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22.12.1942: "Rote Kapelle" - erste Hinrichtungen |
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Die Rote Kapelle, ein klangvoller Name, den sich Gestapo und faschistische Abwehr ausdenken, um eine Gruppe kritischer Aktivisten einzukreisen und letztendlich zu liquidieren. Einer der führenden Personen in diesem Zusammenschluss von Freunden und Widerständlern, die seinerzeit in Berlin agieren war Hans Coppi. Sein Sohn Hans Coppi weiß um die Probleme der Männer und Frauen, die sich auf der einen Seite mit dem System arrangieren, aber dennoch Opposition sind: "Rote Kapelle ist ein Fahndungsname der deutschen Abwehr und dort gibt es einen Fachjargon: Wenn zum Beispiel die Funkabwehr einen unbekannten Sender im Äther wieder fand - sie haben das ja alles abgehört - dann war das ein Pianist, wenn es mehrere Funker waren, dann war es eine Kapelle, und da dieser Funkverkehr in Richtung Osten ging, wurde aus der Kapelle die Rote Kapelle."
Ziel: Widerstand und Information
Den Kern der so genannten Roten Kapelle bilden Regierungsbeamte, Schriftsteller, Künstler, Professoren und jungen Kommunisten. Die Führer sind der Oberleutnant Harro Schulze-Boysen im Luftfahrtministerium und der Oberregierungsrat Arvid Harnack im Reichswirtschaftsministerium.
Dieser "autonome" Berliner Widerstandskreis hat ein Ziel: sich über militärische, wirtschaftliche und politische Vorgänge in Deutschland und an den Kriegsfronten zu informieren. Zudem ist er der festen Meinung, dass die nationalsozialistische Herrschaft nicht von Dauer sein kann. Die Möglichkeit einer Kooperation mit der Moskauer Führung wird zum Hoffnungsträger für die Beendigung des Krieges.
Auf Grund der vielen persönlichen Kontakte überschneiden und beeinflussen sich Anfang der 1940er-Jahre die verschiedenen Widerstandskreise. Ein organisatorischer Zusammenhang ist jedoch nicht da. Zwei Funkgeräte werden von der sowjetischen Botschaft gestellt, um nach Moskau zu funken. Doch technische Probleme und mangelnde Reichweite lassen keine direkte Verbindung nach Moskau entstehen. Mühsam werden über einen Mittelsmann in Brüssel acht Funksprüche versendet - ansonsten herrscht eher Funkstille. Flugblätter oder Zettelaktionen gegen die Nationalsozialisten bestimmen den Alltag dieser eher losen Gemeinschaft.
Verhaftungen und Verurteilungen
Der deutschen Abwehr gelingt es, einen Funkspruch zwischen Brüssel und Moskau zu entschlüsseln, und das wird der Berliner Gruppe zum Verhängnis: Im Herbst 1942 werden 126 angebliche Mitglieder der Roten Kapelle verhaftet. Von den 77 Angeklagten erhalten 45 die Todesstrafe, darunter 19 Frauen. Auch die Eltern von Hans Coppi werden vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt, er selbst kommt kurz vor der Hinrichtung seiner Mutter im Frauengefängnis in Berlin zur Welt.
Nach Ende des Krieges
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges und der Teilung Deutschlands muss Hans Coppi feststellen, dass beide Staaten die Rote Kapelle für ihre Interessen missbrauchen. Während die DDR die Rote Kapelle als heldenhafte und einflussreiche kommunistische Widerstandsorganisation feiert, sucht sich das westliche Nachkriegsdeutschland einen anderen Nutzen: "Dieses Konstrukt hat den Krieg überdauert und in der Phase des Kalten Krieges und in der Eskalation des Ost-West-Konfliktes wurde die Rote Kapelle gewissermaßen ein Synonym für sowjetische Spionage schlechthin im Westen. Und die überlebenden Gestapo-Beamten haben ihre Weisheiten und ihre Wahrheit verbreitet, in der sie behaupteten, damals nicht alles aufgedeckt zu haben, und es noch schlafende Netze gab, die jetzt noch aktiv werden könnten. Das war für diese ehemaligen Gestapo-Leute wieder auch ein Neuanfang. Sie haben beim Bundesnachrichtendienst und Verfassungsschutz gearbeitet, sie galten als Experten."
Die Staatsanwaltschaft Lüneburg bescheinigt dem Reichsgericht 1951 zum Fall "Rote Kapelle" ein "ordnungsgemäßes" Verfahren. Erst 1998 werden die Urteile durch einen Beschluss des Bundestages endgültig aufgehoben.
Autorin: Doris Bulau |
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