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1.1.1802: Berliner Schauspielhaus eröffnet
"Folgen Sie meinem Rat und spielen Sie entweder - oder. Immer das Äußerste, das Niedrigkomischste oder das Höchsttragische." Es ist der große Genius selbst, Johann Wolfgang von Goethe, der dem 20-jährigen Schauspieler Iffland diesen weisen Ratschlag gibt. Und August Wilhelm Iffland schließt die Worte Goethes tief in seinem Herzen ein.

Er hat seine Schauspielkarriere gerade erst begonnen, alles entwickelt sich äußert zufriedenstellend. Das Publikum liebt ihn, alle berühmten Theaterdichter der Zeit sind schon auf ihn aufmerksam geworden. Friedrich von Schiller verpflichtet Iffland damals für seine neueste Uraufführung. Das Stück heißt "Die Räuber". Die Rolle heißt "Franz Moor". Und Iffland als "Franz Moor" ein Triumph.

Von jetzt an stehen ihm im deutschen Theater alle Türen offen. 1796 ereilt ihn der Ruf des preußischen Königs. Er soll Direktor des Nationaltheaters am Gendarmenmarkt werden. Friedrich der Große hat das Theater seinerzeit gebaut, genau zwischen dem Deutschen Dom und dem Französischen Dom. Nach dem Tod des Großen Königs wird sie umgetauft in "Nationaltheater". Außer Schauspiel gibt es auch Oper.

Hochkarätige Männer

Eine Opernaufführung am Nationaltheater bleibt Publikum und Mitwirkenden ewig in Erinnerung. Ein kleiner Mann im schlichten Oberrock drängt sich während der Vorstellung laut schimpfend zum Orchester. Bei einem großen Akkord schreit er: "Verflucht, kein "d"! Wollt ihr "dis" greifen!" Der merkwürdige Gast wird erkannt, das Publikum von Berlin erhebt sich. Eine stehende Ovation für Wolfgang Amadeus Mozart.

Der König nutzt die Gelegenheit und bietet Mozart die Theaterleitung an. Aber der möchte lieber zurück nach Wien. Erst mit Iffland gelingt es Friedrich Wilhelm II. von Preußen, einen hochkarätigen Theatermann zu gewinnen. Er gibt seinem neuen Direktor einen Rat auf den Weg: "Hüten Sie sich vor einseitiger Rollenverteilung. Lassen Sie jeden vorwärtsgehen. Ich hätte gern, dass auch das letzte Mitglied am Theater zuzeiten bemerkt würde." Iffland bemüht sich. Aber ob er will oder nicht, der große Star bleibt er. Sein Freund Friedrich Schiller kommt oft nach Berlin, um ihn auf der Bühne zu sehen.

Das Schauspielhaus

Inzwischen ist das Haus, das Friedrich der Große hat bauen lassen, baufällig. Der König lässt es abreißen und an derselben Stelle ein neues bauen. Er beauftragt einen Experten für repräsentative Architektur, den Baumeister Carl-Gotthard Langhans. Der hat sich mit einer besonderen Kreation für die neue Aufgabe empfohlen: Dem Brandenburger Tor. Zu Ifflands Ärger will der König zur feierlichen Eröffnung am 1. Januar 1802 kein Stück von Schiller haben. Zu revolutionär. Es soll vielmehr etwas von August von Kotzebue sein, ebenfalls ein populärer Autor, der zudem ein Talent für harmlose Komödien wie "Die deutschen Kleinstädter" hat.

Dem neuen Schauspielhaus ist kein allzu glänzendes Schicksal beschieden. 1817 brennt das Theater ab. Karl Friedrich Schinkel errichtet auf seinen Grundmauern wieder ein Schauspielhaus. 1918 wird daraus das Preußische Staatstheater. Sein berühmtester Intendant: Gustav Gründgens. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wird das Gebäude erst 1984 als Konzerthaus wieder eröffnet. Unvergessen ist sein kongenialer erster Direktor August Wilhelm Iffland. Und die Maxime, mit der er einst sein Amt antritt: "Das sicherste Mittel, auf der Bühne ein edler Mann zu scheinen, ist, es im Leben zu sein."


Autorin: Catrin Möderler
   
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