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27.9.1938: "Queen Elizabeth" läuft vom Stapel
In der John-Brown-Werft am Clyde bei Glasgow tauft mit herzlichen Wünschen für eine allzeit gute Fahrt die britische Königinmutter Mary das größte Passagierschiff der Welt, die "Queen Elizabeth".

Doch der Stapellauf des Ozeanriesen am 27. September 1938 ist nicht Auftakt einer glorreichen Zukunft als Luxusliner auf dem Atlantik. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs ein knappes Jahr später macht alle Pläne der britischen Cunard Line mit ihrem Flaggschiff zunichte. Hastig baut man die "Queen Elizabeth" provisorisch fertig und bringt einen grauen Tarnanstrich auf. Ihr Marschbefehl: Truppentransport.

Das Schiff ist gigantisch: Länge über alles 314 Meter, Breite 36 Meter, Tonnage über 83.600 Bruttoregistertonnen - eine BRT entspricht 2,8 Kubikmeter.

Man muss eine Springflut am 26. Februar 1940 abwarten, um den Schiffskörper ohne Grundberührung Clyde-abwärts bringen zu können. Bei dieser ersten Probefahrt ist die "Queen Elizabeth" unbeleuchtet, zum Schutz vor Minen hat man das Schiff entmagnetisiert. Dann, am 2. März 1940, lichtet die Königin der Meere im Bettlerkleid in der Clyde-Mündung die Anker und sticht eskortiert von Zerstörern mit Kurs auf New York in See.

Um den deutschen U-Booten und Aufklärern zu entkommen, wird der Gegner getäuscht. Mit großem Aufwand und unübersehbar stapeln Schauerleute an den Kais in Southampton, also in Südengland, Proviant, Kisten und Kästen, so als wolle man das Riesenschiff damit beladen. Und die Deutschen fallen auf den Schmu herein, aktivieren ihre Bomber, um das Ablegen der "Queen Elizabeth" zu verhindern - die aber ist längst fern der britischen Küsten und außerhalb der Reichweite deutscher Schiffe und Flugzeuge.

Fünf Tage später, am 7. März 1940, trifft die "Queen Elizabeth" in New York ein. Dort liegt das vier Jahre ältere, etwas kleinere, aber schnellere Schwesterschiff "Queen Mary" vertäut. Es ist vom Kriegsausbruch überrascht worden und wird fortan, ebenfalls grau angestrichen und mit Geschützen bestückt, als Truppentransporter in den australischen Gewässern eingesetzt.

Wenige Monate später folgt die "Queen Elizabeth" ihrer Schwester in den südostasiatisch-pazifischen Raum. Zunächst wird sie von Singapur aus eingesetzt, dann bringt sie australische Soldaten nach Nordafrika. In der Folgezeit wechselt sie die Einsatzschauplätze zusammen mit ihrer Schwester "Mary" je nach Bedarf und Entwicklung des Krieges.

Nach sechs Jahren im Dienste der britischen Armee kann die "Queen Elizabeth" im März 1946 endlich so eingesetzt werden, wie es ihr von Anfang an zugedacht war - als Linien- und Kreuzfahrtschiff. Auch die "Queen Mary" kehrt ins Zivilleben zurück. Nun kommt die große Zeit der beiden Traumschiffe. Vor allem jene Soldaten, die die Schiffe während des Kriegs kennen gelernt hatten, reisen gern über den "Großen Teich". Die Schiffe rentieren sich, denn auch die Nachfrage nach Erster-Klasse-Kabinen ist so groß, dass ein Jahr im Voraus gebucht werden muss.

Doch mit Beginn der 1960er Jahre steigen immer mehr Menschen ins Flugzeug, um von London, Paris oder Frankfurt nach New York zu kommen, die großen schwimmenden Luxushotels bleiben immer häufiger leer. Cunard Line lässt die "Queen Elizabeth" 1965 gründlich umbauen, um sie fürs Kreuzfahrtgeschäft attraktiver zu machen. Mit wenig Erfolg. Die "Elizabeth" wird drei Jahre später von Cunard aus dem Verkehr gezogen.

Im Oktober 1968 tritt sie ihre letzte Reise unter britischer Flagge nach Florida an, wo sie als Vergnügungszentrum in Port Everglades für eine amerikanische Gesellschaft Geld verdienen soll. Doch der Plan wird nie ausgeführt, die "Queen Ltd." geht pleite, ein Hongkong-Chinese ersteigert das Schiff. In der damaligen britischen Kronkolonie soll die einstige "Queen Elizabeth" in eine schwimmende Universität umgewandelt werden.

Aber auch das Projekt "Seawise University" geht schief: Am 9. Januar 1972 bricht noch vor Ende der Umbauarbeiten an Bord ein verheerender Brand aus, das Schiff versinkt. So endet das einstmals größte, schönste und luxuriöseste Passagierschiff im dreckigen Hafenwasser.

Autor: Karl-Heinz Lummerich
   
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