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14.8.1949: Erste Bundestagswahlen |
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"Morgen müssen alle Wahlberechtigten an die Wahlurne treten und zum ersten Bundestag wählen. Keiner darf fehlen. Wer jetzt nicht wählt, hat bekanntlich später auch kein Recht zum Schimpfen." Es ist Samstagabend, der 13. August 1949: Wilhelm Kaisen, der Senatspräsident von Bremen, ruft die Bevölkerung über den Rundfunk zur Wahl auf. Zum ersten Mal können die Bürgerinnen und Bürger über die Regierung der jungen Bundesrepublik Deutschland entscheiden.
Im Jahr 1949 verschärft sich vor dem Hintergrund des Kalten Krieges die Spannung zwischen den drei westdeutschen Besatzungszonen und der Sowjetzone. Die Landtage der Westzonen berufen den Parlamentarischen Rat, der das Grundgesetz erarbeitet und auch das Bundeswahlgesetz beschließt.
Wahlkampf
Im zertrümmerten Deutschland beginnt der Wahlkampf, keine Materialschlacht wie heute. Improvisation ist gefragt. Annemarie Renger, Bundestagspräsidentin bis 1990, damals Mitarbeiterin von Kurt Schumacher sagte darüber später: "Die hatten auch keine Wahlmanager in diesem Sinne, sondern zum großen Teil machten die auch noch ihre Wahlkämpfe sehr lokal bezogen oder Wahlkreis bezogen oder Landes bezogen. Wir hatten überhaupt nicht die finanziellen Mittel, um solche Großeinsätze zu machen."
Die beiden großen Parteien CDU und SPD sind schon auf Landesebene tonangebend, ihre Konfrontation bestimmt den Wahlkampf. Zu Hauptfiguren werden auf der einen Seite Ludwig Erhard, der Vater der Währungsreform und der freien Marktwirtschaft, und Konrad Adenauer, Präsident des Parlamentarischen Rates. Ihnen geht es um die Integration ins westliche Lager und die Festigung der Marktwirtschaft.
Adenauer und Schumacher
Der bereits 73 Jahre alte Konrad Adenauer weiß sich volkstümlich auszudrücken: "Wenn man die Hausfrauen darüber abstimmen lassen würde, ob sie wiederum Planwirtschaft, wie die Sozialdemokratie das wünscht, haben wollen, mit Bezugsschein, mit Reglementierung, mit Zuteilungen usw., die Entscheidung würde ganz unzweideutig für die Wirtschaftspolitik fallen, die unsere Fraktion in Frankfurt bis jetzt geführt hat."
Für die SPD ist Kurt Schumacher der Spitzenkandidat. Er wirft Adenauer vor, "Handlanger der Alliierten" zu sein und kontert den Vorwurf der Überbürokratisierung mit Ironie: "Wir wollen nicht die Planung jeder Käsescheibe und auch nicht die Sozialisierung der Friseurläden, aber wir wünschen Planung in der Spitze und die Lenkung von Krediten und Rohstoffen für jene Industrien, von denen das Funktionieren der übrigen abhängt."
Tag der Wahl
Sonntag, der 14. August 1949: Der Tag der ersten Bundstageswahl. Die Wahlbeteiligung ist mit 78,5 Prozent sehr hoch. Das erwartete Kopf an Kopf Rennen der beiden großen Parteien geht knapp aus: Die CDU bekommt 31,0 Prozent der Stimmen, die SPD 29,2 Prozent. Eine Fünf-Prozent-Klausel gibt es noch nicht, so dass acht Fraktionen im Parlament vertreten sind. Auch drei parteilose Abgeordnete, die ihren Wahlkreis direkt gewonnen haben, sind dabei.
Natürlich spiegelt sich in der politischen Vergangenheit der Volksvertreter die jüngste deutsche Geschichte. Opfer, Mitläufer und Täter der NS-Herrschaft sind versammelt. Annemarie Renger sagte darüber: "Niemand konnte das aus seinem Kopf herausbringen, dass die jetzt alle nebeneinander saßen, das war schon bitter."
Adenauer Bundeskanzler
CDU, FDP und die Deutschen Partei (DP), bilden die Regierungskoalition, und in der Sitzung am 15. September wird mit der Mehrheit von einer Stimme der erste Bundeskanzler gewählt. Der damalige Bundestagspräsident Erich Köhler verkündet das Ergebnis und fragt den designierten Regierungschef: "Ich habe den Herrn Abgeordneten Dr. Adenauer zu fragen, ob er bereit ist, die auf ihn gefallene Wahl als Bundeskanzler anzunehmen."
Konrad Adenauer antwortet: "Ja."
Bundeskanzler Konrad Adenauer und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard prägen nun die ersten Jahre der Bundesrepublik, die Zeit des Wirtschaftswunders, aber auch eine bleierne Zeit des gesellschafts-politischen Stillstands. Die SPD muss bis zur großen Koalition 1967 die harten Oppositionsbänke drücken.
Autor: Hermann J. Maeße |
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