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8.3.1917: Graf Zeppelin gestorben
"Wenn man ein Bild von ihm sieht, fragt man sich unwillkürlich: Woher kam eigentlich dieser alte Herr mit dem dichten weißen Schnurrbart, dem breiten Gesicht unter der Schirmmütze. Zu was für einem Menschen gehörten diese klaren Augen unter den buschigen Brauen?", fragt sich ein Zeitgenossen von Ferdinand Adolf Heinrich August Graf von Zeppelin nach dessen Tod am 8. März 1917.

Lenkbares starres Luftschiff

Untrennbar ist sein Name mit den Luftschiffen, den Zeppelinen, verbunden, seit sich die erste silberne Zigarre über den Bodensee erhob. Als 25-Jähriger tritt der Sohn eines Regierungsrates und einer Fabrikantentochter in den Dienst des württembergischen Königs. Der schickt ihn als Beobachter in den amerikanischen Sezessionskrieg.

Dort steigt der junge Zeppelin mit einem Gas-Ballon auf und studiert begeistert die Vorteile der Feinderkundung aus sicherer Höhe und notiert: "Kein Mittel ist geeigneter, um rasch den Plan einer unbekannten und namentlich einer obendrein vom Feinde besetzten Gegend aufzunehmen."

Im August 1895 lässt sich Ferdinand Graf von Zeppelin ein "lenkbares starres Luftschiff mit mehreren hintereinander angeordneten Tragkörpern" patentieren. Und die Idee war ausgereift, erzählt beeindruckt der spätere Luftschiffkapitän Hans von Schiller: "Wir haben an dem ersten Patent, an der Idee, auch nicht das geringste zu ändern brauchen, bis zum 120. Luftschiff. Das was wir ausgefeilt haben waren Verbesserungen, aber die Grundidee hatte uns Graf Zeppelin selbst gegeben."

Silberne Zigarren

Als sich am 2. Juli 1900 das 800.000 Reichsmark teure Luftschiff LZ 1 über den Boden erhebt, fällen die Fachleute ein vernichtendes Urteil: "Technischer Unsinn in Kolossalform." Doch sein damals immerhin schon über 60 Jahre alter Erfinder lässt sich nicht beirren: "Meine Fahrzeuge werden bald zu den betriebssichersten Fahrzeugen zählen."

Bis zum LZ 4 ging auch alles gut - dieses Ungetüm aber stürzte auf einer Erprobungsfahrt ab. Die Katastrophe gibt den Startschuss für eine ungeahnte Blüte der Luftschiffindustrie. Mit Hilfe der deutsch-nationalen Presse gelingt es dem charismatischen Grafen die größte Spendenaktion des Reiches anzukurbeln. Hinzu kommen beachtliche staatliche Subventionen. Die Militärs spekulieren auf eine großartige Waffe für den Kampf gegen Großbritannien und Frankreich.

Der Erste Weltkrieg

Der 1914 begonnene Erste Weltkrieg ist dann das große Geschäft für die deutschen Zeppelinwerke. Heer und Marine ordern während des gut vierjährigen Krieges 88 Ungetüme. Begeistert dient sich der 76-jährige Graf darum dem deutschen Kaiser Wilhelm II. noch als Frontflieger an: "Aller Durchlauchtigster, großmächtigster Kaiser. In Deutschland erwartet man allgemein, dass ich den ersten Flug über London mitmache. Sollte Eure Majestät dies für wünschenswert erachten, so würde ich mich mit stolzer Freude an dem Flug beteiligen. Aller untertänigster treu gehorsamster Dr. Graf von Zeppelin, General der Kavallerie."

Doch die Entwicklung der gegnerischen Flugabwehr kommt rasch voran. Schnell werden die schillernden Zigarren zu gigantischen fliegenden Zielscheiben. Jeder Schuss ein Treffer, jeder Treffer ein Absturz. Noch vor Kriegsende entschließt sich die Generalität, die unförmigen Würste aus dem Verkehr zu ziehen. Doch das muss der am 8. März 1917, ein Jahr vor Kriegsende, nach einer Darmoperation gestorbene Graf nicht mehr erleben.


Autorin: Gerda Gericke
   
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