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3.8.1492: Kolumbus sticht in See
Kinderlied: "Ein Mann, der sich Columbus nannt, war in der Schifffahrt wohlbekannt. Es drückten ihn die Sorgen schwer, er suchte neues Land im Meer."

Eine Figur, die jedes Kind kennt: Christoph Columbus, der Entdecker Amerikas, seit fünfhundert Jahren tot und immer noch ein Held. Obwohl seine Heldentat ein Irrtum ist. Columbus weiß gar nichts von einem neuen Land, er sucht nur eine neue Schiffsroute nach Indien westwärts um den Globus herum. Und bis zu seinem Tod wird er glauben, dass er sie gefunden hat.

Christoph Columbus, Brief an den königlichen spanischen Schatzmeister, 30. April 1493: "Wir haben das erreicht, was bis jetzt noch keines Sterblichen Kraft erreicht hat. Drum sollen jetzt der König und die Königin (...) unserem Erlöser und Herrn Jesus Christus danken und lobsingen, der uns so zum Siege geführt und mit reichen Gaben beschenkt hat."

Cristoforo Colombo, der Wollweberssohn aus Genua, wird Seefahrer aus Not. Das väterliche Gewerbe geht bankrott. Der Sohn baut sich als Kaufmann zur See eine neue Existenz auf. Portugal wird sein neuer Stützpunkt. Indien, das Gold- und Gewürzland, ist sein Ziel.

Bisher muss man Afrika umsegeln, um hin zu kommen, Columbus träumt von einer kürzeren Route. Dass die Entfernungsangaben, auf die er sich stützt, völlig falsch, weil viel zu kurz sind, stört ihn nicht - auch nicht die mangelnde Unterstützung durch die portugiesische Krone. Er wendet sich einfach an Spanien.

Kinderlied: "Als er den Morgenkaffee trank, da rief er fröhlich Gott sei Dank! Denn schnell kam mit der ersten Bahn der Spanienkönig bei ihm an."

Ausgeblutet durch die Vertreibung der Mauren und der spanischen Juden braucht Spanien dringend neue Einnahmequellen. Selbst die nur vage Aussicht auf eine neue Route zum Gold kommt mehr als gelegen. Das Königspaar zwingt die Hafenstadt Palos, wegen unregelmäßiger Steuerzahlungen in königlicher Ungnade, Columbus drei Schiffe samt Mannschaft zur Verfügung zu stellen. Am 3. August 1492 stechen die Niña, die Pinta und die Santa Maria mit ungewissem Ziel in See.

Kinderlied: "Gesagt, getan, ein Mann, ein Wort. Am selben Tag fuhr er noch fort. Und eines Tages schrie er: Land - wie scheint mir alles so bekannt!"

Bordbuch des Christoph Columbus, 11./12. Oktober 1492: "Ich muss noch niederschreiben, was mich bewegt. Kann sein, dass dies meine letzte Eintragung ist, dass sie das Bordbuch ins Wasser werfen. Vielleicht aber vergessen sie es, und die Königin wird eines Tages wissen, dass ich kein Phantast, kein weltfremder Träumer war. Ich habe ein Licht gesehen. Es war, als bewegte jemand eine Fackel."

Kolumbus landet auf einer Insel der Bahamas, dem heutigen Samana Cay. Im festen Glauben, sein Ziel Indien erreicht zu haben, nennt er sie und ihre Nachbarn die "Westindischen Inseln". Mit Erlaubnis der spanischen Krone nimmt er als "Vizekönig" von allem Besitz, was er vorfindet.

Bordbuch des Christoph Columbus, 12. Oktober 1492: "Die Eingeborenen, glaube ich, sehen mich für einen Gott und die Schiffe für Ungeheuer an, die während der Nacht aus der Tiefe des Meeres aufgetaucht sind. (...) Ihr Anblick ist für uns ebenso überraschend, denn sie unterscheiden sich von allen Menschenrassen, die wir bisher gesehen haben. (...) Sie sind ohne Zweifel gutmütig und sanft. (...) Das Eisen, glaube ich, kennen sie nicht. Auch mit unseren Schwertern wussten sie nichts anzufangen."

Ihre Wehrlosigkeit wird den Ureinwohnern zum Verhängnis. Kolumbus findet weder das ersehnte Gold, noch andere Handelswaren. Aber er muss der spanischen Krone einen Erfolg vorweisen. Er entscheidet sich dafür, die Inselbevölkerung zu Sklaven zu machen.

Bordbuch des Christoph Columbus, 12. Oktober 1492: "Auf der Heimfahrt werde ich sechs dieser Männer mitnehmen, um sie dem König und der Königin zu zeigen. Außerdem sollen sie unsere Sprache erlernen."

Aus Sechs werden Hunderttausende. Am Ende der spanischen Eroberungen wird die Urbevölkerung der westindischen Inseln komplett ausgerottet sein. Kolumbus wird noch mehrmals über das Meer nach Westen fahren und dabei auch das Festland erreichen - ohne zu wissen, dass es nicht Indien ist, sondern ein Land, das ein deutscher Kartograph statt nach ihm nach seinem Seefahrerkollegen Amerigo Vespucci benennen wird: Amerika.

Autorin: Catrin Möderler
   
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