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27.2.1973: Indianer protestieren in Wounded Knee
Dennis Banks, AIM-Aktivist: "I didnt want to accept one more day of living in a society that was crashing and devastating and murdering the culture of our people and the spirituality." - "Ich war nicht bereit, einen Tag länger in einer Gesellschaft zu leben, die die Kultur und die Spiritualität unseres Volkes zerstört."

So beschreibt der Lakota-Sioux-Indianer Dennis Banks die Situation der Ureinwohner der USA Anfang der 1970er. Er und viele andere waren nicht länger bereit, tatenlos zuzusehen, wie sie ihrer Kultur und Identität weiterhin beraubt, von multinationalen Konzernen wegen der Rohstoffe auf und unter ihrem verbliebenen Land erneut attackiert sowie von den Behörden als Empfänger toxischen und radioaktiven Mülls auserkoren wurden.

Am 27. Februar 1973 besetzten bewaffnete Angehörige von AIM, der Bewegung der US-amerikanischen Indianer Wounded Knee. Der kleine Ort im Pine Ridge-Reservat in South Dakota steht für den Überlebenskampf der Indianer. 1890 wurden dort bei einem Massaker, das von Historikern mit My Lai in Vietnam verglichen wird, über 300, teilweise unbewaffnete Männer sowie Frauen und Kinder umgebracht.

Manifestationen eines neuen, politischen indianischen Bewusstseins konnte man bereits im Jahr zuvor erleben, als eine Gruppe von Aktivisten aus dem ganzen Land nach Washington zog, um vor dem BIA-Gebäude, dem Büro der sogenannten Indianerbehörde, für die Einhaltung alter vertraglicher Rechte zu demonstrieren.

Nach der Rückkehr in das Pine Ridge-Reservat gingen indianische Politiker alten Schlags, die wie der damalige Stammesratsvorsitzende Richard Wilson ihre Position schamlos ausnutzten, und die neue Allianz von Radikalen und Traditionalisten auf Kollisionskurs. Sie hatten allen Grund zur Klage, wie sich der frühere US-Senator James Abourezk erinnert:

"The grievances were that the Pine Ridge government ignored the outline districts. That it would do nothing to take care of their grievances for them, that all the money that was being taken in by the tribe from the US-government was being spent mostly in Pineridge on the mixed bloods - the oligarchie - that understood the American system and that the full bloods and the traditionalists were being ignored." - "Die Verwaltung von Pine Ridge vernachlässigte die Außenbezirke. Der Vorwurf lautete, dass man sich nicht um ihre Beschwerden kümmerte, das all das Geld, das der Stamm von der US-Regierung zugewiesen bekam in die Taschen der in Pine Ridge herrschenden Oligarchie aus Mischlingen floss, die das amerikanische System kannten und die Vollblutindianer und Traditionalisten ignorierten."

Wilson war ein Günstling der Indianerbehörde in Washington und nahezu unumschränkter Herrscher im Pine Ridge-Reservat. Mit Hilfe einer Art Privatpolizei, finanziert mit Geldern der US-Regierung, terrorisierte der Oglala-Indianer-Politiker seine Gegner, sagt Ramon Roubideaux, der seinerzeit stellvertretender Staatsanwalt in South Dakota war.

Ramon Roubideaux: "The worst thing was the prohibition against public meeting. At the time AIM came in the tribal government was forbidding any public meetings and used the police to break up any that tried to start. So it was just like a police state which is really behind the decision to make a last stand at Wounded Knee." - "Das schlimmste war das Verbot öffentlicher Versammlungen, das mit der Gründung von AIM durch die Stammesräte erlassen wurde. Und das mit Hilfe der Polizei auch gegen jegliche Versuche, es zu durchbrechen, durchgesetzt wurde. Es war wie in einem Polizeistaat. Das führte letztendlich zum Aufstand in Wounded Knee."

Als dann im Januar 1973 ein weißer Mann, der einen Indianer umgebracht hatte, nur wegen Totschlags und nicht wegen Mordes angeklagt wurde, kam es zu Ausschreitungen, die in der Nacht vom 27. Februar in der Besetzung von Wounded Knee mündeten. Unter ihnen war auch Omarcha Chanka:

"I left college and went straight to the reservation to help move supplies into Wounded Knee. We proclaimed the independent Oglala nation, demanded an end to the corrupt system of tribal government, a removal of Dick Wilson and the return of the Black Hills." - "Ich machte mich vom College sofort auf den Weg ins Reservat, um zu helfen, Vorräte nach Wounded Knee zu bringen. Wir verkündeten die unabhängige Oglala-Nation, verlangten die Abschaffung der korrupten Stammesräte, die Absetzung von Dick Wilson und die Rückgabe der Black Hills."

Die Indianer hatten wollten mit der Besetzung von Wounded Knee Missstände anprangern. Stattdessen fanden sie sich von Hunderten von FBI-Beamten mit modernsten Waffen, Hubschraubern und Panzerwagen belagert. Die Besetzer erwiderten das Feuer aus den FBI-Waffen mit Jagdgewehren.

Zwei Tote Indianer und Verwundete auf beiden Seiten, das war die blutige Bilanz der Besetzung von Wounded Knee. Am 71. Tag gaben die Indianer ihre Belagerung auf, weil sie den Versprechungen der Regierung glaubten, sich um ihre Anliegen kümmern zu wollen. Doch nichts geschah. Die Behörden gingen vielmehr mit aller Kraft gegen die des politischen Radikalismus verdächtigten Indianer vor. Dabei kamen allein bis 1975 60 weitere Indianer ums Leben.

Autor: Michael Kleff
   
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