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14.1.1860: Seekabel nach Indien verlegt |
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Wer Mitte des 19. Jahrhunderts Nachrichten verschicken will, braucht viel Geduld. Ein Brief von London nach Kalkutta benötigt zum Beispiel 30 Tage. Die Telegrafie ändert das.
Am 14. Januar 1860 startet im indischen Karachi ein Dampfer. Er soll zwischen Indien und Ägypten das längste Seekabel der Welt legen. Skeptiker prophezeien dem Unternehmer Newall und Co. eine Pleite. Gerade erst ist das Seekabel zwischen England und Amerika nach wenigen Telegrammen zusammengebrochen. Ein gewisser Dr. Mohr warnt: "Die Führung telegrafischer Linien durch große Meerestiefen mit den jetzt vorhandenen Mitteln ist unausführbar. Der große Druck des Wassers durchdringt die Substanz des Isolators und hebt dadurch die Isolation mit der Zeit auf."
Aber der Skeptiker interessiert Newall und Co. nicht. Der aufstrebende Welthandel verlangt schnelle Informationen, die Firma Newall verspricht sich lukrative Gewinne. Sie hat sich den erfahrensten Telegrafie-Experten ihrer Zeit an Bord geholt: Werner Siemens. Der Erfinder soll die Verlegung überwachen, außerdem testet er auf dem Schiff seine Apparate. Nicht allen an Bord ist der pedantische Siemens sympathisch.
Teilstücke
Das erste Teilstück durch das Rote Meer funktioniert nicht. Dank Siemens wird der Fehler aber schnell gefunden und behoben. Während der Arbeiten an Deck ist es eng, der Rauch aus den Schornsteinen belastet die Atemwege. Und Siemens macht vor allem die Hitze zu schaffen: "Mein Reisethermometer zeigte bei Tage fast immer 30 Grad und bei Nacht 31 Grad. Eine Temperatur, die man zwar mit voller nordischer Kraft länger ohne Schwierigkeiten erträgt, die auf Dauer aber doch recht lästig wird."
Nach Vollendung des ersten Teilstücks durch das Rote Meer macht Siemens Urlaub. Er besucht die Cheopspyramiden und reist nach Korfu. Danach beschließt er, nach Europa zurück zu kehren. Die weitere Überwachung der Arbeiten überlässt Siemens seinem Freund William Meyer. Schon im Februar ist das bis dahin längste Tiefseekabel gelegt, steht die Verbindung von Indien nach Suez.
Telegramm für einen halben Monatslohn
Die Beförderungsgebühr für ein Telegramm mit bis 20 Worten betrug 24 Schilling, das entsprach acht Talern deutscher Währung. Für acht Taler muss ein deutscher Weber zu dieser Zeit einen halben Monat arbeiten. Deshalb morsen in den ersten Jahren der Telegrafie vor allem wohlhabende Unternehmer und Regierungen ihre Depeschen. Lange hat die Firma Newall an dem indischen Seekabel aber nicht verdient. Fünf Jahre hat es einigermaßen funktionstüchtig gearbeitet. Die erste größere Kabelbeschädigung führte jedoch dazu, dass das Kabel aufgegeben werden musste, weil es nicht mehr zu heben war. Durch den Korallenbewuchs war es zu schwer geworden.
Telegramme zwischen Indien und Europa
Das nächste große Kabelprojekt verbindet 1870 Indien mit Europa. Die indo-europäische Linie führt fast nur über Land, eine Nachricht von London nach Kalkutta braucht nur noch wenige Minuten.
Autor: Ralf Geißler |
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