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2.3.1933: "King Kong" feiert Premiere
"Und siehe! Das Untier erblickte das Antlitz der Schönheit, und seine Hände ließen ab vom Töten. Und von diesem Tag an war es dem Tod geweiht."

So begann einer der größten Filmerfolge des Vorkriegskinos: "King Kong". Ein - angeblich - altes arabisches Sprichwort ist der Film-Handlung vorangestellt, ein Sprichwort freilich, dass von den Filmemachern frei erfunden worden war. Der von den Regisseuren Cooper und Schoedsack erdachte Spruch gehörte zum mythischen Beiwerk, welches dem Film "King Kong" von Beginn an mitgegeben wurde.

Und der Mythos funktionierte. "King Kong" entwickelte sich nach seiner Premiere 1933 schnell zum Welterfolg. Der Riesenaffe steht inzwischen neben Dracula und Frankenstein in der ersten Reihe mythischer Filmfiguren.

"King Kong" erzählt die Geschichte eines Filmteams, dass auf eine Südseeinsel reist, um den geheimnisvollen Riesenaffen vor die Kameras zu bekommen. Gemeinsam mit anderen urzeitlichen Fabelwesen haust der Menschenaffe auf der einen Insel-Hälfte, während auf der anderen ein Eingeborenenstamm lebt, der King Kong als Gott verehrt und ihm Menschenopfer darbietet. Für die weißen Besucher zunächst nur eine Riesenshow.

Es kommt wie es im Kino kommen muss, die Expedition gerät außer Kontrolle, der Affe bemächtigt sich der schönen Ann: "King Kong und die weiße Frau" - so lautete der Titel des Films in Deutschland. Zwar gelingt es den Menschen, den Affen fürs erste unschädlich zu machen, doch begehen sie darauf den nächsten Fehler. In Ketten verschiffen sie ihn in die zivilisierte Welt, um das Tier als Jahrmarktsattraktion vorzuführen. Das geht natürlich schief, der Affe befreit sich und greift sich erneut die Frau.

Das Ende ist tragisch: In der berühmten Sequenz auf dem Empire State Building in New York wird King Kong von Jagdfliegern angegriffen und stürzt tödlich getroffen in die Tiefe - nicht ohne vorher seine neue Freundin Ann noch sanft auf der Balustrade des Wolkenkratzers abzusetzen.

Die Hauptdarstellerin von 1933, Fay Wray, erinnerte sich später in ihren Memoiren - der erotische Subtext hatte auch sie offenbar stark beeindruckt: "Unvergesslich ist auch Deine letzte Szene, kurz bevor Du abstürzt. Du hast mich ganz behutsam abgesetzt, darauf achtend, dass ich in Sicherheit bin. Dann hast Du Dir an die Brust gefasst, wo Du getroffen warst, und Du hast gewusst, dass Du verloren warst. Diese Szene schnürt mir immer noch die Kehle ab."

King Kong wurde später vielfach interpretiert und gedeutet. Der Kritiker Georg Seeßlen drückte das in seiner Mythologie des Horrorsfilms so aus: "Der Riesenaffe Kong ist zunächst ein Stück Natur, dass vom Menschen vergewaltigt wird. Dass dies ausgerechnet durch ein Filmteam geschieht, mag auf das Selbstverständnis einer Industrie verweisen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, sinnliche Erfahrungen in den Formen des Mythos zu abstrahieren. Erst durch die "Denaturierung" wird Kong zum Ungeheuer und ist schließlich nur verschmähter Liebhaber, der Wilde, der die Formen und die Sprache nicht kennt, seine Bedürfnisse zu artikulieren, und der am Ende seiner Leidenschaft zum Opfer fällt."

... und die Moral von der Geschichte: nicht die tödlichen Geschosse der Flugzeuge sorgen für das Ende King Kongs, sondern die Liebe.

Autor: Jochen Kürten
   
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