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5.4.1874: Die Fledermaus |
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Johann Strauß (Sohn) hat "Die Fledermaus" für das große klassische Orchester geschrieben. Die Streicher bilden das Grundgerüst. Bläser und Schlagzeug treten charakterisierend, solistisch, stets durchsichtig instrumentiert hinzu.
Zur Handlung: Das Libretto spielt in einem Badeort, in der Nähe einer großen Stadt. So stand es auf dem Plakat geschrieben, als "Die Fledermaus" zum ersten Mal im Theater an der Wien aufgeführt wurde. Eine "Champagner-Operette" mit adligem Personal von Welt.
Eigentlich soll Herr von Eisenstein eine Gefängnisstrafe absitzen, während in Wien der glanzvolle Ball des Prinzen Orlofsky stattfindet. Statt dessen macht er dort seiner charmanten Frau Rosalinde den Hof, ohne sie zu erkennen, weil er sie mit einer feurigen Ungarin verwechselt. Auch sonst geht es auf dem Ball recht verwirrend zu. Die Fäden ziehen dabei Theaterdirektor Falke, um sich für einen Faschingsscherz zu rächen, den Herr von Eisenstein ihm gespielt hat.
Nach einer feuchtfröhlichen Faschingsnacht landet Theaterdirektor Falke, als Fledermaus kostümiert, zunächst auf einer Bank im Stadtpark und dann im Gefängnis. Als sich nach mancherlei Verwirrung vieles aufklärt, amüsiert sich Falke über seinen gelungenen Spaß, aber Herr von Eisenstein schäumt, weil er glaubt, seine geliebte Frau habe ihn mit dem stadtbekannten Herzensbrecher Orlofsky betrogen.
Zum Glück erweist sich auch das als Irrtum, und so knallen zu guter Letzt statt der Duellpistolen die Sektkorken. Mehr als in seinen beiden früheren Operetten lässt Strauß in der "Fledermaus" die Sänger auch mit solistischen Passagen hervortreten, wie Prinz Orlofsky.
Die Resonanz beim Publikum war wohlwollend. Der Walzer ist das beherrschende Element der Operette und nur in der höchsten Steigerung vom Cancan-artigen Galopp abgelöst. Im Rausch überschäumender Melodienfülle wird das Eifersuchts- und Ehe-Boulevardstück zur fröhlichen Maskerade und zur harmlosen Gesellschafts-Komödie.
Kritik: "Ein Erfolg, wie er nicht glänzender, aber auch nicht wohlverdienter gedacht werden kann. Strauß hat sich in seinem dritten Werke nicht mehr in Bahnen zu zwängen versucht, die seiner genialen Eigenart fremd sind, er ist wieder er selber geworden. Der Refrain "Chacun a son gout" wurde schon am ersten Abend von 1000 Mündern nachgesungen."
So der Rezensent in der "Wiener Morgen-Post" nach der Premiere. Aber es gab auch kritische Stimmen:
"Das Libretto trägt die verbrauchteste aller Theaterschablonen. Schlechte Witze und schlechte Kalauer jagen sich wie Ungeziefer am unreinlichen Ort. Johann Strauß darf mit dem Abende zufrieden sein. Wir wollen seine Operette nicht in den Himmel heben, sondern hübsch auf Erden bleiben, dass der Mann nicht übermütig werde. Sein Talent ist beschränkt und seine Musik eine musichetta."
Der Journalist der "Neuen Freien Presse" musste sich eines Besseren belehren lassen - ebenso der gefürchtete Wiener Musikkritiker und Brahms-Jünger Eduard Hanslick, der "durchaus nichts Moussierendes und Prickelndes" in dem Werk fand. Im Premierenjahr wurde "Die Fledermaus" insgesamt 58mal im Theater an der Wien gegeben.
Ein respektabler Erfolg, wenn auch nicht sensationell. Offensichtlich hatte die Direktion des Hauses eine größere Nachfrage nicht eingeplant und sich lieber auf Stücke mit Musik von Millöcker verlassen, der es auf über 120 Aufführungen brachte. Über den Umweg der Erfolge in Berlin und Paris eroberte "Die Fledermaus" dann auch die österreichische Metropole.
Johann Strauß war zu jener Zeit auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Er schrieb fast jede Woche ein neues Stück und landete einen musikalischen Gassenhauer nach dem anderen, ob Polka oder Mazurka. Der Walzerkönig und Meister des Dreiviertel-Taktes war ein Popstar in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Wien lag ihm zu Füßen. Seinen größten Erfolg hatte er mit der "Fledermaus". Zwölf Tage vor seinem Tod am 3. Juni 1899 dirigierte er die Operette in der Wiener Staatsoper. Er starb als gefeierter Künstler.
Autor: Klaus Feldkeller
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