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26.7.1908: Die Gründung des FBI
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US-Justizminister Charles Joseph Bonaparte steht Anfang des 20. Jahrhunderts vor einem Dilemma: Er soll gegen die US-Regierung begangene Verbrechen verfolgen, eigene Beamte hat er jedoch nicht. Für jede Ermittlung muss er sich bei anderen Behörden Agenten ausleihen. Bonaparte, dessen Großonkel tatsächlich der französische Kaiser Napoleon war, möchte mehr Macht.

Eine stärkere Exekutive käme auch Präsident Roosevelt gelegen. Doch im Kongress findet sich dafür nur schwer eine Mehrheit. Frank Metzner, Autor des Buches: "FBI. Ein Jahrhundert Verbrecherjagd" dazu: "Die Bundesstaaten in Amerika waren traditionsgemäß schon immer sehr autark und die jeweiligen Governors der Bundesstaaten waren sehr darauf bedacht, ihre Sachen innerhalb der Staatsgrenzen selber zu regeln. Sie befürchteten mit einer bundesstaatlichen Behörde eine Einschränkung ihrer Möglichkeiten und eine größere Einflussnahme aus Washington."

Anfang mit 34 Mann

Roosevelt macht der Debatte schließlich ein Ende. Bonaparte bekommt seine Agenten. 34 Mann ermitteln fortan für ihn. Hierzu Frank Metzner: "In den ersten Jahren waren sie gezielt von der Regierung einsetzbar und konnten nur jeweils spezifische Fälle bearbeiten. Das waren hauptsächlich Steuerverstöße, Falschmünzerei und die ersten Probleme der Rauschgiftkriminalität, hier speziell Opium."

Zufrieden berichtet Justizminister Bonaparte Ende 1908 dem Präsidenten und dem Kongress: "Die Erfahrung der letzten sechs Monate hat uns deutlich gezeigt, dass eine solche Eingreiftruppe unter den modernen Bedingungen absolut unabdingbar ist, um die Aufgaben unseres Ministeriums zufrieden stellend zu erfüllen."

Die Ära Hoover

16 Jahre später übernimmt mit J. Edgar Hoover der Mann die Leitung der Eingreiftruppe, der das FBI prägen soll, wie kein Zweiter nach ihm, wie Frank Metzner erläutert: "J. Edgar Hoover kam mit 29 Jahren zum FBI und blieb dort in einer Führungsposition für 48 Jahre. Er übernahm eine veraltete, schlecht strukturierte Behörde und baute diese in den nächsten Jahrzehnten zu der führenden Bundespolizei weltweit aus."

Aus der Ermittlungsbehörde des Justizministeriums wird nun eine autonom arbeitende Bundesbehörde: das Federal Bureau of Investigation darf nun auch Staaten übergreifend ermitteln. Die Zahl der Agenten wächst rasch an und die Aufgaben nehmen zu, wie Frank Metzner erklärt: "Das FBI hat in den 30er- und 40er-Jahren, mit Beginn des Zweiten Weltkriegs eine weitere Aufgabe übernommen. Und das war die Bekämpfung der Auslandsspionage aus Deutschland und aus Japan."

Hoover prägt aber auch einen ganz neuen Polizeistil. Seine Agenten sind keine schießwütigen Cowboys, sondern Gentlemen in Anzügen. Er schult seine Agenten, Verdächtige und Verbrecher mit Respekt zu behandeln. Als Hoover 1972 stirbt, ist das FBI zur Legende geworden. Unter seiner Führung haben die Agenten Verbrecher wie Bonnie und Clyde oder Babyface Nelson dingfest gemacht. Doch sie haben auch ihre Macht missbraucht: Hoover vergiftet jahrzehntelang das gesellschaftliche Klima der USA, indem er Schwule, Linke und Kommunisten brandmarkt und über alle Grenzen des Rechts hinaus verfolgt und abhört.

Aus Fehlern lernen

Nach Hoovers Amtsende wird es ruhiger ums FBI. Erst mit den Anschlägen auf das World Trade Center 2001 gerät das FBI erneut in die Kritik. Am 10. Juni 2005 berichtet die Washington Post: "In einer sehr bemerkenswerten Ermittlung, dem Report von Inspektor General Glenn A. Fine vom Justizministerium, kam heraus, dass das FBI mindestens fünf Möglichkeiten verpasste, um den Aufenthaltsort von zwei Selbstmordattentätern, die das erste Mal im Jahr 2000 in die USA eingereist waren, zu bestimmen."

Das FBI reagiert auf die Kritik mit einer umfassenden Umstrukturierung. Mittlerweile wurde die Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilungen innerhalb der Bundesbehörde verbessert. Begraben wurde dabei auch die alte Feindschaft zur Geheimdienstbehörde CIA, die nun eng mit dem FBI zusammenarbeiten soll.

   
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