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22.3.1312: Orden der Tempelritter aufgelöst |
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Versunkene Schätze, große Heldentaten, geheime religiöse Riten und ein gemeinsamer großer Glaube: das ist der Stoff, aus dem die Mythen sind. Als der burgundische Kreuzfahrer Hugo von Payen um das Jahr 1120 die "Arme Ritterschaft Christi zum salomonischen Tempel" gründet, nimmt eine Geschichte ihren Lauf, um die sich bis heute Legenden und Spekulationen lebendig halten, Fiktion und Fakten immer wieder ineinander greifen. Diese Geschichte greift Umberto Eco auf. In seinem Roman "Das Foucaultsche Pendel" setzt er dem Orden ein großartiges Denkmal.
Der Protagonist Casaubon schreibt eine Dissertation über den Templerorden: "Die Geschichte der Tempelritter hatte mich fasziniert, seit ich einen Blick in die ersten Dokumente geworfen hatte. In jenen Jahren (...) empörte mich die Geschichte jenes Prozesses, den als Indizienprozess zu bezeichnen eine Verharmlosung ist, in dem die Templer zum Scheiterhaufen verurteilt wurden. Aber bald entdeckte ich, dass von dem Moment an, da sie verbrannt wurden, eine Schar von Mysterienjägern anfing, überall nach ihnen zu suchen und zu behaupten, sie existierten noch weiter, ohne je einen Beweis vorzulegen."
Der Überlieferung nach gründet sich der Orden in Jerusalem auf den Grundmauern des Tempels des legendären israelitischen Königs Salomon. Geschichtlich verbürgt ist der kometenhafte Aufstieg des Ordens im 12. Jahrhundert. Seine Verdienste auf dem diplomatischen, medizinischen, logistischen und Finanzsektor sind noch heute spürbar.
Ebenfalls verbürgt ist der Untergang der Tempelritter im 14. Jahrhundert durch eine hinterlistige Intrige des französischen Königs Philip und der Heiligen Inquisition, die mit Feuereifer ihrer Arbeit nachging. Die 200 Jahre zwischen verklärtem Schein und grausamen Verrat hinterlassen nachhaltig Spuren.
Bereits in seinen Anfangsjahren wird der Tempelritter-Orden zu einer Legende. Sein Auftrag ist es, christliche Pilger auf ihrem Weg nach Jerusalem zu schützen, ihre Versorgung im Notfall zu gewährleisten und außerdem auf Kreuzzügen erfolgreich für den christlichen Glauben zu streiten. Die klösterlich straffe Organisation gepaart mit dem an Fanatismus grenzenden kämpferischen Einsatz vereinen Ideal und Inbegriff aller christlichen Werte jener Zeit.
Im Jahr 1139 erklärt eine päpstliche Bulle, dass die christlichen Ritter keiner weltlichen oder kirchlichen Macht außer dem Papst Gehorsam schulden. Jede regionale Eingrenzung, aber auch jede Kontrolle entfällt. Junge Adlige aus ganz Europa treten dem Orden bei, und aus allen Teilen der christlichen Welt fließen die Schenkungen an Geld, Gütern und Ländereien.
Die Tempelritter steigen auf zu einer einflussreichen internationalen Macht. Sie wirken in ganz Europa und im Heiligen Land auf höchster diplomatischer Ebene. Sie modernisieren das europäische Finanzwesen indem sie - gegen eine geringe Gebühr - Geldüberweisungen tätigen; Wechselbriefe und Schecks sind eine Erfindung der Templer. Unbestritten sind ihre Erfolge auch auf anderen Gebieten wie der Medizin, im Straßenbau und der Schifffahrt: Christoph Kolumbus hatte bei seinen Fahrten über die Weltmeere immer das rote Tatzenkreuz auf dem Segel, Symbol und Erkennungszeichen der Templer. Er soll bei seiner Entdeckungsreise nach Amerika auf Karten zurückgegriffen haben, die von Tempelrittern angefertigt wurden.
Die armen Ritter Christi profitieren auf der ganzen Linie von ihrem weltoffenen Umgang und Kontakten zur islamischen und jüdischen Kultur - zu einer Zeit, in denen die christlich-katholische Welt zunehmend hinter den Dunstschwaden der Scheiterhaufen verschwindet, auf denen abtrünnige Ketzer und weltoffene Geister im Namen der Inquisition verbrennen. Dieses Schicksal ereilt auch die Templer.
Im Oktober des Jahres 1307 überrollt eine Verhaftungswelle das Land, angeordnet vom König Philip von Frankreich persönlich. Rachsucht und chronische Finanznot sind die wenig hehren Motive des Königs; seine Aufnahme in den Orden haben die Ritter vor Jahren abgelehnt. Das Vermögen der Templer wird eingezogen, die Ritter in Verliese geworfen. Unter der Folter werden Geständnisse erpresst. Die Anklagepunkte: Verleugnung von Christus, spucken auf das christliche Kreuz, Homosexualität sowie Obszönitäten bei der Aufnahme in den Orden.
Der Papst zeigt sich anfangs empört. Doch er ist schwach und steht in der Schuld des Königs von Frankreich. So ergeht nur kurze Zeit später vom Heiligen Stuhl aus an alle europäischen Herrscherhäuser der Befehl, Mitglieder der Templer dingfest zu machen und ihr Vermögen zu konfiszieren. Doch die meisten folgten dem Aufruf des Papstes, wenn überhaupt, dann nur sehr halbherzig. Trotzdem - der Untergang der Templer ist besiegelt. Nur einige wenige Ordensbrüder können sich vor den Übergriffen schützen.
Papst Clemens verkündet am 22. März 1312 die Auflösung des Ordens der Tempelritter. Der letzte Großmeister der Templer, Jaques de Molay, wird nach Jahren von Gefängnis und Folter im März 1314 öffentlich verbrannt.
Autorin: Barbara Fischer
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