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20.1.1920: Federico Fellini geboren
Rimini, die Kleinstadt an der italienischen Adriaküste, ist ein beliebtes Urlaubsziel. Rimini, das war lange ein Synonym für Urlaub, für Sonne, Strand und süßes Nichtstun, für das "Dolce far niente". Doch ausgerechnet der Mann, der dem süßen Müßiggang, dem "Dolce vita", ein filmisches Denkmal gesetzt hat, hat es hier nicht lange ausgehalten. Der italienische Filmregisseur Federico Fellini, der am 20. Januar 1920 hier geboren wurde, verließ seine Heimatstadt bereits als 17-Jähriger. Nach einem Jahr in Florenz zog er nach Rom, in jene Stadt, in der er bis zu seinem Tod im Jahr 1993 leben sollte.

Unverwechselbare Bildersprache

Für seine Filme hat Fellini eine eigene, unverwechselbare Bildersprache gefunden, die bestimmt wurde durch seinen Blick für Nebenfiguren und Kleindarsteller. Diese wirkten wie ein Panoptikum des Abseitigen, bevölkert von riesenhaften Amazonen, von Zwergen, Huren und grellen Spießbürgerkarikaturen. Und immer wieder: Sparsam bekleidete Frauen, die neben grell geschminkten Gesichtern enorme Brüste und ausladende Hinterteile ins Bild bringen. Federico Fellini sagte einmal dazu: "Als Kind begeisterten mich im Kino vor allem die komischen Rollen. Ich interessierte mich dagegen nicht so sehr für Greta Garbo oder für Heldenfiguren, wie sie von Gary Cooper dargestellt wurden. Dagegen war ich geradezu vernarrt in Komiker wie Chaplin, Keaton oder Laurel & Hardy. Dann interessierte mich die eine oder andere Schauspielerin mit üppigen Formen. Mae West gefiel zum Beispiel. Was Schauspielerinnen anbelangt, habe ich nicht gerade einen exquisiten Geschmack."

Besetzung

Wenn Fellini einen neuen Film plante, beschäftigte er nicht, wie inzwischen üblich, eine Casting-Firma mit dem Auftrag, für eine Besetzung zu sorgen. Vielmehr setzte er eine Annonce in die Tagespresse, die besagte, dass er, Fellini, ein neues Filmprojekt begänne. Er sei dann und dort in einem Büro anwesend und für jeden zu sprechen. Hier lernte er dann jene kennen, die durch ihre Persönlichkeit seinen Filmen das besondere, das "fellinische" Kolorit geben sollten.

Für die Hauptrollen griff er dagegen oft auf bewährte Darsteller zurück. Ainouk Aimee beispielsweise oder Giulietta Masina. Auch sie wusste, dass es für eine Frau nicht eben leicht war mit dem Regisseur Fellini und seinem Geschmack für Schauspielerinnen: "Es ist nicht so, dass man sich als Frau in Federico Fellinis Filmen bestätigt sehen könnte, so wie er die Frauen zurichtet. Aber das ist unwichtig. Der Erfolg und die Gunst, die meine Rollen als Gelsomina, als Caribia oder als Giuletta bei Publikum und Kritik bekommen haben, war so groß, dass es mir überhaupt nicht schwer fiel, meine eigenen Wünsche und den Ehrgeiz, mich besser als im wirklichen Leben darzustellen, beiseite zu tun. Insofern spielte eine eigene Eitelkeit überhaupt keine Rolle."

Fellini-Erfolge

Giulietta Masina, mit der Fellini 50 Jahre verheiratet war, in dieser Branche wahrlich erwähnenswert, war der Star in einigen der größten Fellini-Erfolge. In "La Strada", in "Die Nächte der Cabiria" und im Spätwerk "Ginger und Fred". Dieser Film ist auch ein Beispiel für die Widersprüchlichkeit in Fellinis Leben und Werk. "Ginger und Fred" ist nämlich vor allem eine böse Satire auf das Fernsehen. Das Fernsehen hielt Fellini eigentlich nicht für ein geeignetes Medium, Kunst zu produzieren, es sei eher eine Volksverblödungsinstitution - doch diese kritische Haltung hielt ihn nicht davon ab, ungefähr zur gleichen Zeit auch Werbespots für das Fernsehen zu drehen.

Masinas Partner in "Ginger und Fred" war Marcello Mastroianni. Dieser von Fellini entdeckte Schauspieler war über die Jahre zum "alter ego" des Regisseurs geworden, mit dem zusammen er seine größten Erfolge hatte. "Achteinhalb", "Die Stadt der Frauen" und vor allem natürlich "La Dolce Vita" mit Anita Ekberg.

Gesellschaftskritik

Im italienischen Nachkriegskino, das vom Verismo des so genannten Neorealismus geprägt wurde, war Fellini ein Außenseiter. Das zeigt sich am deutlichsten darin, dass er nur selten politische Themen aufgriff: "An aktiver Politik bin ich nicht interessiert, das heißt nicht, dass mich Politik generell nicht interessierte. Aber erstens habe ich keine Zeit, und zweitens wüsste ich auch gar nicht, was ich als Aktiver tun sollte. Ich bekunde allerdings meine politische Entrüstung oder Sympathie mit den Mitteln, die meinem Wesen entsprechen."

Dass er tatsächlich kein unpolitischer Mensch ist, bewies Fellini mit "Die Orchesterprobe". Dieser eher atypische Film ist ein Kammerspiel, ein stark reduziertes Kinowerk, das eine Parabel auf Totalitarismus und Faschismus ist: "Was den politischen Aspekt betrifft, so habe ich in allen meinen Filmen immer versucht, auf die ewige Sehnsucht hinzuweisen. Auf die Sehnsucht eines Individuums, sich aus der Repression verschiedener religiöser Institutionen zu befreien und sich dem Einfluss einengender Ideologien zu entziehen. Das alles geschieht aus Achtung vor der Individualität. In diesem Sinn, glaube ich, steckt auch in meinen Filmen eine politische Botschaft."

Nachruf

Federico Fellini, der am 20. Januar 1920 in Rimini geboren worden war, starb im Alter von 73 Jahren in Rom. Doch hatte er sich weder in der Kleinstadt noch in der Metropole richtig zu Hause gefühlt. Seine eigentliche Heimatstadt sei, wie er einmal sagte, die Filmstadt "Cinecitta" gewesen, in der fast alle seine Filme entstanden sind. Hier, wo zwischen tausend Kulissenteilen jede Stadt der Welt zu finden ist und vor allem jene Landschaften, die nur in der Phantasie existieren, hat er eigentlich gelebt.


Autor: Dirk Kaufmann
   
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