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17.3.1969: Golda Meir wird Ministerpräsidentin
Golda Meir: "Wir sind absolut sicher, dass wir bei neuen Kämpfen wieder gewinnen werden. Aber wir haben doch auch gelernt, was jeder lernt: Selbst für das Gewinnen von Kriegen muss man zahlen. Und wenn ich Mütter sehe und Kinder, Waisen und Väter und junge Ehefrauen von Männern, die in der Schlacht gefallen sind - in einem Krieg, den wir gewonnen haben - dann empfinde ich keine Freude."

Eine solche Mischung von militärischer Zuversicht und mütterlicher Fürsorge ist das besondere Zeichen der ersten und bisher einzigen Frau, die Regierungschefin Israels wird. Staatsgründer David Ben Gurion, bezeichnet seine damalige Arbeits- und spätere Außenministerin als den "einzigen Mann in meinem Kabinett", auch er aber hätte sich dabei aber wohl nicht vorstellen können, dass Golda Meir eines Tages sein Amt des Ministerpräsidenten übernehmen würde.

Und eigentlich hat die 70-jährige sich schon fast aufs Altenteil zurückgezogen, als am 26. Februar 1969 Ben Gurion-Nachfolger Levi Eshkol überraschend stirbt und die regierende Arbeiterpartei nach einem geeigneten vierten Regierungschef des noch jungen Staates sucht.

Golda Meir ist nicht die erste Wahl, aber man einigt sich auf sie, die schon zu den Unterzeichnern der Unabhängigkeitserklärung des Staates gehört und die auch die Zusammenlegung dreier linker und sozialdemokratischer Parteien zur Arbeiterpartei herbeigeführt hat. Am 17. März 1969 wird Golda Meir Ministerpräsidentin von Israel.

Die Kettenraucherin mit dem US-amerikanischen Akzent ist 1898 in Kiew geboren und als Achtjährige mit den Eltern in die USA gekommen. In Milwaukee geht sie zur Schule und wird Lehrerin, getreu ihrer Erziehung schließt sie sichaber früh der Zionistischen Bewegung an, und 1921 wandert sie mit ihrem Mann, Morris Myerson, nach Palästina aus, das damals britisches Mandatsgebiet war.

Zuerst lassen beide sich in einem Kibbutz nieder, dann zogen sie nach Tel-Aviv um, wo ihre beiden Kinder zur Welt kommen. Es solle keine "normale Ehe" werden: Golda Myerson wurde in der Gewerkschaftsbewegung "Histadrut" aktiv, als der politische Leiterin sie maßgeblich an den Verhandlungen mit den Briten teilnimmt, um immer mehr Juden nach Palästina einreisen zu lassen. Aus Rücksicht auf die arabische Bevölkerung versuchen die Briten die Einwanderung aber immer mehr zurückzudrehen.

"Golda", wie sie zuerst von ihren Freunden und längst von allen in Israel genannt wird, versucht auch, durch Kontakte mit den arabischen Nachbarn den drohenden Krieg zu verhindern: Als Araber verkleidet besucht sie den transjordanischen König Abdallah in Amman und versucht, ihn von einem Angriff auf das entstehende Israel abzuhalten. Erfolglos.

Und es ist wohl auch diese Erfahrung, die Golda später so "hart" erscheinen lässt: "Was vielleicht wichtiger ist: Dass die Grenzen in sich selbst eine Abschreckung vor weiteren Schiessereien sein müssen. So dass jeder arabische Führer zu jeder Zeit diese Grenzen sieht und feststellt, dass die ihn nicht dazu einladen zu schießen."

Die "harte" Golda beginnt ihre "israelische Karriere" als Botschafterin in Moskau, und ihre Mitarbeiter erinnern sich, wie sie öfter für alle gekocht hat. Als Arbeitsministerin ist sie dann zuständig für Haus- und Straßenbau, wenig später wird sie von 1956 bis 1966 Außenministerin. In diese Zeit fällt Israels verstärktes Bemühen um die Staaten Schwarzafrikas, um Verbündete im Rücken der befeindeten Araber zu finden. Auch der Iran gehört damals zu den besten Freunden des jüdischen Staates.

Im Alter von 68 verlässt Golda das Außenministerium und wird Generalsekretärin der "Mapai"-Regierungspartei. Wieder kein Posten zum Ausruhen: Sie vereint drei linke Parteien zur Arbeiterpartei, den Sechstagekrieg erlebt sie nicht als aktive Politikerin, aber mit ihrer Berufung in das Amt des Regierungschefs muss sie sich mit den Folgen auseinandersetzen.

Zum Beispiel mit der Mission des schwedischen UNO-Emissärs Gunnar Jarring, die nach zahlreichen Unterbrechungen scheitert: "Bis die Situation zu Beginn des Waffenstillstandes wiederhergestellt ist, kann man von Israel nicht erwarten, dass es an den Jarring Gesprächen teilnimmt. Israel möchte diese Verhandlungen wiederaufnehmen, es will, dass die Jarring-Gespräche fruchtbar sind, aber es kann seine Teilnahme nicht erneuern, bevor nicht demonstriert wird, dass vereinbarte Abkommen auch eingehalten werden."

Ein Frieden nach dem Sechstagekrieg bleibt aus, statt dessen beginnt ein Terror-Krieg der PLO gegen Israel. Und es ist Golda Meir, die 1972 nach dem Überfall auf das Olympiadorf in München den Befehl gibt, die Täter zu jagen, wo immer sie sind.

Ein Jahr später bricht am Yom Kippur mit einem Überraschungsangriff der Ägypter und Syrer der Oktoberkrieg aus. Nur mit Mühe kann Israel sich erwehren, hohe Militärs ziehen danach die Konsequenz und treten zurück. Auch die Regierung gerät in die Kritik und Golda erklärt am 10. April 1974 ihren Rücktritt.

Am 8. Dezember 1978 stirbt sie in Jerusalem - erst da wird bekannt, dass sie seit zwölf Jahren an Leukämie gelitten hatte.

Autor: Peter Philipp
   
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