 |
 |
 |
 |
 |
|
15.1.1920: Jazz kommt nach Deutschland |
|
 |
 |
|
 |
Für frühe Kenner wie das Gros der Laien muss es ein befremdliches, sicher aber auch faszinierendes Gefühl gewesen sein, als das, was als Jazz oder - eingedeutscht - J a z z bekannt wurde, in Europa Fuß fasste. Selbst bis weit ins 20. Jahrhundert hinein hielt sich die flapsige Definition, Jazz sei "eine Tanzmusik der amerikanischen Neger, grell, dekadent, synkopisch, aus Afrika stammend".
Afrikanische Elemente sind unverkennbar. Und doch entstammen Instrumentarium, Melodik und Harmonik zweifelsfrei abendländischer Musiktradition, jedenfalls zum größten Teil. Der schon um 1870 in den USA entstandene Ragtime, der um die Jahrhundertwende zu hören war, klang eigentlich wie Versionen von Märschen, Polonaisen und volkstümlichen Polkas.
Sexueller Beigeschmack
Der "Rag" war noch gar nicht "richtige Jazz", wie Puristen meinen. Der entstand eher aus der Straßenmusik der "schwarzen" Viertel im US-Süden und da vor allem aus der Blasmusik.
"Bumsmusik", so nannten Musiker in Chicago abfällig das Neue aus dem Süden. Und so falsch war das nach dem damaligen Sprachgebrauch gar nicht. New Orleans-Jazz als Bumsmusik! Im "schwarzen" Jargon jedenfalls war der Begriff "Jass" etwas Obszönes mit sexuellem Beigeschmack.
Jazz-Verbot in Deutschland
Etwas Abartiges, Entartetes, das fanden dann zur Zeit der Nationalsozialisten auch die Schnüffler des "Sonderstabes Musik" im "Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg". Doch auch die konnten - oder wollten - dem Jazz im deutschen Reich niemals ganz den Garaus machen. Und 1945 kamen die Sieger, die Alliierten, und damit auch die US-Amerikaner. Jetzt durfte Jazz- Musik voll aufgedreht werden.
Da gab es ernsthafte Generationenkonflikte, wenn der von Front oder Gefangenschaft heimgekehrte Vater im J a z z (deutsch gesprochen) Katzenmusik oder gar Negermusik erkannte. Die Kinder hörten gleichwohl spät abends noch den US-amerikanischen Soldatensender AFN, oder, in den 1950er-Jahren dann schon auf heimischer Welle, im Südwestfunk Baden-Baden.
Autor: Norbert Nürnberger |
 |
|
 |
|
|
|
 |
|
 |
|
|
|
 |
|
|
 |
|