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28.2.1900: Frauen dürfen studieren |
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"Das Verlangen der Frauen nach wissenschaftlicher Bildung ist in keinem anderen Land der Welt auf so heftigen Widerstand gestoßen wie in Deutschland", schrieb 1931 Alice Salomon. Die Begründerin der Sozialen Frauenschule in Berlin gehörte selbst zu jenen ersten Studentinnen im wilhelminischen Kaiserreich und zu den Pionierinnen auch, die sich einen Doktortitel erwarben.
Der Eintritt von Frauen in die Tempel der Wissenschaft hatte lange auf sich warten lassen: Jahrzehntelang dauerte das Tauziehen zwischen der Bürgerlichen Frauenbewegung und der Kultusbürokratie an - vor allem in Preußen, wo der Großteil der deutschen Universitäten angesiedelt war.
Bei den europäischen Nachbarn (Frankreich, Spanien, Großbritannien) standen unterdessen die Türen für eine akademische Ausbildung längst offen: Die Schweiz ließ Frauen seit 1865 zum Studium zu und wurde zum Hauptemigrationsland vor allem für die Fächer Medizin, Jura und Phi1osophie. "Zürcher Studentinnen" nannten sich die privilegierten Töchter, die als weibliche Vorbilder in die Hochschulgeschichte eingingen: Anita Augspurg, Ricarda Huch, Helene Stöcker, Franziska Tiburtius - auch Rosa Luxemburg.
Öffentlicher Druck
Dass man sich in Deutschland hartnäckig gegen das Frauenstudium weigerte, hatte vor allem damit zu tun, dass sich die Studentenschaft Ende des 19. Jahrhunderts mehr und mehr aus dem "neuen Mittelstand" zusammensetzte. Frauen, so befürchteten Bi1dunqpolitiker und Demographen, hätten den Abwärtstrend weiter verstärkt.
Im Übrigen wollten die Professoren, deren gesellschaftlicher Rang dem eines Ministers gleichkam, ihre Zirkel nicht durch "Blaustrümpfe" stören lassen. Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch, dass viele noch bis in die Zeit der Weimarer Republik hinein auf einer persönlichen "Hör-Erlaubnis" bestanden.
Unterdessen wuchs der öffentliche Druck: Frauenbildungsvereine riefen zu Manifestationen auf; eine große Umfrage unter Wissenschaftlern, Literaten und Künstlern fiel erstaunlich positiv für die Interessen der Frauen aus: Helene Lange machte Furore mit ihren Gymnasialkursen, die Mädchen die Möglichkeit zum Abitur boten. 1891 setzte der Deutsche Reichstag das Thema Frauenstudium auf seine Tagesordnung.
Zu den Spitzen der Elfenbeintürme
1896 wurde in zahlreichen Universitäten der Status der Hospitantin, also der Gasthörerin, eingeführt. Hunderte schrieben sich in die Matrikelbücher ein. Und als das traditionell liberale Baden am 28. Februar l900 weiblichen Studierenden erstmals das volle Immatrikulationsrecht zubilligte, zogen bald auch die anderen deutschen Länder nach - Bayern zunächst und Württemberg, gefolgt von Sachsen, Thüringen, Hessen. Preußen bildete 1908 das Schlusslicht.
Bis zum Ende des deutschen Kaiserreichs stiegen die Studentinnenzahlen an: Reichsweit waren es über 6.000, was einem Anteil von knapp zehn Prozent entsprach. Bis 1932 verdoppelte sich die Zahl. Trotz aller Gleichheitspostulate gerade auch durch die Weimarer Verfassung blieben die Vorurteile gegen studierende Frauen indes ungebrochen.
Die Spitze der Elfenbeintürme blieb allerdings noch lange für Frauen unbezwingbar. Obwohl viele dafür das Zeug gehabt hätten: 10.500 Frauen haben zwischen 1908 und 1932 promoviert.
Autorin: Gabriela Schaaf |
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