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1.8.1936: Eröffnung der Olympischen Spiele in Berlin
Die Funktionäre des Internationalen Olympischen Komitees hatten, als sie fünf Jahre zuvor Berlin den Zuschlag für die Ausrichtung der Olympischen Spiele gaben, die braunen Wolken nicht gesehen oder nicht sehen wollen, die am politischen Horizont Deutschlands aufzogen.

Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß sagte auf dem Nürnberger NSDAP-Parteitag nach den Spielen: "Niemals wären die Olympischen Spiele nach Deutschland gelegt worden, wenn die Abstimmung über ihren Ort stattgefunden hätten, nachdem wir an der Macht waren."

Doch auch nach 1933, als die Welt nicht mehr die Augen vor der nationalsozialistischen Diktatur verschließen konnte, revidierte das IOC seine Entscheidung nicht. Boykottaufrufe vor allem aus den USA verpufften, nicht zuletzt dank tatkräftiger Mithilfe von Sportfunktionären wie dem späteren IOC-Präsidenten Avery Brundage.

Der Wolf im Schafspelz

Die Nationalsozialisten setzten ihre Propagandamaschine in Gang. Der Etat für die Spiele wurde verzwanzigfacht. Mit dem Reichssportfeld um das 100.000 Zuschauer fassende Olympiastadion entstand die damals modernste Sportanlage der Welt. Die Organisatoren ersannen den heute noch üblichen Fackellauf und ließen eine riesige olympische Glocke mit der Inschrift "Ich rufe die Jugend der Welt" gießen. Als weltoffen und friedliebend wollten sich die Nationalsozialisten präsentieren.

Der Staatskommissar für Berlin, Julius Lippert, sagte drei Tage vor der Eröffnung der Spiele zu den Vertretern des IOC: "Berlin grüßt die olympischen Kämpfer aus aller Welt. Es grüßt darüber hinaus in ihnen und mit ihnen aber auch die Vertreter von über 50 Nationen, mit denen allen Deutschland als ein Bollwerk des Friedens im Geiste gegenseitigen Verständnisses zu leben wünscht."

Der Wolf im Schafspelz. Auf Anweisung Hitlers waren im weiten Umkreis der olympischen Wettkampfstätten alle antisemitischen Transparente entfernt worden. Das Hetzblatt "Der Stürmer" verschwand aus den Auslagen der Zeitungskioske.

Propagandistischer Erfolg

Ganz nach dem Geschmack der Machthaber gerieten die Olympischen Spiele auch sportlich. Mit 38 Mal Gold gewann das deutsche Team deutlich die Medaillenwertung - auch wenn der Star der Spiele ein schwarzer US-Amerikaner war: Jesse Owens, der vier Mal antrat und vier Mal Gold holte.

Die Berichterstattung über die olympischen Spiele in Berlin setzte neue Maßstäbe. Erstmals wurden die Wettkämpfe per Hörfunk in 41 Länder übertragen. Premiere feierte auch das Fernsehen, das insgesamt 19 Stunden lang sendete. Für die Nationalsozialisten waren die Spiele ein beträchtlicher propagandistischer Erfolg, wie Rudolf Heß auf dem Nürnberger NSDAP-Parteitag nach den Spielen sagte: "Die olympischen Spiele rechne ich wieder zu jenen großen Schicksalsfügungen, an denen die Geschichte unserer Bewegung und des neuen Deutschlands so reich ist. Wir haben allen Grund, der Vorsehung dankbar zu sein."


Autor: Stefan Nestler
   
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