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26.3.1979: Frieden von Camp David |
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Jimmy Carter: "In den letzten 30 Jahren haben Israel und Ägypten Kriegsmaßnahmen, in den letzten sechs Monaten aber haben sie Friedensmaßnahmen ergriffen. Wir feiern heute einen Sieg, dem nicht ein militärischer Feldzug vorausgegangen ist, sondern ein Feldzug, der vom Frieden beseelt war. Zwei große Staatsmänner, groß vor der Geschichte der Völker, Präsident Anwar Al Sadat und Premierminister Menachem Begin, haben diesen Feldzug mit mehr Mut, mehr Ausdauer und Inspiration geführt als je ein General aufgebracht hat, der Männer und Maschinen auf ein Schlachtfeld geführt hat."
So der US-amerikanische Präsident Jimmy Carter am 26. März 1979 in einer Feierstunde vor dem Weißen Haus. Ehrengäste aus den USA, Israel und Ägypten sind versammelt, dazu Vertreter der Weltpresse, um einem Ereignis beizuwohnen, das man schon nicht mehr für möglich gehalten hatte: Der Unterzeichnung des ersten Friedensvertrages zwischen einem arabischen Staat und Israel. Nur leise sind im Hintergrund die Stimmen arabisch-amerikanischer Demonstranten zu hören, die den Unmut der arabischen Welt zum Ausdruck bringen, von der Polizei aber auf Distanz gehalten werden.
Der Vertrag geht als "Frieden von Camp David" in die Geschichte ein, denn es hatte im November 1978 zwölf lange Tage intensivster Verhandlungen in der Abgeschlossenheit dieser Sommer-Residenz der US-amerikanischen Präsidenten bedurft, bevor die letzten Hindernisse aus dem Weg zur Unterzeichnung geräumt waren und der ägyptische Präsident Anwar Al Sadat verkünden kann:
"Dies ist ein historischer Wendepunkt von großer Bedeutung für alle friedliebenden Völker. Die unter uns, die dieser Vision verbunden sind, können sich der geheiligten Dimension unserer Mission nicht entziehen. Das ägyptische Volk mit seinem einmaligen Erbe und historischen Verständnis hat von Anfang an wert und Bedeutung dieses Unterfangens verstanden."
Sadat ist es gewesen, der anderthalb Jahre zuvor in Geheimkontakten mit Israel die Weichen gestellt hat, um diesen Durchbruch zu erzielen. Der Oktoberkrieg liegt vier Jahre zurück - mit dem merkwürdigen Ergebnis, dass beide Seiten sich als Sieger fühlen. Dieses Gefühl ermöglicht es Ägypten erst, als Gleichwertiger anzutreten und nicht als Unterlegener in vermeintlicher Schmach zu verhandeln. Hinzu kommt, dass in Israel überraschend ein Mann die Wahlen gewonnen hat, von dem man nun gar nicht einen Frieden erwartet: Menachem Begin, Führer des nationalistischen Lagers, der immer schon von einem Groß-Israel geträumt hat.
Es ist vielleicht diese scheinbare Verschlechterung jeder Friedenschancen, die Sadat aktiv werden lässt: In einer Rede vor dem ägyptischen Parlament erklärt er, er werde "bis ans Ende der Welt" gehen, um eine Friedenslösung zu suchen. "Selbst in die Knesset in Jerusalem." Artig applaudieren die Abgeordneten und Gäste, unter ihnen PLO-Chef Yasser Arafat. Die meisten halten dies offenbar für reine Rhetorik. Menachem Begin gerät in Zugzwang: Er lädt Sadat ins israelische Parlament ein. Immer noch glaubt die Welt an Rhetorik, aber Sadat kommt und eine neue Ära scheint im Nahen Osten anzubrechen.
Nach diesem ersten Schritt folgen vergleichsweise leichte Verhandlungen über einen israelischen Rückzug aus der Sinai-Halbinsel und die Schaffung einer Autonomie für die Palästinenser. Die Arabische Welt steht Kopf.: Sie bricht die Beziehungen zu Ägypten ab und verlegt die Arabische Liga nach Tunis. Die PLO verdammt die Idee einer Autonomie - die sie 15 Jahre später in Oslo dann doch akzeptieren soll - als ersten Schritt zur erhofften Selbstständigkeit.
Israel zieht sich - nicht ohne inneren Widerstand rechter Kreise - komplett aus Ägypten zurück und beide Staaten nehmen diplomatische Beziehungen miteinander auf. Nicht die große Liebe, aber doch Beziehungen, die so manchen Sturm und manche Belastung überstanden haben.
Der israelisch-ägyptische Frieden wird von der Welt als ein so hoffnungsvolles Zeichen gewertet, dass die Unterzeichner des Vertrages vom 26. März 1979 den Friedens-Nobelpreis verliehen bekommen. Anwar Al Sadat kann sich dieser Ehrung nicht allzu lange erfreuen: Er wird im Oktober 1981 von islamitischen Extremisten ermordet, weil er mit dem Friedensvertrag die Interessen der Arabischen Welt verraten habe.
Autor: Peter Philipp
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