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28.12.1905: "Lustige Witwe" uraufgeführt |
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Operetten-Premiere im Theater an der Wien. Auf dem Programm steht eine Geschichte aus Pontevedrino, einem Land, das so klein ist, dass man es auf keiner Landkarte findet. Die Regierung des Fürstentums sorgt sich um Hanna Glawari. Sie hat vom reichsten Pontevedriner ein Vermögen geerbt, ist selbst noch jung, bildhübsch und auf den Weg nach Paris.
1. Akt / 3. Szene: "Die Lustige Witwe. Sie trauert sehr fidel. Wenn ich im Leben nur einmal so viel Geld hätte wie die, wäre ich auch ein Lustiger Witwer."
Die Regierung fürchtet, die lustige Witwe könnte ihr Vermögen in Paris verjuxen oder gar einem Erbschleicher erliegen und damit Pontevedrino in den Staatsbankrott stürzen. Damit die Millionen im Lande bleiben, muss ein Pontevedriner die Witwe verführen und heiraten. Die richtige Aufgabe für den Charmeur Graf Danilo, der genau weiß, wie man Frauen behandeln muss:
2. Akt / "Wie die Weiber man behandelt": "Der einen macht man Komplimente. So und so und so und so und schmeichelt, schmeichelt ohne Ende. So und so und so und so; der andren muss man imponieren. So und so und so und so und darf sie auch sogar sekkieren. So und so und so und so. Die dritte, die will Zärtlichkeiten. So und so und so und so, die vierte, die will zanken, streiten. So und so und so und so; die fünfte will nur tanzen, lachen. So und so und so und so. Dann wollen sie noch andre Sachen so und so und so -- und so."
Als die Premiere am 28. Dezember 1905 mit dem Hochzeitsversprechen der Lustigen Witwe endet, ist der Applaus nur mäßig.
"Es war, wie man heute so schön sagt, ein Flop," Roland Seyfarth, Chefdirigent der Musikalischen Komödie in Leipzig. "Nach der floppigen Uraufführung hat der Theaterdirektor Freikarten verschenkt. Und dann war also erst mal das Theater voll, und auf einmal war es ein Erfolg und man kriegte keine Karte mehr. Jede Aufführung war ausverkauft."
Schnell sprach sich herum, dass die Handlung von Viktor Leon und Leo Stein auf die Balkanpolitik anspielte. Pontevedrino hieß in der Realität Montenegro. Dort gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts tatsächlich einen Erbprinzen namens Danilo, der es wild getrieben haben soll.
1. Akt: "Da geh ich zu Maxim, dort bin ich sehr intim; ich duze alle Damen, ruf sie beim Kosenamen: Lolo, Dodo, Joujou, Clo-Clo, Margot, Frou-Frou. Sie lassen mich vergessen das teure Vaterland!"
Komponist der Operette war Franz Lehár, Sohn eines Militärkapellmeisters. Roland Seyfarth hat fast alle Operetten von ihm schon dirigiert:
Roland Seyfarth: "Lehar war immerhin schon 35 Jahre alt. Als er die Lustige Witwe schrieb hatte vorher schon etliche Werke geschrieben, auch Opern. Der berühmte Walzer "Gold und Silber" liegt Jahre zurück. Also es war ein bekannter Komponist, nur mit der Lustigen Witwe hat er dann Weltruhm erlangt."
Lehar fand mit der Lustigen Witwe seinen eigenen, unverwechselbaren Kompositionsstil: kontrastreich - von selig volkstümelnder Sentimentalität bis zum mondänen Schwung flotter Walzer und frecher Märsche. Zu seinem Unglück gefiel die Lustige Witwe auch einen sehr unsympathischen Zeitgenossen.
Roland Seyfarth: "Auf der einen Seite war er der Lieblingskomponist von Hitler. Kurioserweise. Für Hitler war die Lustige Witwe das Größte. Aber der Lehar hatte eine jüdische Frau."
Lehar trennte sich nicht von ihr. Doch weil er unter den Nazis weiter komponieren und aufführen durfte, warfen ihm Kollegen nach dem Krieg Kungeleien mit Hitler und Goebbels vor. Im Oktober 1948 starb Lehar. Er hinterließ mehr als dreißig Operetten und war damit einer größten dieses Genres gleich nach Richard Strauß.
Autor: Ralf Geißler |
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