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29.4.1945: KZ Dachau befreit
"Mir war, als müsse ich mich bei unserem Hund, der neben uns herlief, dafür entschuldigen, dass wir der menschlichen Rasse angehörten. Und als wir weiter ins Lager hineinkamen und die mit Haut überzogenen Skelette seiner Gefangenen und die Einrichtungen sahen, die es zu einem Vernichtungslager machten, fühlte ich mich dem Hund immer stärker unterlegen, denn als Mensch gehörte ich mit zur Spezies derer, die für Dachau verantwortlich waren." So beschreibt der US-amerikanische Militär-Rabbiner Eli A. Bohnen in seinen Erinnerungen seine ersten Eindrücke von der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau.

Und dabei war dieses Dachau nur einer von vielen Orten, an denen für Millionen Menschen die Hölle begann, die für das normale menschliche Gehirn nicht auszudenken ist, für die aber scheinbar ganz normale Menschen verantwortlich waren.

Dachau war das erste Konzentrationslager, schon im Frühjahr 1933, gleich nach der Machtübernahme Hitlers, errichtet. In Dachau wurden die politischen Gegner des neuen Regimes inhaftiert und drangsaliert. In Dachau wurde das Terrorsystem der Konzentrationslager ausprobiert und entwickelt. Hier war das Experimentierfeld der SS, das zum Modell für alle anderen Schreckensorte im nationalsozialistischen Herrschaftsgebiet wurde.

Die Präsenz der Vergangenheit als Mahnung

Heinrich Himmler, Reichsführer SS, war besonders stolz auf seine Helfershelfer in der SS, als er mit Bezug auf die Massenmorde in den Konzentrationslagern verkündete: "Dies durchgehalten zu haben und dabei - abgesehen von menschlichen Ausnahmeschwächen - anständig geblieben zu sein, hat uns hart gemacht und ist ein niemals genanntes und niemals zu nennendes Ruhmesblatt."

Die Zahl der Konzentrationslager wuchs während des Krieges auf 22 an, wobei noch 165 Außenstellen - sogenannte "Arbeitslager" - hinzukamen. In allen diesen Lagern waren die Häftlinge absolut recht- und hilflos der brutalen Willkür der Wachmannschaften ausgeliefert. Durch die rücksichtslose Ausbeutung in den Wirtschafts- und Rüstungsbetrieben, die diesen Lagern zugeordnet waren, durch elfstündige Arbeitszeit bei völlig unzureichender Ernährung, unter fortwährenden Schikanen, stundenlangen Ordnungsappellen und durch Seuchen war die Sterblichkeit unter den Lagerinsassen ungeheuer hoch. Seriöse Schätzungen liegen bei 7,2 Mio. Inhaftierten in den Konzentrationslagern von denen nur 500.000 überlebt haben.

Wolfgang Thierse, der ehemalige Bundestagspräsident, erinnerte in einer Gedenkstunde an die Befreiung von Auschwitz an die Schuld, die nicht vergeben werden könne und die nie vergessen werden dürfe: "Wenn diese Schuld auch nicht übertragbar ist: die Verantwortung, die daraus erwächst, ist sehr wohl übertragbar. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, dass die Vergangenheit stets als Mahnung präsent bleibt. Die Verbrechen der Nationalsozialisten sind einzigartig. Wir müssen dafür sorgen, dass sie es für immer bleiben."


Autor: Otto Busch
   
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