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1.1.1801: Entdeckung des Ceres |
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Im 19. Jahrhundert kannten die Astronomen die Sonne, sieben Planeten und die geheimnisvollen Kometen. Sie wussten weder von Uranus, noch von Neptun oder Pluto - und auch nichts von Asteroiden.
Damals jagten die Astronomen Planeten, ähnlich wie ihre Nachfolger heute. Nur, dass es nicht Planeten um fremde Sonnen waren, nach denen sie fahndeten, sondern nach denen um unsere eigene. Der Grund: Im Jahr 1772 hatte der Berliner Astronom Johann Bode ein mathematisches Gesetz veröffentlicht, das die Position von Planeten im Sonnensystem vorhersagen sollte. Nach diesem Gesetz fehlten einige, und zwar drei draußen im Sonnensystem und einer zwischen Mars und Jupiter.
"Palermo, den 24. Januar 1801. Mein lieber Freund, obwohl die derzeitigen politischen Umstände unsere Korrespondenz behindern, möchte ich Dir mit Ungeduld von meiner neuen Entdeckung schreiben. Es war am 1. Januar, als ich auf der Schulter des Stiers einen Stern mit der Helligkeit der achten Klasse entdeckte. Ihn fand ich am folgenden Abend etwas in Richtung auf den Widder versetzt wieder. Nachdem ich die Gewissheit erlangt hatte, dass es sich dabei nicht um einen Fixstern handelt, der unbeweglich am Himmel steht, habe ich diesen Stern als Kometen angekündigt, auch wenn er nicht durch einen Nebel begleitet war. Aber seine Bewegung war ebenso langsam wie gleichförmig, so dass ich im Lauf der weiteren Beobachtung zu überlegen begann, dass es vielleicht noch eine bessere Erklärung geben könnte als die eines Kometen," so der italienische Astronom Giuseppe Piazzi in einem Brief.
Zwischen Mars und Jupiter
Auch in den darauf folgenden Nächten richtete er das Teleskop auf diesen Stern. Jeden Abend fand er ihn, aber immer an einer anderen Stelle. Seine Bahn war rätselhaft langsam, und er schien vor- und zurückzulaufen wie ein Planet. Bis zum 11. Februar verfolgte Piazzi den rätselhaften Himmelskörper. Dann erkrankte er. Wieder genesen sah er das Objekt noch ein einziges Mal, dann kam es der Sonne zu nahe und verschwand in ihrem Glanz.
Seine Entdeckung nannte Giuseppe Piazzi "Ceres", nach der römischen Göttin der Fruchtbarkeit und des Getreides. Ceres flog genau dort, wo der gesuchte Planet sein sollte, zwischen Mars und Jupiter. Aber er war nur 900 Kilometer klein, so berechnete Piazzi, und das war viel zu klein für einen Planeten.
Er ging seine Kollegen um Beistand an bei der "Klärung der Natur des Objekts". Aber wegen der Wirren des napoleonischen Italienfeldzugs verspäteten sich die Briefe: Ceres war bei ihrer Ankunft schon hinter der Sonne verschwunden.
Neue Himmelskörper: Asteroiden
Aber dann gelang es Carl Friedrich Gauß mit einer neuen Rechenmethode, die Bahn von Ceres zu bestimmen. Und dort, wo der seltsame Himmelskörper nach seiner Passage hinter der Sonne wieder erscheinen sollte, genau dort fand ihn der Astronom Franz Xaver von Zach am 7. Dezember 1801 wieder.
"Palermo, 2. Juli 1802. Ich hoffe, dass ich Euch nicht belästige, wenn ich Euch die Übersetzung eines Briefes zusende, den ich von Herschel erhalten habe. Also: 'Sie werden vielleicht froh darüber sein, eine Nachricht über meine Beobachtungen von Ceres zu erhalten. Ich werde eine Überprüfung versuchen, die Natur dieser beiden Sterne zu ergründen. Diese neuen Sterne gleichen den kleinen Fixsternen am Himmel so sehr, dass man sie selbst mit einem guten Teleskop nicht von ihnen unterscheiden kann. Von dieser sternen- oder asteroidenähnlichen Erscheinung habe ich den Namen abgeleitet und nenne diese neuen Himmelskörper also Asteroiden.'
Ceres, Pallas, Juno, Vesta und und tausende mehr
Angestachelt durch den Erfolg von Piazzi hatten Berliner Astronomen im März 1802 ein zweites Objekt gefunden, das von Größe und Bahn her Ceres glich: Pallas. Sein Entdecker, Wilhelm Olbers, schlug eine Erklärung vor: Ceres und Pallas sollten die Trümmer einer Katastrophe sein, die den vermissten Planeten zwischen Mars und Jupiter zerstört hatte.
Es musste also noch ähnliche Trümmer geben. 1804 wurde Juno entdeckt, 1807 Vesta. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren 463 Asteroiden gefunden worden und zwar im sogenannten Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Im 21. Jahrhundert sind darin mehr als 5.000 Objekte katalogisiert.
Heute denkt man, dass die Asteroiden wohl die Zeugnisse eines nicht entstandenen Planeten sind, dessen "Geburt" die riesigen Kräfte Jupiters das verhindert hatten. Asteroiden stehen immer noch im Zentrum des Interesses von Planetenforschern, denn da sie sich seit der Entstehung des Sonnensystems nicht mehr verändert haben, sollen sie den Schlüssel liefern für das Verständnis von der Bildung des Sonnensystems.
Und: Auf ihren Trümmern, den Meteoriten, haben die Forscher Spuren von organischen Verbindungen entdeckt, die vielleicht Ingredienzien gewesen sein könnten für den Cocktail, aus dem das erste Lebewesen entstand. Im Februar 2001 landete die US-Raumsonde NEAR auf dem 1898 entdeckten Asteroiden Eros. Ein neues Kapitel hatte damit begonnen.
Autorin: Dagmar Röhrlich |
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