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4.12.1948: Freie Universität Berlin
Ein Jahr nach Kriegsende, 1946, war die ehemalige Friedrich-Wilhelms-Universität als "Berliner Universität" - später: Humboldt-Universität - eröffnet worden. Da sie im Ostsektor der Stadt lag, unterstand sie der von der sowjetischen Besatzungsmacht gelenkten Verwaltung für Volksbildung. Nach relativ liberalen Anfängen dirigierte die Verwaltung immer stärker in das Universitätsleben hinein.

Während die meisten Professoren dies hinnahmen, regte sich bei einem Teil der Studenten, vor allem früheren Nazi-Gegnern und -Verfolgten, Widerstand. So war eigentlich ehemaligen Mitgliedern der NSDAP und ihrer nachgeordneten Organisationen wie der Hitlerjugend der Zugang zur Universität verschlossen. Allerdings konnten diese durch einen Eintritt in die SED, FDJ oder FDGB geheilt werden.

Vor diesem Hintergrund ergaben sich auch ziemlich bald Konfliktpotentiale im symbolträchtigen Bereich, als zum 1. Mai 1946 in den Universitätsgebäuden Fahnen und Zeichen der neuen Machtträgerorganisationen gezeigt werden. Es gärte an der traditionsreichen Universität, die Studenten fühlten sich immer mehr Repressalien und Einschüchterungen ausgesetzt.

Ernst Benda, später Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, damals Student an der Berliner Universität, erinnert sich: "Wir hatten eine starke Polarisierung schon einige Zeit vor den Jahren 1948. Es war immer deutlicher geworden, dass die Machthaber die Universität zu einer - wie wir es nannten - zu einer Parteischule machen wollten, und der Slogan, unter dem die CDU-Hochschulgruppe, deren Vorsitzender ich damals war, ihre Arbeit durchführte, war die Fragestellung: Humboldt-Universität oder Parteihochschule."

Und die Propaganda-Maschine der Partei hörte sich dann auch so an: "Die Studentenwahlen auf den Hochschulen für den Studentenrat zeigten bereits die Resultate dieser Arbeit, in denen 43 Prozent der Mitglieder des Studentenrates unserer Partei angehören. Von 8900 Studenten der fünf Universitäten und Spezialhochschulen gehören bereits 16,8 Prozent der Arbeiterschaft an."

Organ der unabhängigen Meinungsäußerung der Kommilitonen war die studentische Zeitschrift "Colloquium". In dieser Zeitschrift wurde im Januar 1948 ein Artikel veröffentlicht, in dem auf kecke, aber im Grunde harmlos glossierende Weise die Feier zur Einführung eines neuen Rektors aufs Korn genommen wurde. Die Verwaltung für Volksbildung nahm die Glosse zum Anlass, um drei kritischen Studenten die Immatrikulation zu entziehen. Dieser Akt brachte den Stein ins rollen: Mehr als 2000 Studenten forderten die Gründung einer freien Universität.

"Am 23. April fordern sie in einer Protestkundgebung, (...) dass sofort in Angriff genommen wird, die Entwicklung einer freien Universität im Westen Berlins."

Die Studenten hatten Erfolg. Mit Hilfe der Amerikaner und unterstützt von dem damaligen Berliner Bürgermeister Ernst Reuter entstand im Dezember 1948 im Westteil Berlins die Freie Universität.

Autorin: Doris Bulau
   
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