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28.7.1794: Robespierre hingerichtet |
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Maximilian de Robespierre, "Über das Eigentum", 24. April 1793: "Die Könige, die Aristokraten und die Tyrannen, welcher Nation auch immer sie angehören, sind Sklaven, die gegen den Souverän der Erde, das heißt, gegen das Menschengeschlecht und gegen den Gesetzgeber des Universums, das heißt, gegen die Natur, revoltieren!"
Ein junger Anwalt will Frankreichs Schicksal gestalten. Maximilian François Marie Isidore de Robespierre schwärmt für die Visionen Rousseaus: Fort mit gesellschaftlichen Zwängen. Der Einzelne ist nichts, das Kollektiv ist alles. Im frisch gewählten Nationalkonvent vertritt er die Fraktion der Jakobiner, allesamt ultra-radikale Revolutionäre. Seine geschliffenen Reden treffen den Nerv des revolutionären Frankreich:
Maximilian de Robespierre, "Gegen den Krieg", 2. Januar 1792: "Es liegt in der Natur der Dinge begründet, dass der Gang der Vernunft langsam fortschreitet. Die lasterhafteste Regierung findet in den Vorurteilen, in den Gewohnheiten, in der Erziehung der Völker eine mächtige Stütze. Der Despotismus selbst verdirbt den Geist der Menschen so weit, dass er sich anbeten lässt und die Freiheit auf den ersten Anblick verdächtig und fürchterlich macht."
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sind die Losungsworte der Revolution. Auch Robespierre führt sie ständig auf den Lippen. Sein seriöses Äußeres und sein asketischer Lebenswandel verschaffen ihm allerorten Achtung und Respekt. Bald trägt er den Beinamen "Der Unbestechliche". Sein Ziel ist, die Privilegien und Institutionen des ancien régime zu vernichten. Seine Ideale sind hoch:
Maximilian de Robespierre, "Über das Eigentum", 24. April 1793: "Die Menschen aller Länder sind Brüder; die verschiedenen Völker müssen sich wie die Bürger eines Staates untereinander nach Kräften helfen. Wer eine Nation unterdrückt, erklärt sich zum Feinde aller Nationen. Wer gegen ein Volk Krieg führt, um den Fortschritt der Freiheit aufzuhalten und die Menschenrechte auszulöschen, soll von allen Völkern verfolgt werden. Und zwar nicht als gewöhnlicher Feind, sondern als rebellierender Mörder und Brigant."
Die Idee von der Völkerverbrüderung ist bald vergessen. Österreich erklärt Frankreich den Krieg. Werde Königin Marie-Antoinette oder dem König auch nur ein Haar gekrümmt, werde Paris dem Erdboden gleichgemacht. Robespierre überlegt.
Maximilian de Robespierre, "Gegen den Krieg", 2. Januar 1792: "Sollen wir Krieg führen oder Frieden schließen? Sollen wir unsere Feinde angreifen, oder sie in unsern Wohnungen erwarten? Ich glaube, dass dieser Ausdruck die Frage nicht unter allen ihren Beziehungen und in ihrer ganzen Ausdehnung darstellt. Welche Partei müssen die Nation und ihre Vertreter ergreifen, in den Verhältnissen, in denen wir uns befinden, in Rücksicht auf unsere inneren und äußeren Feinde? Das ist der wahre Gesichtspunkt, unter dem man sie betrachten muss, wenn man sie ganz begreifen und mit der ganzen Genauigkeit verhandeln will, die sie erfordert."
Die Verhandlung dauert nicht lang. Marodierende Revolutionäre stürmen die Tuilerien und setzen den König gefangen. Robespierre, der idealistische Kämpfer für Brüderlichkeit, zeigt ein neues Gesicht. Mit Macht betreibt er das Urteil gegen den König, im Januar 1793 wird Ludwig XVI hingerichtet.
Maximilian de Robespierre: "Terror ist nichts anderes als Justiz, prompt, scharf und unbeugsam. Er ist daher ein Ausdruck der Tugend!"
Allerorten regt sich Widerstand gegen das Willkürregime und seinen Sprecher Robespierre. Der reagiert mit verschärftem Terror. Die Guillotine arbeitet pausenlos und willkürlich. Längst sind ihr auch ehemalige Weggefährten wie Georges Danton zum Opfer gefallen. Gemäßigte Abgeordnete des Nationalkonvents schließen sich zusammen. Robespierre und seine engsten Vertrauten werden verhaftet. Und als gälte es, keine Zeit zu verlieren, gehen sie alle schon am nächsten Tag - dem 28. Juli - den Weg, auf den sie selbst zuvor den König geschickt haben.
Zehntausende Todesopfer hat der jakobinische Terror gekostet und am Ende seinen Schöpfer gefressen. Ein Jahr nach Robespierres Tod erhält Frankreich eine neue Regierung mit fünf Direktoren an der Spitze. Die Schreckensherrschaft in Frankreich ist zu Ende.
Autorin: Catrin Möderler |
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