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20.1.1981: Teheran: US-Geiseln frei
Eine der wohl aufsehenerregendsten, sicher aber dramatischsten und auch längsten Geisel-Affären der Neuzeit ist zu Ende: Seit 444 Tagen werden 52 Diplomaten in der US-Botschaft von Teheran festgehalten, und die Affäre ist zum bestimmenden Thema der Regierungszeit von US-Präsident Jimmy Carter geworden.

Nur Stunden vor der Amtsübergabe spricht Jimmy Carter zu seinem Nachfolger Ronald Reagan: "Wir wissen noch nicht genau, wie schnell das alles gehen wird. Wir sind aber bereit, so schnell wie irgend möglich zu handeln, und alle Vorbereitungen sind abgeschlossen, und es hängt nur noch von der Unterzeichnung der letzten Dokumente ab. Ich werde Ihnen mehr zu sagen haben, wenn unsere amerikanischen Geiseln wirklich frei sind."

Wenig später ist es soweit. Bruce Laingen, der damalige Geschäftsträger der US-Botschaft, erinnerte sich später: "Der letzte Tag, das war der 20. Januar 1981. Es war der Tag, den weder ich noch meine Kollegen natürlich je vergessen werden. Es war der Tag, an dem wir unsere Freiheit wiedererlangten - dieses wertvolle Gut, das alle menschlichen Wesen zusteht und das uns 444 Tage lang vorenthalten worden war."

Hintergrund

Jimmy Carter ist glückloser 39. Präsident der USA und schon bald nach seinem Amtsantritt 1977 zeichnet sich ab, dass er nicht ein zweites Mal gewählt werden würde. Auf den Tag genau ein Jahr vor der Wahl besetzt am 4. November 1979 ein Mob von rund 3.000 angeblichen Studenten die Botschaft in Teheran und bringt damit das US-amerikanische Weltbild noch mehr durcheinander als Monate zuvor die Vertreibung des von Washington gestützten Schah und die Machtübernahme eines klerikal-islamistischen Mullah-Regimes im Iran. Die USA haben lange auf die Karte des Schahs gesetzt, und nun werden sie verantwortlich gemacht für seine Fehler - und das in allen Schichten der Bevölkerung.

Der Publizist Bahman Nirumand war zur Zeit der Botschaftsbesetzung in Teheran, er sagte später: "Diese Aktion fand einen Widerhall in der Bevölkerung. Sie löste eine große Begeisterung aus - viele Leute gingen auf die Straße sofort nachdem die Nachricht bekannt wurde und versammelten sich auch vor der amerikanischen Botschaft in Teheran. Ich kann nur sagen: Fast alle politischen Gruppen, die im Lande waren - von links nach rechts – sie waren von dieser Aktion begeistert."

Forderungen

Niemand ahnt, dass daraus eine so lange Affäre werden wird. Was zunächst tatsächlich von jungen Leuten geplant ist, wird vom Regime schnell übernommen, und Ayatollah Khomeini verkündet, mit der Besetzung der Botschaft finde die "zweite Revolution" statt. Teheran fordert von Washington die Auslieferung des Schahs, der sich aber nur vorübergehend für eine Operation dort aufhält. Es fordert auch die Freigabe der eingefrorenen Guthaben des Iran, eine Entschuldigung für die bisherige Unterstützung des Schahs sowie eine Zusicherung, sich nicht mehr in die internen Angelegenheiten des Iran einzumischen.

Es dauert lange, bis Washington versteht, dass es keine Wahl hat. Zunächst hofft man im Weißen Haus und im Pentagon, man könne die Geiseln durch einen Militärstreich befreien - obwohl die Geiseln inmitten Teherans festgehalten werden und es fast 1.000 Kilometer bis zum nächsten Flugzeugträger sind.

Befreiung

Am 24. April 1980 starten acht Hubschrauber vom Flugzeugträger "Nimitz" im Indischen Ozean und sechs Transportflugzeuge von einer anderen Stelle, um sich 80 Kilometer außerhalb von Teheran zu treffen und von dort die Befreiung durchzuführen. Die "Operation Adlerklaue" endet - überwiegend aus technischen Gründen - im Desaster: Die Helikopter werden in der Wüste zerstört oder aufgegeben.

Bruce Laingen erinnerte sich später: "Der schmerzlichste Tag für mich, außer dem ersten natürlich, der überwiegend von Wut bestimmt war und einiger Furcht, der schmerzlichste Tag in meiner Erinnerung wird immer der Tag der gescheiterten Rettungsaktion bleiben. Zu der Zeit hatte ich vorübergehend Zugang zu einem Kurzwellenradio, und ich habe das deswegen sofort erfahren. Und es war sehr schmerzlich, sehr dunkel. Die Erinnerung schmerzt mich bis heute. Nicht, weil ich meine Freiheit nicht erlangte, sondern mehr die Trauer und das tiefe Bedauern, dass acht Mann bei diesem Versuch umgekommen waren."

Mühsam kommen schließlich diplomatische Kontakte zustande, vor allem mit Hilfe Algeriens. Und nach langem, zähen Ringen - und nachdem Carter die Wahl verloren hat - kommen die Geiseln am 20. Januar 1981 frei.


Autor: Peter Philipp
   
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