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1.2.1979: Khomeini kehrt zurück |
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"Khomeini, wir sind alle Deine Soldaten" riefen Millionen von Menschen in Teheran und marschierten durch die iranische Hauptstadt. Gut ein Jahr lang ging das so, dann wurde die Sache ausgeschossen.
Die kaiserliche Dynastie brach wie ein Kartenhaus in sich zusammen, der Schah wurde vom Pfauenthron gestürzt. Die revolutionäre Geistlichkeit übernahm die Macht, eine als Gottesstaat verstandene Islamische Republik wurde errichtet. Nach Jahren im Exil kehrte der da schon greise Religions- und Revolutionsführer Ayatollah Khomeini unter dem hoffnungsvollen Jubel von Millionen von Iranern nach Teheran zurück.
Politische Revolution
Auch wenn Khomeini es später anders sah: Was da Ende der 1970er-Jahre im Iran geschah, war zunächst eine politische und keine islamische Revolution. Die selbstherrliche Regentschaft des Schahs, eine von Korruption und Vetternwirtschaft lebende Oberschicht, die jahrelange Repression der iranischen Sicherheitsorgane und der nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Politik alles dominierende Einfluss des Westens hatten zu einer totalen Entfremdung zwischen Führung und Volk geführt.
Das Gefühl des kleinen Mannes, ständig für die US-Amerikaner und den Schah die Zeche zahlen zu müssen, hatte über die Jahre eine Verbitterung aufgebaut, die nun in politische Aktion umschlug. Dieser Widerstand musste organisiert werden, den einzigen Freiraum dafür boten während der Schah-Diktatur die Moscheen.
Damit hatte die Geistlichkeit - zunächst mehr als Trittbrettfahrer denn als Antreiber - einen Fuß in der revolutionären Tür. Von islamischem Fundamentalismus war zu dieser Zeit noch keine Rede. Dessen Stunde schlug erst, als die Revolution zur allgemeinen Überraschung erfolgreich war, als ein neues gesellschaftliches Konzept gefunden werden musste.
Revolution in radikalem Eilschritt
Ayatollah Khomeini bot es mit seinen islamischen Lehren an. Denn die enthielten alles, was sich die in den langen Jahren der Diktatur gequälte Volksseele wünschte: Die Ausgrenzung des als dekadent und ausbeuterisch empfundenen Westens; die Abwehr des ungläubigen Ostens - stattdessen eine Rückbesinnung auf die eigene Religion und Tradition und damit die kulturelle Basis für ein neues, ein eigenes Selbstbewusstsein. Das galt es durchzusetzen - im Inneren wie auch gegenüber dem äußeren Feind mit Hilfe des Djihad, des heiligen Krieges.
Das Tempo, mit dem alle nicht auf der Linie des Revolutionsführers liegenden Gruppierungen ausgeschaltet wurden, war beeindruckend: Die kommunistische Tudeh-Partei und marxistische Kampfgruppen, die einen wesentlichen Anteil am militärischen Erfolg der Revolution gehabt hatten, wurden von den Revolutionsgarden zerschlagen, bevor sie überhaupt merkten, dass sie nicht mehr auf der Siegerseite standen.
Blutige Absicherung
Mit dem Aufbau eines dem System des Schahs in nichts mehr nachstehenden Zentralstaates, in dem in Teheran alles und anders wo im Lande nichts mehr entschieden wurde, brachte Khomeini die verschiedenen ethnischen Gruppen in dem Vielvölkerstaat unter seine Kontrolle. Und mit all jenen, die entweder dem alten kaiserlichen Regime nachtrauerten oder aber auf eine bürgerliche Demokratie setzten, wurde mit Hilfe der überall im Lande überbeschäftigten Hinrichtungskommandos kurzer Prozess gemacht.
Bei dieser sehr blutigen Absicherung der von der islamischen Geistlichkeit repräsentierten Zentralgewalt war zunächst nicht erkennbar, dass der eigentliche nachrevolutionäre Machtkampf erst noch bevorstand: Nämlich der zwischen einem radikalen islamischen Lager und einer Fraktion von eher gemäßigt konservativen Mullahs und Ayatollahs, denen politischer Pragmatismus und damit eine vorsichtige, vor allem von wirtschaftlichen Interessen geleitete Wieder-Annäherung an den Westen nicht fremd war.
Autor: Ulrich Encke |
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