 |
 |
 |
 |
 |
|
11.6.1960: Brittens "Sommernachtstraum" uraufgeführt |
|
 |
 |
|
 |
Als am 11. Juni 1960 die Oper "A Midsummer Nights Dream" von Benjamin Britten uraufgeführt wurde, feierte man damit gleich zwei Ereignisse: Zum einen natürlich die Uraufführung einer Oper und zum anderen die Wiedereröffnung der mit großem Aufwand restaurierten Jubilee Hall in Adleburgh.
Der Sommernachtstraum war eine Auftragskomposition, die jedoch beinahe nicht zustande gekommen wäre, denn noch zehn Monate vorher hatte Britten nicht mit der Arbeit begonnen. Für einen Serienkomponisten früherer Zeiten wäre das nicht weiter schlimm gewesen, doch für Britten war das ein ernstes Problem. So entschied er sich erst im August 1959 als Libretto die romantische Komödie Shakespeares zu nehmen. In einem Brief schrieb er:
Britten: "Es gab einfach keine Zeit mehr, ein Libretto fertig zu stellen. Also haben wir eines genommen, das schon irgendwie zur Hand war."
Mit seinem Freund und Lebensgefährten, dem Tenor Peter Pears, machte er dann aus der Shakespeare-Komödie "Ein Sommernachtstraum" das Libretto für eine Oper in drei Akten.
Die Wahl des Stoffes brachte den beiden jedoch auch Kritik ein. Sie seien, so hieß es, doch zu sehr auf Breitenwirkung erpicht gewesen. Den Shakespeare kenne ja jeder, das sei kaum etwas neues, auch nicht für ein Opernpublikum. Das war insofern richtig, als das auch andere Komponisten den Sommernachtstraum schon adaptiert hatten; Henry Purcell etwa in seiner "Fairy Queen" oder Carl-Maria von Weber mit dem "Oberon".
Auch für die Umsetzung hagelte es Kritik. Die vielen mythologischen und allegorischen Gestalten sollten nur dem elitären Geschmack der Oberschicht schmeicheln, während die Behandlung des Puck nur dazu diene, auch die ungebildeten unteren Stände anzusprechen.
Musste er denn, fragten einige Kritiker, den Puck so sehr in die Nähe der populären "Robin-Goodfellow"-Figur rücken? Und die Rolle noch dadurch trivialisieren, dass er sie keinem gestandenen Opernsänger anvertraute, sondern durch einen Knaben darstellen ließ, der zudem mehr spricht als singt?
Dieser Kritik stand der immense Erfolg gegenüber, den Britten mit dieser Oper beim Publikum erzielte. Es war die Musik, die überzeugte und begeisterte. Seit Purcell war es nicht gelungen, den Charakter dieses Stoffes so umzusetzen.
Diese romantische Komödie, die ja, man lese nach bei Shakespeare, im Zweifel gar nicht stattgefunden hat, entsprach sehr genau Brittens eigener, ganz persönlicher Musiksprache. Wahrscheinlich konnte eben nur er dieses Irreale, das "nur geträumte", das "vielleicht gar nicht so gedachte", so betörend klingen lassen.
In den 1960er Jahren war Britten neben Michael Tippett der bekannteste und renommierteste Komponist in England. Es war jedoch kein Wunder, dass er den Auftrag für dieses Werk bekommen hatte und nicht Tippett, denn der schrieb doch deutlich neutönender und avantgardistischer. Der deutsche Komponist und damalige Chef der Hamburgischen Staatsoper, Rolf Liebermann, sah das so:
"Kluge Leute wie Benjamin Britten zogen die Lorbeeren zu Lebzeiten vor. Britten gehörte nie zur Avantgarde, nicht einmal als es Mode war, sich wenigstens so zu gebärden. Keinen Moment hat er seinen persönlichen Stil irgendwelchen Zeitströmungen angepasst."
Diese Einschätzung ist um so bedeutungsvoller, als der Komponist Liebermann eher Avantgardist war. Als Opernimpressario jedoch musste er ein Werk des so gemäßigt klingenden und schon beinahe populären Musikers begrüßen. Er hat diese Oper dann auch in seiner Hamburger Zeit auf den Spielplan gesetzt, und das nicht nur aus kaufmännischen Gesichtspunkten, denn seine Bewunderung für Brittens Werk war echt. Das hört man deutlich heraus, wenn Liebermann Brittens Leben und Werk beurteilt:
Rolf Liebermann: "Eine solche Treue zu sich selbst verdient Hochachtung. Britten ging seinen Weg geradeaus, ohne je abzuweichen oder Kompromisse zu schließen. Ich halte sein einfaches, verständliches, aber sehr persönliches Werk für das eines großen Komponisten von unbestechlicher Redlichkeit."
Die Uraufführung des "Sommernachtstraums" am 11. Juni 1960 war ein Erfolg. Und nicht nur an diesem Abend, denn die Oper schaffte bald den Sprung auf die Spielpläne der großen Opernhäuser. So stößt die Bitte, die Puck am Ende der Oper an das geneigte Publikum richtet, auch nie auf taube Ohren:
Zitat: "Nun Gute Nacht! Das Spiel zu enden. Begrüßt uns mit gewognen Händen!"
Autor: Dirk Ulrich Kaufmann
|
 |
|
 |
|
|
|
 |
|
 |
|
|
|
 |
|
|
 |
|