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31.8.1997: Lady Diana kommt um
Diana, die englische Rose, deren Lebenslicht nach nur 36 Jahren erlosch, in Elton Johns Requiem für eine gestorbene Prinzessin - des Popsängers Lamento für ein ebenso glamouröses wie glückloses Leben, dem Tage zuvor ein ebenso spektakuläres wie tragisches Ende beschieden war. Oder so schien es doch wenigstens. Diana, die antike Gottheit der Jagd, zu Tode getrieben von den Paparazzi, den modernen Jägern der Stars dieser Medienwelt.

Doch auch diese erste Version ihres Todes in Paris war mehr Schein als Sein, wie so vieles im Leben der jungen Prinzessin. In Wirklichkeit - so jedenfalls der Abschlussbericht der Gerichtsmedizin - setzte ein betrunkener Chauffeur bei weit überhöhter Geschwindigkeit dem Leben der Prinzessin ein Ende.

Ihre Chancen, den Aufprall des Mercedes auf einen Tunnelpfeiler unangeschnallt bei fast 200 Stundenkilometern zu überleben, dürften gleich null gewesen sein. Ein fast schon profaner Tod trotz aller Versuche der Legendenbildung, aller Mord- und Verschwörungstheorien, die bis zum heutigen Tag kursieren.

"I d like to be a queen of hearts. But I dont see myself being Queen of this country." - "Ich möchte eine Königin der Herzen sein", posthum erst ging dieser Wunsch Dianas in Erfüllung, ausgesprochen in dem Bewusstsein, dass Britanniens eigentlicher Thron schon zu Lebzeiten in unerreichbare Ferne gerückt war.

Von der königlichen Familie verstoßen, aber von den Medien geliebt, rast Diana in den Tod, und in der einen Woche zwischen Unfall und Begräbnis kommt es in Großbritannien zu einem kollektiven Gefühlsausbruch ohnegleichen. Die verstorbene Prinzessin wird zur Kultfigur, der die Briten in kilometerlangen Schlangen und mit riesigen Blumenfeldern huldigen. Schlussendlich musste sich sogar die zunächst kühl-distanzierte Monarchin selbst vor Dianas Sarg verbeugen.

"I admired and respected her for her energy and commitment to others and especially for her devotion for her two boys." - "Ich respektierte und bewunderte die Verstorbene," so Königin Elisabeth II., "für ihr soziales Engagement und das einer wunderbaren Mutter für ihre beiden Söhne."

William, der Thronfolger und Harry, sein jüngerer Bruder, die Kinder der schicksalhaften Verbindung, die 16 Jahre zuvor am 29. Juli 1981 ihren zunächst märchenhaften Ausgang genommen hatte. 750 Millionen Fernsehzuschauer weltweit verfolgten damals die Hochzeit Dianas mit dem fast dreizehn Jahre älteren Charles - als Prinzessin von Wales avancierte die frühere Kindergärtnerin schon bald zum beliebtesten Mitglied der königlichen Familie, und als mit William und Harry der Nation auch noch zwei gesunde Thronfolger geboren wurden, schien das königliche Familienidyll perfekt.

Nicht lange. Spätestens Ende der 1980er begannen erste Misstöne die Harmonie zu stören: Diana beklagte öffentlich ihr Leben im königlichen Käfig, Charles fühlte sich zu seiner Jugendliebe hingezogen. Bulimie und öffentlich ausgetragene Schlammschlachten folgten, bis alles in der Trennung des Jahres 1992 gipfelte.

Drei Jahre später leitet Diana die endgültige Scheidung selber ein. In einem Fernsehinterview gesteht sie der Nation den Ehebruch, den alle längst vermutet hatten, ausgerechnet mit dem königlichen Reitlehrer:

Frage: "Were you unfaithful?"
Antwort: "Yes, I adored him. Yes, I was in love with him. But I was very let-down." - "Ja. ich himmelte ihn an, aber ich fühlte mich damals im Stich gelassen," so Diana im November 1995, anderthalb Jahre vor ihrem Tod.

Inzwischen ist auch in Großbritannien die kollektive Trauerhysterie auffälliger Ernüchterung gewichen. Unterdessen erfreuen sich Charles, seine neue Ehefrau und alte Jugendliebe Camilla und die königliche Familie wieder erstarkter Sympathien in der Bevölkerung - eine Zustimmung, die wohl auch mit der neuen Volksnähe der Windsors zu tun hat. Kenner der britischen Gesellschaft sehen darin auch Dianas eigentliches Vermächtnis. Die Rebellin, die sich in der Welt der Royals gefangen fühlte, habe die britische Monarchie posthum entstaubt und sie so, welch Ironie des Schicksals, ins 21. Jahrhundert gerettet.

Autor: Daniel Scheschkewitz
   
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