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28.2.1986: Olof Palme ermordet
Der Schock saß tief. Ein in Schweden bisher undenkbarer Vorgang politischer Gewalt stürzte die Menschen in Verzweiflung. Olof Palme fiel einem Attentat zum Opfer, wurde hinterrücks erschossen. Wie er starb, sagte dennoch etwas aus über Olof Palme und das Land, das er regierte. In welcher Hauptstadt der Welt setzt sich der Ministerpräsident mit seiner Frau ins Kino, mitten unter das Publikum? Auch als Regierungschef hat sich Palme ein Stück Privatleben bewahren wollen, und die Sicherheitsbehörden sind ihm entgegengekommen. An eine ernsthafte Gefahr hat der Sozialdemokrat nie gedacht. Eine offene, demokratische Gesellschaft, eine gewisse Volkstümlichkeit und Nähe zu seinem Volk - das war sein Anliegen.

Olof Palme in einen Rundfunkinterview: "Für mich ist ja Gleichheit eigentlich ein Freiheitsbegriff. Das heißt, alle solche Umstände zu ändern, die die freie Entwicklung der Menschen verhindern, im Ausbildungswesen und auf dem Arbeitsmarkt, große Privilegien für gewissen Gruppen, große Unterschiede bei Einkommen und Vermögen. Das sind meiner Meinung nach Hindernisse für die Freiheit und Entfaltung der Persönlichkeit der Menschen. Und deshalb sehe ich immer Anstrengungen eines Ausgleichs auch als Kampf für die Freiheit der Menschen."

Er bestach durch seine Intelligenz, seine rhetorischen Fähigkeiten, seine Bildung. Noch bevor er zur Schule ging, sprach er bereits drei Sprachen fließend: schwedisch, deutsch und französisch. Palme war der vierte Vorsitzende der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei seit ihrer Gründung vor fast 100 Jahren. Aus den Händen Tage Erlanders, seines politischen Ziehvaters, hatte er im Herbst 1969 die Ämter des Parteivorsitzenden und des Ministerpräsidenten übernommen. Mit 42 Jahren war Palme Europas jüngster Regierungschef. Mit farbiger Rhetorik und einem gewissen Glanz machte Palme die schwedische Demokratie auf dem europäischen Parkett bekannt.

Olof Palme: "Eine Partei muss sich immer regenerieren, vitalisieren, immer die neuen Fragen aufkommen, irgendwie anpacken, zu lösen versuchen und ich glaube, dass es uns gelungen ist - einigermaßen. Das hängt damit zusammen, dass wir immer eine sehr zentrale Debatte in unserer Bewegung gehabt haben, so dass wir einerseits die Stabilität bewacht haben, aber zweitens immer unsere Politik nach der Entwicklung der Gesellschaft geändert haben."

Doch seine bestechenden Analysen bescherten Palme nicht nur Bewunderer. Er konnte warm und freundlich sein, aber auch hochfahrend und kaltherzig, wenn er politische Gegner angriff. Auch in der eigenen Partei war Olof Palme zuweilen umstritten, sein Führungsanspruch wurde aber niemals ernsthaft in Frage gestellt. Bissig prangerte er Unrecht und Ungerechtigkeit in der Welt an. Kritisierte andere Staaten, legte sich mit den USA und der damaligen Sowjetunion an. Die Bombardierung vietnamesischer Dörfer verurteilte er genauso wie den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in Prag. Er verdammte das Apartheidsregime am Kap, unterstützte Arafats PLO und ergriff Partei für die Sandinisten in Nicaragua. So verschaffte er der Stimme Schwedens immer wieder Gehör. Der Nachfolger Olof Palmes Ingvar Carlsson hatte sich auf seine Fahnen geschrieben, das Demokratieverständnis in Schweden ganz im Sinne seines Ermordeten Vorgängers weiterleben zu lassen.

Ingvar Carlsson: "Wir sind der Meinung, dass es für die schwierige Demokratie sehr wichtig ist, dass der politisch enge Kontakt und persönliche Kontakte mit den Wählern, mit der Bevölkerung haben. Natürlich, was mit Olof Palme geschehen ist hat schockiert. Ich habe dieselbe Auffassung wie Olof Palme, dass es für die Demokratie wichtig ist, eine offene, eine aktive Demokratie zu haben und nicht die Türe zwischen den Menschen und den Politikern zu schließen. Wir sind auch der Meinung, dass die schwierige Demokratie stark ist, nicht durch das, was hier geschehen ist schwächer geworden ist. Wir werden dafür arbeiten dass Schweden auch in Zukunft eine offene, aktive Demokratie bleiben wird."

Palmes Ermordung ist bis heute nicht geklärt. Erst im Sommer 1999 fällte die schwedische Regierungskommission ein vernichtendes Urteil: Chaos und Inkompetenz habe die Fahndung seit der Mordnacht geprägt. Wichtige Spuren, wie eine durch Korruption erfolgte Lieferung schwedischer Raketen an Indien sei ebensowenig nachgegangen worden, wie ein bestehendes rechtsradikales Netzt innerhalb der Stockholmer Polizei, die für die Tat verantwortlich sein könnte. 2000 dreht sich die Spurensuche noch immer im Kreise. Und es dominieren die Zweifel, ob die Mordtat je aufgeklärt werden kann.

Autorin: Doris Bulau
   
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