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31.5.1902: Entscheidung im Burenkrieg |
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Es sollte ein kurzer Waffengang werden, aber am Ende war es der härteste Kolonialkrieg Londons und der verlustreichste für die Briten. Am 11. Oktober 1899 erklärte die Südafrikanische Republik, gefolgt vom verbündeten Oranjefreistaat, Großbritannien den Krieg.
Die Ausgangsbasis war klar und bedeutete einen Kampf auf Leben und Tod. Die reformierten niederländischen Buren (Bauern) wollten endlich die Gleichstellung innerhalb der südafrikanischen Staatengemeinschaft. Die Briten hingegen wollten ihre staatliche Existenz vernichten und die Buren-Republiken ihrem Kolonialreich einverleiben.
Grausamer Krieg
Zunächst hatten die Buren Vorteile. Sie waren gut bewaffnet, galten als ausgezeichnete Scharfschützen und waren zudem äußerst beweglich. Doch anstatt ihre Landsleute in den britisch kontrollierten Gebieten, dem Kap-Land und Natal, zu mobilisieren, verzettelten sie sich bei Belagerungen britischer Stützpunkte an den Grenzen.
Schon im März 1900 fiel Bloomfontein, die Hauptstaat des Oranjefreistaates, denn die Briten hatten nach den anfänglichen Erfolgen der Buren Verstärkung aus London erhalten. Im Mai annektierten sie den gesamten Freistaat, wenig später Transvaal.
Ab da gingen die Buren zum Guerillakrieg über. Die Antwort der Briten war grausam. 30.000 Farmen gingen in Flammen auf, die Ernten und der Viehbestand wurden vernichtet. Frauen und Kinder wurden interniert, die Briten selbst sprachen von Konzentrationslagern. Tausende kamen darin um.
Doch der Krieg dauerte noch weitere zwei Jahre, bis den Buren die Nahrungsmittel ausgingen: Der militärischen Niederlage war nicht mehr zu entrinnen. Der letzte Kolonialkrieg zwischen europäischen Siedlern und der Mutterrepublik endete mit 22.000 Toten auf britischer und 7.000 Toter auf burischer Seite.
Buren und Briten
Doch fanden die Buren aus der totalen Niederlage ihren Frieden und langfristig sogar ihre dominante Rolle in Südafrika zurück. Jan Smuts und General J.B.M. Hertzog, den beiden Burenführern, gelang es durch eine geschickte Politik, den Briten klar zu machen, dass das südafrikanische Reich der Briten nicht gegen die burische Mehrheit unter den Weißen zu regieren sei.
Der Südafrika-Kenner und Journalist, Hein Moellers, sah das so: "Sie haben es verstanden in London zu intervenieren, so dass sie auf eine sehr lange Zeit die Verfassung, die die Buren-Republiken hatten, beibehalten konnten. Das heißt, zunächst einmal die Rassegesetze, die dort galten. Und zum anderen hatten sie diese Zeit genutzt, die Buren, die untereinander gespalten waren, in die sogenannten "Bittereinders", die bis zur letzten Patrone gekämpft haben und den "Hensoppers", also denjenigen, die die Hände oben gehabt haben, die sogenannten Fahnenflüchtigen, zwischen diesen beiden Fraktionen wieder eine Vereinigung zu erzielen."
Doch die Briten versuchten mit einer gezielten Einwanderungspolitik die burische Mehrheit unter den Weißen zurückzudrängen. Auch die niederländische Sprache wurde aus den Schulen verbannt. Beides mit wenig Erfolg. Im Gegenteil, der burische Nationalismus erhielt dadurch wieder Auftrieb.
Nach und nach entzogen sich die Buren in ihren Gebieten der Kontrolle der Briten. Das Land gehörte den Buren, nur in den Städten regierten die Briten und kontrollierten den Handel. Letztlich blieb alles so wie vor dem Krieg. Der militärische Sieg der Briten drückte sich allein dadurch aus, dass die Buren ihre Republiken auflösten und sich formell der Krone unterstellten.
Und die Schwarzen?
Zu keinem Zeitpunkt kam die mit Abstand größte Bevölkerungsgruppe für eine der beiden weißen Kriegsgegner als Verbündeter in Frage: die Schwarzen.
Hein Moellers erklärte aus seiner Sicht warum: "Ich denke, man hat sie ganz bewusst beim Waffendienst ausgeklammert. Beide Seiten waren sich einig, dass sozusagen die Schwarzen mehr oder weniger doch unter ihnen standen. Es ging nicht zuletzt im burisch-britischen Krieg um die Macht oder die Kontrolle der schwarzen Arbeitskräfte und diese zu bewaffnen, schien beiden Seiten zu gefährlich."
Paradoxerweise erkannten die Buren das Recht der Schwarzen auf Selbstbestimmung und Befreiung aus der Unterdrückung bis fast zum Ende des 20. Jahrhunderts nicht an, obwohl sie ihre eigene Geschichte als permanenten Unabhängigkeitskampf betrachten.
Autor: Volker Wagener |
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