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30.12.1918: Kommunistische Partei Deutschlands
"Lebhafter Beifall" und ein dreifaches Hurra auf die "internationale sozialistische Weltrevolution" beenden die Gründungskonferenz der Kommunistischen Partei Deutschlands. Drei Tage lang, vom 30. Dezember 1918 bis zum 1. Januar 1919, diskutieren die Genossen im preußischen Landtag in Berlin über die Zukunft Deutschlands.

Das erste Stadium einer Umwälzung

Die spontane Revolution vom November 1918 hatte die politischen Verhältnisse in Deutschland scheinbar mühelos geändert. Doch Rosa Luxemburg, neben Karl Liebknecht eine der Vordenkerinnen der neuen Partei, warnte ihre Genossen vor Euphorie: "Die Novemberrevolution war unbefangen, bewusstlos wie ein Kind, das hinaustappt, ohne zu wissen, wohin. Sie hatte noch einen rein politischen Charakter, und darin liegt das Anfängliche, das Unzulängliche, das Halbe und Bewusstlose dieser Revolution. Das war das erste Stadium einer Umwälzung, deren Hauptaufgaben auf ökonomischem Gebiete liegen: dem Umschwung der wirtschaftlichen Verhältnisse."

Uneinigkeit

Wie weit aber die Umwälzung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse gehen solle, darüber sind sich die Kräfte, die die Novemberrevolution trugen, nicht einig.

Die SPD, lange Zeit die Partei der Arbeiterbewegung in Deutschland, hat, bedingt durch ihre parlamentarische Erfolgsgeschichte, gar keinen Geschmack mehr an revolutionären Umstürzen.

Die Kommunisten hatten sich während des Ersten Weltkrieges mit der Unabhängigen Sozialistischen Partei zusammen getan - ein lockeres Bündnis von Gegnern der Kriegspolitik, die ansonsten sehr unterschiedliche Ziele verfolgten.

Die einfachen Soldaten sind politisch schwer einzuschätzen, manche Divisionen sind revolutionär gesinnt, manche unterstützen den Kurs der Regierung. Viele sind gar nicht politisch interessiert, andere stehen eher rechts.

Die Obmänner und Vertrauensleute der Arbeiter aus den Berliner Betrieben sympathisieren zum Teil mit der SPD, zum Teil mit der Unabhängigen Sozialistischen Partei oder dem kommunistischen Spartakusbund.

Rollen im neuen Staat

Im Dezember 1918 streiten sich die Linken vor allem über die Frage, ob die Arbeiter- und Soldatenräte, die sich spontan gebildet haben, eine tragende Rolle beim Aufbau des neuen Staats haben sollten oder nicht. Die SPD favorisiert eine Nationalversammlung, an der auch die bürgerlichen und konservativen Kräfte teilnehmen sollten. Für Friedrich Ebert, den Regierungschef und Vorsitzenden der SPD, war die Sache klar: "Ich aber will sie, die soziale Revolution nicht, ja ich hasse sie wie die Sünde."

Als Friedrich Ebert am 24. Dezember regierungstreue Truppen und rechts-stehende Freikorps gegen die Volksmarinedivision im Berliner Schloss einsetzt, kommt es zu blutigen Straßenkämpfen. Auf dem Gründungsparteitag der KPD beschuldigt Rosa Luxemburg die sozialistische Regierung des Verrats: "Die Wahrheit steht vor der Masse des deutschen Volkes in der brutalen, vierschrötigen Gestalt des Herrn Ebert und Scheidemann da. Heute kann auch der Blödeste nicht verkennen: Das ist Konterrevolution wie sie leibt und lebt."

Weiter uneins

Aber auch die Kommunisten sind über das weitere Vorgehen uneins. Vergeblich versucht Rosa Luxemburg die Basis für eine Beteiligung an den Nationalwahlen zu gewinnen: "In welcher Weise wollen Sie die Wahlen beeinflussen, wenn Sie von vornherein erklären, wir halten die Wahlen für null und nichtig? Wir müssen den Massen zeigen, dass es keine bessere Antwort gibt auf den gegenrevolutionären Beschluss gegen das Rätesystem, als eine gewaltige Kundgebung der Wähler zustande zu bringen, indem sie gerade Leute wählen, die gegen die Nationalversammlung und für das Rätesystem sind."

Zersplittert

Eines aber wird mit der Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands am 30. Dezember 1918 deutlich: Die Linke ist zersplittert. Knapp zwei Monate nach der Revolution ist die Arbeiterbewegung gespalten in unterschiedliche und sich bekämpfende Parteien. Eine Konstellation, die sich bis zum Ende der Republik 1933 nicht mehr verändert.

Autorin: Rachel Gessat
   
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