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9.6.1991: Der Pinatubo bricht aus |
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Als am 9. Juni 1991 erste stärkere Ausbrüche die Erde erschütterten, war das nur ein kleines Grollen im Vergleich zu dem, was wenige Tage später folgen sollte. Am 15. Juni schien in der philippinischen Provinz Zambales der jüngste Tag gekommen zu sein, in Gestalt eines der furchtbarsten Vulkanausbrüche.
Unmengen von Gas und Gesteinsbrocken schossen durch den Schlot des Pinatubo in den Himmel. Wie der Korken einer durchgeschüttelten Sektflasche knallte die oberste Spitze des Berges weg. Von fast 1800 Meter sackte der Vulkan auf eine Höhe von nur noch 1400 Metern zusammen.
Die Bewohner der Region waren rechtzeitig gewarnt worden. Zehntausende kamen in Flüchtlingslagern unter. Der Entwicklungshelfer und Geologe Stefan Cramer war damals vor Ort:
Stefan Cramer: "Alle Menschen sind in dem weitesten Umkreis, also ungefähr 20 bis 25 Kilometer um den Ausbruchskrater heraus, langfristig vorher informiert worden. Sie sind zwangsweise evakuiert worden. Einige wenige Vertreter der Urbevölkerung der Aetas, die in den tropischen Regenwäldern am Fuße des Pinatubo siedelten, haben sich geweigert. Einige wenige sind dadurch in den Ausbruch auch hineingeraten und umgekommen, aber insgesamt ist es ein Erfolg für die Wissenschaft gewesen, so wenig Todesopfer bei einem der stärksten Vulkanausbrüche des 20. Jahrhunderts zu verzeichnen zu haben."
Bei der Katastrophe fanden rund 800 Menschen den Tod. Das ganze Ausmaß der Jahrhundert-Eruption wurde erst am folgenden Morgen deutlich. Die Gegend um den Pinatubo war unter einer grauen Ascheschicht verschwunden und glich einer Mondlandschaft.
Selbst im 80 Kilometer entfernten Manila mussten Autofahrer die Vulkanasche von den Windschutzscheiben ihrer Fahrzeuge fegen. Die meisten der Opfer wurden von zusammenstürzenden Dächern begraben, die die Aschemassen nach dem Ausbruch nicht mehr tragen konnten.
Ein zufällig über der Insel tobender Wirbelsturm brachte starke Regenfälle mit sich. Diese vermischten sich mit den Aschemassen und verwandelten sie in kilometerlange Schlammlawinen. Sie begruben Häuser, Brücken und ganze Dörfer unter sich. Ca. 80.000 ha fruchtbaren Ackerlandes wurden vernichtet, über 600.000 Menschen verloren ihre Heimat. Viele von ihnen lebten noch heute in den Flüchtlingslagern, erzählt der philippinische Botschafter in Berlin José Abeto Zaide.
Abeto Zaide: "Es müssen immer noch Menschen umgesiedelt werden. Die Mount Pinatubo Commission hat alles getan, was sie unter den sehr schwierigen Umständen tun konnte. Letztes Mal hat sie 52.000 Familien umgesiedelt, aber die Aufgabe ist so gewaltig, dass immer noch etwa 12.000 Familien Wohnungen brauchen, einige in Pampanga, einige in Tarlac und einige in Zambales."
In ihre alte Heimat können die Menschen nicht zurück, denn dort geht noch immer eine große Gefahr von den Schlamm-Lawinen aus. Bei jedem Monsunregen geraten sie unkontrolliert in Bewegung. Die Gegend sei daher noch längst nicht zur Ruhe gekommen, so Stefan Cramer.
Stefan Cramer: "Auch heute noch gibt es bei jedem größeren Regenguss weitere Schlammlawinen, die immer wieder sich neue Wege suchen. Da das Gebiet drum herum sehr flach ist, entstehen ständig neue Flüsse und neue Bäche, so dass also auch die ganze Topographie eigentlich noch in Bewegung ist und es für viele Menschen noch nicht sicher genug ist, wieder im Flachland zu siedeln. An den Hängen des Pinatubo hat sich die Lage längst wieder beruhigt. Dort siedeln die Aetas, die Urbevölkerung, wieder und gehen ihrer traditionellen Lebensweise nach."
Wann mit einer Normalisierung der Lage auch im Flachland zu rechnen ist, kann niemand genau sagen. Fachleute schätzen, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis die Vulkanasche endgültig von den Hängen verschwunden sein wird. Erst dann kann mit dem Wiederaufbau begonnen werden, vorausgesetzt, der Pinatubo bleibt ruhig.
Doch davon geht Botschafter Zaide aus, schließlich hatte der Vulkan vor 1991 über 600 Jahre geschlafen. Abenteuerlustige Touristen können das Pinatubo-Gebiet in der Trockenzeit schon längst wieder besuchen; Wandertouren durch die bizarre Landschaft sind zur Attraktion geworden.
Autorin: Nicole Engelbrecht
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