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2.5.1989: Ungarn öffnet Grenze |
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"Ich kann es noch gar nicht fassen, dass ich hier bin. Ich habe mich diesem Flucht-Tross angeschlossen, 100 Meter vor der Grenze hielten die dann und alles rannte nach Österreich." So ein DDR-Bürger im Sommer 1989.
Sie sind auf der Flucht, auf der Flucht vor Stasi, Bevormundung und Mangelwirtschaft. 60.000 Menschen aus der DDR sind in diesen Tagen in Ungarn - keiner will mehr zurück. Sie alle haben das Loch im Eisernen Vorhang vor Augen. Dieses Loch ist ein Ergebnis der Veränderung in Ungarn, ein Weg hin zur europäischen Integration.
Im Frühjahr 1989 beschließen ungarische Politiker die Westgrenze abzureißen. Die Entscheidung verkündet der ungarische General Balas Novacki am 2. Mai vor hunderten Journalisten: "Wir haben dieses Treffen deshalb heute hier am 2. Mai organisiert, da heute an diesem Tag die elektrischen Alarmanlagen zwischen Ost- und Westeuropa abgebaut werden."
"Bau ab und nimm mit"
Tag für Tag werden nun 600 Meter Stacheldraht abgebaut. "Bau ab und nimm mit" ist das Motto dieser Tage. Im Juni greifen dann die Außenminister von Ungarn und Österreich selbst zur Zange.
Der österreicherische Außenminister Alois Mock sagt damals: "Ich danke meinem ungarischen Kollegen Horn für diesen symbolischen Akt. Es ist der schönste Augenblick meiner politischen und diplomatischen Tätigkeit."
Diese Bilder sehen auch die DDR-Bürger im Fernsehen. Der Frust im Land ist in diesen Tagen hoch, der Wahlbetrug bei den gerade vergangenen Wahlen ist offensichtlich. Viele wollen einfach nur raus und sehen nun ihre Chance gekommen. Sie reisen nach Ungarn, finden in der Botschaft der Bundesrepublik Zuflucht oder flüchten über die nun sogenannte grüne Grenze.
Immer wieder werden DDR-Bürger bei der Flucht aufgegriffen. Eine Augenzeugin berichtet damals: "Zwei Soldaten haben uns festgehalten, und wir haben sie angefleht. Ich habe noch gedacht: Jetzt waren wir so nah dran. Lasst uns doch bitte rüber, doch sie haben es nicht getan."
Die letzten Stücke Vorhang fallen
Doch viele schaffen die Flucht nach Österreich. Von dort geht es dann weiter in Richtung Bundesrepublik Deutschland. Im August treffen sich im Grenzort Sopron 15.000 Menschen zum Paneuropäischen Picknick. Eigenhändig bauen sie die letzten Stücke des Eisernen Vorhangs ab. Bei dieser Gelegenheit gelingt hunderten DDR-Bürgern die Flucht.
Doch noch immer ist die Flucht verboten. Aber immer mehr ausreisewillige DDR-Bürger kommen nach Ungarn. Der damalige ungarische Außenminister Gyala Horn spricht mit dem damaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl und reist zu Beratungen nach Ost-Berlin, er sagte später: "Die Situation musste gelöst werden. Immer mehr DDR-Bürger kamen, und alle wollten in die BRD. Wir wollten sie nicht gemeinsam zurück transportieren in ein Land, in das sie nicht wollten."
Und so reift in Ungarn der Entschluss, die Grenze für die Flüchtlinge zu öffnen. Zunächst bleibt aber alles noch geheim - schließlich öffnet Ungarn am 11. September die Tore an der Westgrenze.
"Einer der allerschönsten Augenblicke"
Beeindruckende Szenen spielen sich ab. Menschen laufen über die Grenze, singen, schreien vor Freude. Ein General erinnert sich: "Ich stand hier auf meinem Balkon, als das Radio die Nachricht bekannt gab. Wir wussten bereits einige Zeit vorher was kommen würde, aber dann: Was für ein Schrei, was für ein Feuerwerk war das hier auf dem Maltesergelände nebenan, wo die deutschen Flüchtlinge wohnten. Ja diese Geschichte, was soll ich sagen, war einer der allerschönsten Augenblicke."
Autor: Gábor Halász |
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