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20.3.1993: Henry Maske Weltmeister |
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Boxen in Deutschland - jahrzehntelang wurde dieser Sport nur mit einem Namen in Verbindung gebracht: Max Schmeling. Ein Weltmeister, der von den Nationalsozialisten vereinnahmt und von ihnen nicht nur als deutsche, sondern gleich auch als "weiße" Hoffnung präsentiert wurde. Doch Schmeling schaffte es Kraft seiner Persönlichkeit scheinbar mühelos, aus dem Schatten der braunen Zeiten zu treten und zu einer deutschen Sportikone zu werden.
In der Nachkriegszeit dann ein anderer Champion: Bubi Scholz. Als Aushängeschild des Wirtschaftswunders schlug er sich erfolgreich, doch an seinem Leben danach scheiterte er.
Aber ansonsten machte Boxen hierzulande höchstens durch die Figuren von sich reden, die sich am Ring ein Stelldichein gaben. Schlagzeilen machte nur die Beobachtung, dass sich hier die Unter- und Halbwelt einmal ans Licht der Öffentlichkeit wagte.
Der "Sir" im Ring
Da kam Henry Maske wie gerufen. Der 1946 im brandenburgischen Treuenbrietzen geborene Modellathlet versuchte in den neuen Zeiten nach 1989 seine Goldmedaille von Seoul zu versilbern und Weltmeister im Halbschwergewicht zu werden.
Als Maske am 20. März 1993 nach dem Titel des IBF-Weltmeisters im Halbschwergewicht griff, war er nicht unbedingt der Favorit. Das war sein Gegner, der US-Amerikaner "Prince" Charles Williams. Aber ein unbeschriebenes Blatt war der Brandenburger beileibe nicht. Der fünfmalige DDR-Meister war bereits Europameister und Weltcupsieger geworden, und seit seinem letzten großen Amateurerfolg war er auch im Halbschwergewicht Weltmeister nach einem Sieg gegen den Kubaner Pablo Romero. Nach dem Kampf, den er nach Punkten gegen ″Prince″ Charles Williams gewann, war er auch als Profi Weltmeister. "Sir" Henry Maske, World Champion im Halbschwergewicht nach IBF-Statuten.
Dass der deutsche Privatsender RTL das Geschäft sah und sich den Athleten vertraglich verpflichtete, machte den Erfolg perfekt. Jeder Titelkampf des "Gentlemanboxers" wurde nun übertragen und steigerte Maskes Popularität enorm. Um den Sportler herum wurde eine bombastische Inszenierung geschaffen, eine Art Corporate Identity, die der Popularität des Boxers ebenso zugute kam, wie den Quotenerfolgen des Kölner Fernsehsenders. Zu der Inszenierung gehörte nicht nur ein aus den USA eingeflogener Ansager, sondern auch die aus allen Lautsprechern dröhnende Musik: "Time To Say Good Bye" etwa oder eben "Conquest of Paradise".
Niederlage im letzen Kampf
Mit dem 20. März 1993 setzte eine in dieser Sportart hierzulande nicht wieder erlebte Erfolgsgeschichte ein. Mit seinem Trainer Manfred Wolke, mit dem er alle seine Titel errungen hatte, konnte er in den folgenden drei Jahren seinen Titel zehnmal erfolgreich verteidigen.
Der Kampfname, den ihm die Marketingstrategen des Vermarkters RTL dabei anhefteten, nämlich "Gentleman" Henry Maske, spiegelt aber auch die größte Crux des Boxers Maske wider. Er, der hauptsächlich ein Techniker und Ästhet im Ring gewesen war, musste sich immer häufiger gegen den Vorwurf verteidigen, keinen richtigen Punch zu haben. Keinen Schlag also, mit dem er einen Gegner aus dem Ring fegen konnte, dass er auch nie einer war, der ohne Rücksicht auf Verluste offensiv boxen konnte. Ja, sogar die Tatsache, dass er nur selten sichtbare Blessuren davontrug, wurde ihm vorgeworfen.
Als Maske längst beschlossen hatte, seine Karriere zu beenden, erlitt er seine einzige Niederlage als Profi. In seinem letzten Kampf, als er 1996 gegen den US-Amerikaner Virgil Hill antrat und versuchte, den IBF-Titel zu verteidigen und gleichzeitig den Titel auch nach WBA-Statuten zu erringen, verlor er nach Punkten. Eine Niederlage, die er nicht mehr korrigieren konnte.
Sagenhaftes Comeback
Nach seinem verkündeten Rücktritt konnte es erst einmal keine Revanche geben. Unter Tränen und vor laufenden Kameras verabschiedete sich der entthronte Weltmeister von den Zuschauern und seinen zahlreichen Fans.
Zehn Jahre sollte es dauern, bis Henry Maske Hill noch einmal herausforderte - und besiegte: Im März 2007 bezwang er den amtierenden WBA-Weltmeister Virgil Hill nach Punkten und hing dann die Bohandschuhe endgültig an den Nagel.
Vor allem aber wird Henry Maske als Sportler im Gedächtnis bleiben und verdientermaßen in einem Atemzug mit Max Schmeling genannt werden. Denn Henry Maske, sagte der damalige Bundespräsident Johannes Rau, als er dem Boxer das Bundesverdienstkreuz verlieh, sei "ein Vorbild, der das Leben vieler Anderer ein Stück besser gemacht habe".
Autor: Dirk Ulrich Kaufmann |
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