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17.1.1991: "Operation Desert Storm" beginnt
"Vor zwei Stunden begannen alliierte Luftstreitkräfte einen Angriff auf militärische Ziele im Irak und in Kuwait. Während ich jetzt spreche, dauern diese Angriffe an. Bodentruppen sind nicht im Einsatz. Dieser Konflikt begann am 2. August, als der Diktator aus Irak einen kleinen und hilflosen Nachbarn überfiel," so der damalige US-amerikanische Präsident George Bush sen. in seiner Rede an die Nation am 17. Januar 1991 - zwei Stunden nach dem Luftangriff gegen den Irak.

Iraks Einmarsch in Kuweit

Der irakische Diktator Saddam Hussein war mit seinen Truppen am 2. August 1990 in Kuwait einmarschiert und hatte das Emirat wenige Wochen später zur irakischen Provinz erklärt. Grund waren Auslandsschulden in Höhe von umgerechnet 40 Milliarden Euro, die der Irak nach dem ersten Golfkrieg gegen den Iran angehäuft hatte. Zudem ließen sich die jungen irakischen Soldaten nicht auf dem Arbeitsmarkt unterbringen.

Die irakische Wirtschaft war zu schwach, Saddam hatte die Einnahmen aus den Öl-Exporten vor allem in die Rüstung gesteckt. Hauptgläubiger waren Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate. Der Diktator hatte von ihnen gefordert, die Ölfördermenge zu drosseln, um seinem Land bei gleichem Preis einen größeren Absatz auf dem Weltmarkt zu ermöglichen. Außerdem verlangte er von den Golfstaaten einen Schuldenerlass.

Kuwait und die Arabischen Emirate gingen nicht auf die Forderungen ein. Sie bescherten seinem Land im Gegenteil durch Überproduktion noch größere Verluste, behauptete der irakische Diktator und bezichtigte Kuwait zudem des Öldiebstahls. Mit einer Invasion glaubte Saddam, die wirtschaftlichen Probleme seines Landes zu lösen und zugleich seinem Ziel näher zu kommen, als Nachfolger des Ägypters Gamal Abd el Nasser zum panarabischen Führer aufzusteigen.

Anti-Irak-Koalition

Der irakische Diktator Saddam Hussein hatte die Reaktion der Völkergemeinschaft unterschätzt. Die USA akzeptierte vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und geostrategischen Bedeutung der Region keine Verschiebung der Kräfteverhältnisse auf der arabischen Halbinsel.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen forderte noch am gleichen Tag, am 2. August 1990, einen sofortigen und bedingungslosen Rückzug der irakischen Soldaten und verhängte vier Tage später ein Finanz- und Militärembargo gegen den Irak. Der US-amerikanische Präsident George Bush sen. setzte bereits sechs Tage nach der irakischen Invasion 400.000 US-Soldaten zum Schutz Saudi-Arabiens in Marsch und wich keinen Jota von der harten Linie ab - entgegen der Überzeugung seines Außenministers James Baker.

Es formiert sich eine Anti-Irak-Koalition aus 28 Nationen, der sich bis auf Jordanien auch die arabischen Nachbarstaaten einschließlich Syrien und Ägypten anschließen. Für sie stellt der mit westlicher Hilfe hochgerüstete Saddam schon länger eine Bedrohung dar. Da sich Saddam Hussein zunehmend isoliert sieht, spielt er sich als Interessenvertreter der Palästinenser auf, die dies dankbar annehmen. Er fordert eine Nahost-Konferenz und macht seinen Rückzug aus Kuwait von dem Rückzug Israels aus den besetzten Gebieten abhängig. Die USA lehnen ab. Saddam droht mit der Zerstörung aller Ölfelder am Golf.

"Operation Wüstensturm"

Die letzte Chance für eine friedliche Lösung verstreicht mit dem gescheiterten Treffen zwischen dem US-Außenminister Baker und seinem irakischen Kollegen Tariq Aziz am 9. Januar 1991 in Genf. Ein auf den 15. Januar, 24 Uhr terminiertes Ultimatum lässt der irakische Diktator verstreichen. Er setzt auf die Leidensfähigkeit seines Volkes: Dieses könne drei bis sechs Mio. Tote hinnehmen. Was aber würden die US-Amerikaner sagen, wenn sie 10.000 Tote zu beklagen hätten?

Bush sen. gibt seinem Stabschef General Norman Schwarzkopf am 17. Januar 1991, ein Uhr Mitteleuropäischer Zeit, den Befehl zur "Operation Wüstensturm": "28 Länder von fünf Kontinenten, Europa, Asien, Afrika und der arabischen Liga haben heute ihre Streitkräfte in der Golfregion versammelt, die Schulter an Schulter gegen Hussein angetreten sind. Diese Länder hatten gehofft, dass die Anwendung von Gewalt verhindert werden könnte. Bedauerlicherweise erleben wir jetzt, dass nur Gewalt ihn zur Abkehrbewegung bringt."

Über 1.300 Einsätze fliegen die Kampfflugzeuge der Anti-Irak-Koalition innerhalb der ersten 14 Stunden und legen Militär- und Industrieanlagen des Irak in Schutt und Asche. Saddam Hussein zeigt sich scheinbar unbeeindruckt, lässt Bagdad in der Nacht des ersten Angriffs sogar hell erleuchten und proklamiert die sogenannte "Mutter aller Schlachten": "Die ganze Nation wird den Thronen ein Ende bereiten, die auf Korruption beruhen. Und es wird die Verräter besiegen und entmachten, nachdem der Wille des Satans und des Bösen im Weißen Haus besiegt sein wird."

Nur wenige Stunden später feuert der Irak Scud-Raketen auf israelische Städte. Dutzende Raketenangriffe gehen auf Israel nieder, 13 Israelis sterben. Dennoch verzichtet Premier Yizthak Shamir auf einen Gegenschlag - und vereitelt damit die Strategie Saddams, Israel in den Krieg hineinzuziehen, um die arabischen Länder doch noch auf seine Seite zu ziehen.

Ökologische und menschliche Tragödie

Nach einer Bodenoffensive der Alliierten gibt Saddam am 28. Februar 1991 auf und unterschreibt einen einseitigen Waffenstillstand, in dem er alle zwölf UN-Resolutionen akzeptiert. Nicht ohne allerdings beim Rückzug aus Kuwait 700 Ölquellen in Brand gesetzt zu haben. Eine Umweltkatastrophe einmaligen Ausmaßes: 2,5 Mio. Tonnen Rohöl verseuchen die Biotope der arabischen Küste und weite Teile des Indischen Ozeans nachhaltig. Acht Monate bleibt der Himmel schwarz, bis die Spezialisten den Brand gelöscht haben.

Die menschliche Tragödie des Krieges, in dem mehr Bomben auf den Irak abgeworfen wurden, als auf Deutschland während des Zweiten Weltkrieges, ist hingegen wegen der Medienzensur auf beiden Seiten bis heute nicht vollständig bekannt. Die Zahl der getöteten irakischen Soldaten schwankt zwischen 85.000 und 250.000, die der getöteten Zivilisten zwischen 40.000 und 180.000. 4.000 bis 7.000 Kuwaitis sollen bei den Kämpfen gestorben sein, und die Alliierten zählen angeblich 343 Verluste.


Autor: Frank Gerstenberg
   
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