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28.4.1945: Diktator Mussolini erschossen
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Benito Mussolinis Ende beginnt im Sommer 1943, als die Alliierten auf Sizilien landen. Mussolini wird wegen seiner militärischen Misserfolge entmachtet und in einem Hotel in den Abruzzen gefangen genommen. Der König und das offizielle Italien kapitulieren, schlagen sich auf die Seite der Alliierten und erklären dem nationalsozialistischen Deutschland, dem ehemaligen Verbündeten, den Krieg.

Als Reaktion marschieren deutsche Truppen in Italien ein und besetzen innerhalb von zwei Tagen das Land. In einer spektakulären Aktion befreien sie Mussolini aus seinem Gefängnis in den Abruzzen und lassen ihn am Gardasee die Republik von Salo ausrufen - eine faschistische "Marionettenregierung" unter deutschem Schutz.

Unterdessen organisiert sich in der Bevölkerung die Resistenza, der italienische Widerstand, und arbeitet mit den Alliierten zusammen. Einer der Partisanen sagte später: "Am 19. Mai 1944 warfen die Alliierten die ersten Waffenkisten ab. Wir waren nur ca. 100 Personen und sind dadurch gut ausgerüstet worden. Konnten dadurch den Gegenangriff der ca. 1.000 Schwarzhemden abweisen, obwohl wir nur ungefähr zwölf Leute waren, aber gut postiert. Gemeinsam mit den nachrückenden Partisanengruppen konnten wir ihnen eine schwere Niederlage zufügen, wobei die Gegenseite erhebliche Opfer hatte."

Kapitulation

Als die Alliierten im Verlauf der nächsten Monate langsam nach Norden vorstoßen, geraten die Deutschen immer mehr in Bedrängnis, wie auch der Zeitzeuge berichtet: "In den Tagen des tausendfachen Rückzugs haben wir die deutschen Ausschilderungen verdreht. Mehrere deutsche Einheiten landeten so in Gegenden, in denen unsere Sabotagegruppe "Demonio" bereits alle Brücken und Straßen gesprengt hatte. Etliche deutsche Soldaten gerieten in Gefangenschaft oder wurden von alliierten Tieffliegern getötet."

Ende März 1945 befreien die Partisanen Mailand und Mussolini sieht das Ende des Krieges nahen. Er versucht, mit den Partisanen zu verhandeln, doch sein Versuch scheitert am 25. April 1945. Unterdessen rücken die Alliierten weiter nach Norden vor und drei Tage später, am 28. April 1945, kapitulieren die deutschen Truppen in Italien.

Tod Mussolinis

Mussolini, verbittert und resigniert, entschließt sich, zusammen mit seiner Geliebten Clara Petacci in die Schweiz zu fliehen. Doch der Duce hat zu lange gezögert. Von einer Straßensperre der Partisanen wird er entdeckt und zusammen mit Clara Petacci hingerichtet. Tags darauf werden die Leichen nach Mailand transportiert und auf der Piazzale Loreto mit dem Kopf nach unten hängend dem Volk zur Schau gestellt.

Anschließend werden die Toten unter falschem Namen auf einem Mailänder Friedhof beigesetzt. Doch es wird noch eine Zeitlang dauern, bis Mussolinis Leichnam seine letzte Ruhestätte finden wird, denn ein Jahr später wird seine Leiche von einigen Faschisten geraubt und wochenlang auf der Flucht vor der Polizei von Ort zu Ort getragen. Schließlich werden die Behörden der Leiche habhaft.

Ein Rätsel bleibt

Mussolinis letzte Stunden sind Gegenstand eines Schwurgerichtsprozesses im Mai 1957 in Padua. Doch der Prozess bringt kaum Licht in die Vorgänge der letzten Apriltage 1945. Ungeklärt ist bis heute, wer Mussolini und seine Geliebte tatsächlich getötet hat. Der italienische Faschismus-Forscher Renzo de Felice stellte die kontrovers diskutierte These auf, nicht nur Partisanen seien beteiligt gewesen, sondern auch britische Geheimdienstagenten. Allgemein wird die Erschießung des Duce aber dem Widerstand zugeschrieben.

Die provisorische Ruhestätte Mussolinis in einem Kapuzinerkloster ist über zehn Jahre lang ein Staatsgeheimnis, um neofaschistische Demonstrationen und Aufmärsche zu vermeiden. Erst 1957 werden die sterblichen Überreste freigegeben und am 1. September im Beisein der Witwe Donna Rachele in der Familiengruft in Predappio bei Forli beigesetzt.



Autorin: Sabine Ochaba
   
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