pakete
Sommer 1946. Es war soweit. Im Hafen von New York wurden Pakete mit Lebensmitteln für Europa an Bord genommen. Jedes Paket kostete 15 Dollar und enthielt für eine Person die notwendigste Nahrung für drei bis vier Wochen. 22 kirchliche und andere humanitäre Hilfsorganisationen in den USA hatten diese Aktion vorbereitet.

CARE heißt das Unternehmen, damals "Cooperative for American Remittances to Europe", inzwischen "Cooperative for Assistance and Relief Everywhere, Inc." . Vertreter dieser Organisationen hatten Europa besucht und festgestellt: Wir müssen helfen. Die ersten Lebensmittel-Pakete wurden nach Frankreich geschickt. Deutschland wurde aber bald zum Schwerpunkt dieser beispielhaften humanitären Aktion. In Bremen legte im August 1946 das erste Schiff an.

Die ersten Pakete stammten aus US-amerikanischen Armeebeständen. Es waren "Ten-in-One"-Pakete, die Marschverpflegung eines Soldaten für zehn Tage. Wie funktionierte das alles? Nun, die US-Amerikaner spendeten Geld und CARE verschickte die Pakete mit dem Absender des Spenders, der dann eine Empfangsquittung erhielt. So wurde die Aktion zu einer persönlichen Hilfe und (fast) nichts ging verloren oder versickerte in dunklen Kanälen - auf dem Schwarzmarkt etwa.

600.000 Tonnen Hilfe

Für die Verteilung der "CARE"-Pakete waren im zerstörten Deutschland vor allem die Hilfsorganisationen der beiden Kirchen zuständig, erst in der US-amerikanischen Zone, dann in der britischen und in der französischen Zone. Ostdeutschland blieb ausgespart. Im November 1949, wenige Monate nach Beendigung der Berliner Luftbrücke, an der CARE beteiligt war, dankte Konrad Adenauer, der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik, der US-amerikanischen Organisation: "Die bedeutendste Hilfsorganisation dieser Art, CARE, ist einzigartig. Sie schaffte einen persönlichen Kontakt zwischen dem Geber und dem Empfänger. Jedes der fünf Millionen CARE-Pakete, die bis jetzt in Deutschland abgeliefert worden sind, hat mit dazu beigetragen, ein Band der Freundschaft zu schaffen. Jedes von ihnen ist zugleich ein greifbarer Beweis, dass der Geist christlicher Barmherzigkeit in den Herzen der Amerikaner lebendig ist."

Die Pakete enthielten Fleisch, Fett, Mehl, Zucker, Honig, Rosinen, Kaffee, Milchpulver, Schokolade Seife - auch Zigaretten. Die Zusammensetzung änderte sich im Laufe der Zeit. Bis 1962 schickte CARE neun Mio. Pakete im Wert von umgerechnet 44 Mio. Euro nach Deutschland. Auch Griechenland, Österreich, Großbritannien, Frankreich und viele andere Länder Europas erhielten diese Hilfe.

Aber nicht nur CARE hat die Deutschen unterstützt, sondern vor allem CRALOG, was für "Council of Relief Agencies Licensed to Operate in Germany" steht. Geholfen haben auch die Schweiz, Großbritannien, der Vatikan, Brasilien, Spanien und viele, viele andere kirchliche wie private Organisationen. Es wird geschätzt, dass Deutschland nach 1945 etwa 600.000 Tonnen Sachgüter im Wert von umgerechnet sechs Milliarden Euro aus dem Ausland erhalten hat.

Schätze von ungeheurem Wert

Die Deutschen haben sich 1981 revanchiert und CARE-Deutschland gegründet, um überall in der Welt helfen zu können - so, wie man ihnen damals geholfen hat. Das CARE-Paket hat sich tief in das Bewusstsein der Deutschen eingegraben. Was ist denn drin gewesen? Zeitzeugen erinnerten sich, Jahrzehnte später:

"Zigaretten waren drin, das war für mich das Wichtigste. Dann war Butter drin, dann Erdnüsse, Erdnussbutter, an die ich mich immer wieder erinnere, wenn ich sie heute kaufe. Und es war ein bisschen Brot drin, denn das war ja wichtig, damit man die Erdnussbutter verstreichen konnte."

"Dann lagen da auch mal Kleidungsstücke und Schuhe drin. Und das war für uns eben was ganz Ungewöhnliches. Das waren farbige, hochhackige Schuhe und Kleider, mit Glitzer, und für die damaligen Verhältnisse in Deutschland eben ganz was Ungewöhnliches. Das kannte man überhaupt nicht. Und das war für uns irgendwie so ein Phänomen, das anzuschauen. Für mich war also Schokolade zum Beispiel das Wichtigste, aber es gab auch eine Art Kekse. Das waren natürlich phantastische Sachen, und es gab Dosenfleisch, glaub ich, das war Corned Beef, Käsedosen, Eipulver, Milchpulver. Nach 1946 Schätze, die natürlich von ungeheurem Wert waren."


Autor: Claus-Dieter Gersch
   
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