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4.7.1954: Deutschland gewinnt die Fußball-WM |
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"Aus, aus, aus, das Spiel ist aus, Deutschland ist Weltmeister, schlägt Ungarn mit 3:2 im Finale in Bern." Unfassbares war im Berner Wankdorfstadion geschehen. Vier Jahre und 33 Tage lang war Ungarns Fußball-Wunder-Team nicht mehr besiegt worden. Warum sollten die Magyaren ausgerechnet das Finale der fünften Fußball-Weltmeisterschaft verlieren - und dann auch noch gegen ein deutsches Team, das sie in der Vorrunde mit 3:8 deklassiert hatten?
Erwartungsgemäß gingen die Ungarn im Endspiel durch die Tore von Puskas und Czibor in Führung. Mit dem Anschlusstreffer des Nürnbergers Max Morlock wurde jedoch die Wende eingeleitet: "Wieder Eckball für Deutschland. Wieder wird die Ecke von links getreten. Und natürlich wieder von Fritz Walter. Vier Deutsche stehen im Strafraum der Deutschen gegen sieben ungarische Abwehrspieler, die gewarnt worden sind durch den Gegentreffer unserer Elf. Heute ist es kein 3:8, heute ist es keine B-Mannschaft, heute spielt Deutschlands stärkstes Aufgebot. Tor, Tor, Eckball von Fritz Walter, Tor von Rahn. Deutschlands Mannschaft, der großartige Sieger gegen Österreich, hat aus dem 0:2 ein 2:2 gemacht."
Elf Herren
Elf deutsche Fußballspieler befanden sich auf dem Weg, nicht nur ein Kapitel deutscher Sportgeschichte zu gestalten: "Toni Turek von Fortuna Düsseldorf hütet das Tor. Die Verteidigung übernehmen Jupp Posipal aus Hamburg und der Lauterer Werner Kohlmeyer. In der Läuferreihe stehen mit Horst Eckel und Werner Liebrig neben dem Fürther Karl May zwei weitere Spieler des 1. FC Kaiserslautern, der das Gerüst der deutschen Mannschaft stellt. Denn in der Angriffsformation finden sich mit den Gebrüdern Walter noch zwei Vertreter dieses berühmten Klubs aus der Pfalz. Dazu Max Morlock vom 1. FC Nürnberg, Helmut Rahn von den Rot-Weißen aus Essen und der Kölner Hans Schäfer."
Diese elf Herren gehören zur Zeitgeschichte. Vieles, was damals eher nebensächlich erwähnt wurde, ist heute erinnerungswürdig, wie die Schilderung des ersten deutschen Tores im Viertelfinale gegen Jugoslawien: "Und schon läuft der Ball wieder. Wunderbar das deutsche Stürmerspiel. Jetzt auf halbrechts zu Otmar Walter, der sich anbietet, wieder Schäfer, dreht den Ball artistisch, zwei, drei schöne Hochzieher. Und jetzt Kopfball Schäfer und - Tor! Das müssten Sie jetzt sehen, liebe Hörer in Deutschland. Schade, dass wir kein Fernsehen hier haben."
Fritz-Walter-Wetter
Fernsehen, heute selbstverständlich, weltumspannend und den Fußball als Geschäft inzwischen fest im Griff haltend und bestimmend - das konnten sich damals erst ganz wenige in Deutschland leisten. Die an den Radiogeräten mitfiebernde Nation war angewiesen auf die Bildersprache so großartiger Reporter wie Herbert Zimmermann oder Kurt Brumme. Und dann das Wetter am 4. Juli 1954.
Während des gesamten Endspiels regnete es in Strömen - Fritz Walter, dem legendären Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, war es recht. Bei diesem Wetter fühlte er sich besonders wohl. Seit dem Finaltag von Bern ist er der einzige Mensch, der einem speziellen Wetter einen Namen gegeben hat: "Fritz-Walter-Wetter". Trotz seines Ruhmes ist der 2002 verstorbene Fritz Walter immer bodenständig geblieben.
3:2 für Deutschland
Der Applaus der Massen ist den Helden von Bern nicht zu Kopf gestiegen, obwohl es Hunderttausende waren, die auf einem Triumphzug durch deutsche Städte den Weltmeistern zujubelten. Sie hatten einer nach 1945 gedemütigten deutschen Nation ein Stück Selbstwertgefühl zurückgegeben. Zuvor aber musste noch das entscheidende Tor fallen: "Sechs Minuten noch im Wankdorfstadion zu Bern. Keiner wankt. Der Regen prasselt unaufhörlich nieder. Es ist schwer. Aber die Zuschauer harren aus.
Eine Fußball-Weltmeisterschaft ist nur alle vier Jahre, und wann sieht man ein solches Endspiel, so ausgeglichen, so packend. Jetzt Deutschland am linken Flügel durch Schäfer. Schäfers Zuspiel zu Morlock wird von den Ungarn abgewehrt. Und Boscik, immer wieder Boscik - der rechte Läufer Ungarns am Ball. Er hat den Ball verloren, diesmal gegen Schäfer. Schäfer nach innen geflankt. Kopfball. Abgewehrt. Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. Rahn schießt - Tor, Tor, Tor, Tor! Tor für Deutschland. Linksschuss von Rahn, Schäfer hat die Flanke nach innen geschlagen. Schäfer hat sich gegen Boscik durchgesetzt. 3:2 für Deutschland, fünf Minuten vor dem Spielende. Halten Sie mich für verrückt, halten sie mich für übergeschnappt."
Eine einmalige Mannschaft
Und dann hieß es noch viereinhalb Minuten Daumenhalten, bis die Erlösung kam: "Aus, aus, aus, das Spiel ist aus, Deutschland ist Weltmeister, schlägt Ungarn mit 3:2 im Finale in Bern. Die Spieler gebärden sich, als ob sie ein Schloss gewonnen hätten."
Haben sie aber nicht, wie Bundestrainer Sepp Herberger immer wieder betonte: "Nein, nein, unsere Spieler haben damals für ein Spiel 200 D-Mark bekommen, und die am Endspiel teilgenommen haben, haben 300 D-Mark bekommen."
Kein Vergleich also zu den deutschen Fußball-Weltmeistern der Jahre 1974 und 1990, die dank vielfach höherer Erfolgsprämien und horrender Vermarktungsgelder Millionäre wurden. Der Lohn für die Helden von Bern fiel bescheiden aus.
Umso mehr Gewicht hatte das Wort von Trainer Sepp Herberger, den alle nur respektvoll "Chef" nannten: "Es war eine verschworene Gemeinschaft, die Amateure waren, und die mit einer Begeisterung und mit Stolz darauf aus waren, dass sie dieser Nationalmannschaft angehörten. Und die mit Begeisterung dabei waren und auf die bei jedem einzelnen Verlass war. Es war eine einmalige Mannschaft."
Autor: Hanspeter Detmer |
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