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25.1.1949: Comecon gegründet |
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"Der Zweck des Rates wird im Austausch von wirtschaftlichen Erfahrungen, gegenseitiger Gewährung von technischer Hilfe und im Austausch von Rohmaterialien, Nahrungsmitteln, Maschinen und Ausrüstungsgegenständen bestehen." Mit dieser Zielsetzung wurde am 25. Januar 1949 der Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe, RGW, oder nach seiner englischen Abkürzung auch Comecon genannt, ins Leben gerufen. Die Gründungsmitglieder: die Sowjetunion, Bulgarien, Ungarn, Polen, Rumänien und die Tschechoslowakei. Die DDR wurde 1950 aufgenommen. Albanien war vorübergehend Mitglied, später kamen die Mongolei, Kuba und Vietnam dazu.
Antwort auf den Marshallplan
Der RGW war die Antwort des Ostens, vornehmlich der Sowjetunion, auf den westlichen Marshallplan. Moskau hatte es abgelehnt, ihm beizutreten und dies auch seinen Verbündeten in Ost- und Süd-Osteuropa untersagt. Selbst vom Zweiten Weltkrieg erschöpft, hielt die Sowjetunion sich schadlos. Christian Meier, RGW-Experte, sagte dazu: "Bis 1953 sind etwa 14 Milliarden Dollar aus Ost-Europa abgezogen worden. Genau die Summe, die die USA im Rahmen des Marshallplans für den Wiederaufbau Westeuropas zur Verfügung gestellt haben."
Ein schwieriger Start also für den schwerfälligen Koloss, der der RGW in den 42 Jahren seiner Existenz bleiben sollte, mit einem stets sowjetisch dominierten Führungsorgan, den stets gleichen und ermüdenden Ratssitzungen ohne Entscheidungsbefugnis, ohne konvertible Währungen, mit einer aufoktroyierten Arbeitsteilung, die die Mitglieder wirtschaftlich schwächte und zu einzelnen wirtschaftlichen "Mono-Kulturen" degradierte, alle abhängig von einander und alle zusammen von einem: von Moskau.
Friede, Freundschaft und Internationalität?
Die Differenzen waren damit vorprogrammiert. Rumänien legte sich quer, wehrte sich in den 1960er-Jahren, die Kornkammer des Ostblocks zu werden, und setzte stattdessen den Aufbau neuer Groß-Industriebetriebe durch.
Die DDR musste bittere Pillen schlucken - doch, Ironie des Schicksals: als Ende der 1980er-Jahre Gorbatschows Ideen von Glasnost und Perestroika nach neuen Formen der Zusammenarbeit riefen, hatten die Ost-Berliner Führer, die die totale Abhängigkeit so verinnerlicht, dass sie, so ihr Chefideologe Kurt Hager, keine Notwendigkeit darin sahen, ihr Haus neu zu tapezieren, nur weil der Nachbar es auch tat. Nach außen hin herrschte Friede, Freundschaft und die Idee der Internationalität.
Der ehemalige DDR Staats- und Parteichef Erich Honecker sagte auf der 37. Ratstagung des RGW 1983 in Berlin: "Erstmals in der Geschichte der Menschheit werden die Prinzipien der Gleichberechtigung, Freiwilligkeit in der gegenseitigen Hilfe, in der Zusammenarbeit unserer Länder erfolgreich angewandt. Sie ist durchdrungen vom sozialistischen Internationalismus."
Ironie der Geschichte
Inoffiziell kursierte damals schon ein Witz, der den Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe treffender als alle Kritiker es je konnten beschreibt. Christian Meier dazu: "Der RGW ist ein Gebilde, dass durch folgende Merkmale gekennzeichnet ist: Sowjetische Gerechtigkeit, polnische Ordnung, ostdeutsche Freiheit, rumänische Ehrlichkeit, bulgarischer Intellekt, tschechoslowakischer Mut, mongolische Computer und ungarische Sprache."
Und noch eine Ironie der Geschichte: Als sich der RGW auf mögliche wirtschaftliche Reformen besann, Kontakte zur starken westeuropäischen Gemeinschaft geknüpft hatte, war sein Ende bereits besiegelt. Christian Meier: "Und schließlich ist die 45. RGW-Ratstagung 1990 in Sofia zu nennen, die mit ihren Beschlüssen, den gegenseitigen Handel künftig nur zu Weltmarktpreisen und zu konvertibler Währung abzuwickeln, selbst das Zeichen zum blow-up des RGW gegeben hat."
Am 28. Juni 1991 löste sich der RGW in Budapest auf.
Autor: Christa Kokotowski |
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