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25.11.1986: Oliver North entlassen
Gäbe es eine Steigerungsform US-präsidialer Affären, sie würde wohl bei Monika Lewinski beginnen, über Richard Nixons Watergate führen und beim sogenannten Iran-Contra Skandal ihren vorläufigen Höhepunkt finden.

Allein die Namen lassen erahnen, wie die Affären ausgingen: eine übereifrige Praktikantin, ein gescheiterter Präsident und zwei außenpolitische Krisengebiete.

Wenn überhaupt ein Name fällt im Zusammenhang mit Iran Contra, dann ist es der des ehemaligen Mitarbeiters im Nationalen Sicherheitsrat, Oliver North.

Es dauerte nicht sehr lange nach der Ankündigung des US Justizministers Ed Meese vom 25. November 1986, dass tatsächlich gewisse Gelder an gewisse Gruppen weitergeleitet worden seien, bis sich Oliver North als Schlüsselfigur in der Affäre entpuppte.

Für manch einen der Senatoren und Abgeordneten im Untersuchungsausschuss des Kongresses war der zackige Oberstleutnant der Schlüssel zum Verständnis der Iran-Contra Affäre. Für Millionen Zuschauer, die die Verhöre an den Bildschirmen verfolgten, war er ein Held oder ein Lump - je nach politischer Couleur. Und für manch einen im Weißen Haus hielt die Schlüsselfigur Oliver North vor allem den Schlüssel zur Hintertür aus diesem Skandal. Und der im vielfachen Sinne blauäugige Strahlemann North spielte all diese Rollen mit Bravour.

"What did the President know" - was hat der Präsident von alledem gewusst? Das war die politisch explosive Frage in der Iran Contra Affäre. Beide Teile dieses Falles - der Verkauf von Waffen an den Iran und das Weiterleiten der Erlöse an die nicaraguanischen Contra-Rebellen - sie waren politisch eigentlich nicht vertretbar. Der Kongress hatte gar ausdrücklich jegliche Unterstützung der Contras in einem Gesetz verboten.

"I dont recall,..." - er könne sich nicht erinnern, nein, er könne sich nicht erinnern. Präsident Ronald Reagan stritt in einer Aussage vor dem Untersuchungsausschuss jegliche Detailkenntnis der Vorgänge ab.

Oliver North absolvierte vor dem Kongress einen atemberaubenden Drahtseilakt. Ohne Reagan direkt zu kompromittieren, stellte er sich selbst als Helden dar, der lediglich die Wünsche seiner Befehlshaber ausgeführt habe.

Darauf eingeschworen nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen, sagte North beinahe alles außer der Wahrheit. Er spulte die Anfänge dessen herunter, was Jahre später zum Wahlkampfprogramm des Senatskandidaten Oliver North werden sollte. Und er log in den Sachfragen. Dafür musste er sich später in einem Strafprozess vor Gericht verantworten.

Die US-amerikanische Öffentlichkeit reagierte mit seltsamer Gelassenheit auf die Affäre. Natürlich - unterhaltsam, das war sie, aber ein Skandal? Da hatte man andere Sorgen.

Oliver North versprühte zuviel Charme, um die Rolle des Bösewichtes in dem Polit-Theater zu spielen. Und Hauptdarsteller Ronald Reagan war längst zum politischen Übervater avanciert, den niemand mehr demontiert sehen wollte. Außerdem hielten ihn und seine politischen Souffleure wahrscheinlich nur wenige für dumm genug, eine solche Posse selbst angeschaut zu haben. So glaubten es ihm die meisten, als Ronald Reagan aussagte, er habe zwar gewusst dass North Kontakte zu den Contras gepflegt habe, er habe aber immer wieder darauf hingewiesen, dass man sich im Rahmen der Gesetze bewegen müsse.

Eineinhalb Jahrzehnte und einen kalten Krieg später scheint Iran-Contra in den USA beinahe vergessen. Oliver North ist nach mehreren Anläufen als Kandidat für Amt und Würden gescheitert. Ronald Reagans politisches Gedächtnis ist der Alzheimer Krankheit zum Opfer gefallen. Über die Contras, überhaupt über Mittelamerika spricht niemand im politischen Amerika mehr. Und angesichts Saddam Husseins erscheinen die Waffenverkäufe an den Iran vielen im Rückblick auch nicht ganz so tragisch.

Autor: Robert Burdy
   
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