 |
 |
 |
 |
 |
|
22.11.1945: Luftkorridore nach Berlin |
|
 |
 |
|
 |
Drei Rippen aus Beton krümmen sich gen Westen. Jede Rippe steht für einen so genannten Luftkorridor. Diese Luftkorridore retteten den Berlinern das Leben. Über diese Wege flogen 1948 und 1949 die Rosinenbomber in den Westen der geteilten Stadt.
"Hier meldet sich Tempelhof, die Pforte zum Luftkorridor nach Frankfurt."
Die Flugzeuge starteten von Frankfurt, Hamburg und Hannover aus. An Bord lagerten Tonnen von Lebensmitteln, denn die Zufahrtswege auf dem Land und im Wasser waren dicht. Die sowjetische Besatzungsmacht blockierte alle Übergänge, um ganz Berlin für sich zu gewinnen.
"Wir sehen rüber nach Neukölln, und wir erkennen auf der rechten Seite den Strang der Berliner S-Bahn, und es ist kurios zu beobachten. Alle zehn Minuten kommt jetzt im Hauptberufsverkehr hier so ein S-Bahn-Zug am Gleis vorbeigefahren. Aber es startet alle zwei Minuten ein neues Flugzeug."
Das die Berliner damals aus der Luft beliefert werden konnten, ist das Ergebnis einer Vereinbarung vom 22. November 1945. Damals einigten sich die vier Besatzungsmächte auf die drei Luftkorridore von Berlin aus nach Hamburg, Hannover und Frankfurt am Main. Die 32 Kilometer breiten Luftstraßen durften alle Alliierten benutzen, um Westberlin anzusteuern. Dass diese drei Jahre später die erste Schlacht des Kalten Krieges entschieden, daran dachte damals niemand.
"Wir haben es nicht geglaubt, dass es glückt, eine Millionenstadt aus der Luft zu versorgen."
Doch die Zeit zeigte, dass sich die kalten Krieger aus Moskau verrechnet hatten.
"Es wurde November, Dezember. Es kam Regen und Nebel, aber die Kette der Flugzeuge riss nicht ab. Sogar der Winter, General Winter, der verlässliche Verbündete der Sowjets konnte die Westmächte nicht aufhalten."
Im Minutentakt landeten und starteten britische und amerikanische Flugzeuge in Berlin. Ohne die Luftkorridore wären die Menschen in der Stadt bald verhungert, eine neuer Krieg wäre entzündet worden, oder die Westalliierten hätten Berlin aufgeben müssen. Doch die ganze Stadt trotze, allen voran Oberbürgermeister Ernst Reuter:
"Ihr Völker der Welt: Schaut auf diese Stadt. Und erkennt, dass ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft, nicht preisgeben könnt."
Dass Berlin nur noch über die drei Luftstraßen erreichbar war, war für Ernst Reuter ein unhaltbarer Zustand. Er hoffte, das sich nach dem Ende der Blockade vieles ändern würde.
"Dann werden unsere Züge wieder fahren, nicht nur nach Helmstedt, sie werden fahren nach München nach Frankfurt, nach Dresden, nach Leipzig. Sie werden fahren nach Breslau und nach Stettin."
Es ist bekannt: Die Züge nach Dresden und Leipzig rollten nicht. Aber schon bald steuerten Züge aus Berlin wieder München und Frankfurt an. Am 12. Mai gaben die sowjetischen Besatzer endgültig auf, Bahn und Autos fuhren wieder.
"Pünktlich trifft ein Zug nach dem anderen am Kontrollpunkt Marienborn ein. Auch Lastwagen fahren wieder über die Autobahn nach Berlin. Die ersten Güterzüge beförderten vor allem Kartoffeln und Kohle, die die Luftbrücke den Berlinern nicht zu geben vermochte."
Bald kommen Butter, Fleisch und Milch nicht mehr aus der Luft, sondern wieder über die Straße und über das Wasser. An den Berliner Stadtgrenzen sehnen zahlreiche Menschen das Ende der Blockade herbei.
"Das ganze Bild hier an der Autobahn ähnelt sehr einer Filmaufnahme. Wagen über Wagen, daneben die Scheinwerfer der Wochenschau und dann natürlich die unendlich vielen Amerikaner, die aus dem nahem Zehlendorf hier heute rausgekommen sind."
Noch bis Ende September landen die Rosinenbomber aus Frankfurt, Hamburg und Hannover in Berlin. Die Piloten, die damals West-Berlin ansteuerten, schwärmen heute noch von der Stadt. Für viele ist Berlin eine zweite Heimat geworden. 50 Jahre nach dem Ende der Luftbrücke ist einer von ihnen wieder da.
"Es ist gut wieder zu kommen, weil die Blockadezeit eine sehr harte Zeit war. Aber sie war auch gut, weil die Menschen sich gegenseitig geholfen haben, weil sie sich umeinander gesorgt haben."
Über die drei Luftkorridore fliegen bis zum Mauerfall alle Maschinen nach West-Berlin. Es sind nur Wege in der Luft, doch sie sicherten das Überleben Berlins. Die Westberliner gehörten nun stärker zum Westen als je zuvor.
"I shall not use the English way to say goodbye. But rather I try to say to you: Auf Wiedersehen!"
Autor: Gábor Halász |
 |
|
 |
|
|
|
 |
|
 |
|
|
|
 |
|
|
 |
|