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27.4.1972: Verbot von B- und C-Waffen
Als "unvereinbar mit dem menschlichen Gewissen" bezeichnet das Vertragswerk in seiner Präambel den Einsatz biologischer Waffen. Jede Anstrengung solle unternommen werden, das Risiko zu vermindern. Chemische Waffen wurden 1997 durch die UN Vollversammlung in ihre internationalen Schranken verwiesen.

"Dieser Vertrag und seine Folgevereinbarungen", sagt US Verteidigungsminister William Cohen, "ebnet den Weg für eine bessere Kontrolle groß angelegter Waffenprogramme, bevor sie zu einer Gefahr werden können. Er wird die Gruppe derjenigen Staaten, die chemische Waffen haben, auf ein paar wenige verkleinern. Er beinhaltet Handelsbeschränkungen für Chemikalien, aus denen C-Waffen hergestellt werden können."

Doch während sich die Politik um Unterschriften bemüht, läuft der biologische und chemische Rüstungswettlauf auf vollen Touren. Jahrzehnte nach Inkrafttreten der B-Waffen Konvention stehen nicht weniger als 30 Nationen weltweit in dem Verdacht, aktive biologische und chemische Waffenprogramme zu betreiben.

Manche haben an der Entwicklung genetisch manipulierter Erreger gearbeitet, die nur bestimmte ethnische Gruppen befallen. So könnte eine Waffe nur gegen Weiße oder nur gegen Schwarze oder jede andere ethnische Gruppe eingesetzt werden und ausschließlich diese Menschen töten.

Es ist vor allem die militärische Übermacht des Westens, die die chemischen und biologischen Waffen für so genannte "Schurkenstaaten" attraktiv macht. Iraks damaliger Außenminister Tarik Asis sagte einmal: "B- und C-Waffen - das ist die Atombombe des kleinen Mannes."

Geheimdienstberichten zufolge hatte sein Land biologische und chemische Gefechtsköpfe während des Golfkrieges einsatzbereit. Nur die Drohung der USA mit einem nuklearen Vergeltungsschlag hielt Saddam Hussein damals vom Einsatz dieser Waffen ab.

"Es war ein böses Erwachen für uns, zu sehen, wie die Scud-Raketen in Saudi-Arabien einschlugen. Zu sehen, wie israelische Kinder Gasmasken aufsetzten und sich in Kellern versteckten. Dieser Weckruf hat uns klargemacht, dass dies eine tatsächliche Bedrohung ist, die sich da in Form nuklearer, biologischer und chemischer Sprengköpfe ausdehnt."

Aber nicht nur Staaten wie Irak oder Nord-Korea und Libyen stehen auf der Liste derjenigen, die über biologische oder chemische Kampfstoffe verfügen. Auch Israel soll sie haben. Und die Sowjetunion und später Russland haben eine ganze Serie von Versprechen ihre Programme einzustellen, gebrochen.

"Wir haben in den USA einen früheren sowjetischen Wissenschaftler, der dort an der Entwicklung chemischer Waffen gearbeitet hat. Er hat entdeckt, dass sie fünf völlig neue Typen chemischer Waffen entwickelt haben, von denen einige acht bis zehnmal tödlicher sind als der Milzbrandbazillus."

Der Milzbrandbazillus, oder Anthrax, gilt als bevorzugtes biologisches Waffenmaterial. In nur einem Gramm sind eine Million tödlicher Dosen enthalten. Anthrax kommt in der Natur bei Pflanzen fressenden Tieren vor, so findet sich das Rohmaterial für diesen Kampfstoff zumindest potentiell auf jeder Kuhweide.

Biologische und chemische Waffen sind billig, zumindest im Vergleich zu nuklearer Rüstung. Sie lassen sich im Verborgenen entwickeln. Und sie lassen sich anonym einsetzen. Der ehemalige US-amerikanische Geheimdienstchef James Woolsey gilt weltweit als einer der führenden Experten für die neue Gefahr aus dem Reagenzglas.

Woolsey: "Wenn es zu einem Terrorakt kommt, kann es sein, dass Sie gar nicht genau wissen, ob er von einem Verrückten, von einer ausländischen Terrorgruppe - eventuell mit staatlicher Unterstützung - oder von einer ausländischen Regierung verübt wurde."

Jahrzehnte nach ihrer weltweiten Ächtung haben biologische Massenvernichtungswaffen und parallel auch chemische Waffen, die Grenze zwischen Kriegsführung und Terrorismus aufgeweicht. Der Tod aus dem Reagenzglas liegt bereit. Und die Experten sind sich einig: es ist nicht die Frage, ob sie in einem Krieg oder bei einem Terrorakt zum Einsatz kommen, sondern wann.

Autor: Robert Burdy

   
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