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28.1.1938: Rosemeyer verunglückt
Bernd Rosemeyer verbrachte seine Kindheit in der Autowerkstatt seines Vaters. Neugierig beobachtete er jeden Tag Monteure und Schlosser. Als 1919 die Deutschen in Weimar eine Republik gründeten, wollte der neunjährige Bernd Rosemeyer das erste Mal selbst Auto fahren. Aber der Vater verweigerte es ihm. Dazu sagte Bernd Rosemeyer später: "Aber ich quälte ihn so lange, bis er es mir beibrachte. Es war sehr komisch, weil meine Kinderbeine ja viel zu kurz waren. Um Kupplung und Bremspedal zu erreichen, mussten alle Hebel mit dicken Holzknüppeln verlängert werden, damit ich herunterreichen konnte. Aber von diesem Tag an war ich der Autofahrerei verschrieben."

Rekordfahrer

Mit 25 Jahren gewann Bernd Rosemeyer den Großen Preis von Brünn. Von da an stellte er einen Rekord nach dem anderen auf. Am Morgen des 28. Januar 1938 wollte er seine Höchstgeschwindigkeit von 400 Kilometern die Stunde auf der Autobahn bei Frankfurt überbieten.

Es war kalt an jenem Tag, die Straßen waren weiß vom Raufrost. Als Rosemeyer am Start ankam, war sein Herausforderer Rudolf Caracciola bereits eine Runde gefahren. Er hatte eine Spitzengeschwindigkeit von 432 Kilometern in der Stunde vorgelegt. Rosemeyers alter Rekord war damit überboten. Vor dem Start sprachen die beiden Kontrahenten kurz miteinander, Caracciola warnte Rosemeyer vor Seitenwinden auf der Strecke, genauer: an einer Waldschneise bei Mörfelden. Caracciola sagte, dass er deswegen nicht mehr starten würde.

Getuned in den Tod

In der ersten Runde verfehlte Rosemeyer die Geschwindigkeit seines Herausforderers nur knapp. Vor dem zweiten Start wurde sein Wagen getunt: um ihm aerodynamische Hilfsmittel zu geben, wurden die Radverkleidungen verschlossen. Dadurch gewann das Auto zwar geringfügig an Geschwindigkeit, wurde dafür aber Seitenwindempfindlicher. Rosemeyer startete.
Die Streckenposten meldeten:
"Kilometer 5 - durch"
"Kilometer 7,6 - durch"
"Kilometer 8,6 - durch"
"Kilometer 9,2 - der Wagen ist verunglückt."

Rennleiter und Rennarzt stiegen sofort in das nächste Auto und rasten zur Unfallstelle. Der Wagen Rosemeyers war nur noch Schrott. Der Fahrer selbst lag 40 Meter von der Autobahn entfernt unter einem Baum: sein Genick war gebrochen - Rosemeyer sofort tot.

Befragungen der an der Piste stehenden Kontrolleure ergaben, dass der Wagen just in der Schneise vor der Carraciola bereits gewarnt hatte, von einer Seitenböe erfasst worden war. Der Wagen hatte sich mehrmals überschlagen und schließlich zum tragischen Tod des Rennfahrers geführt.

Als Propaganda missbraucht

Eine ganze Generation hatte den Rennfahrer zum Vorbild - auch Adolf Hitler wusste die Popularität des blonden und kräftigen Rosemeyers für seine Propaganda zu nutzen: "Es ist für uns alle schmerzlich zu wissen, dass gerade einer der allerbesten und mutigsten Pioniere der Weltgeltung der deutschen Motoren- und Automobilfabrikation, Bernd Rosemeyer, sein junges Leben lassen musste."

Hitler stiftete nach dem Tod Rosemeyers das deutsche Motorsportabzeichen. Doch die Zeit der Rekordfahrten war vorbei.

Autor: Ralf Geißler
   
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