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3.10.1866: Der Frieden von Wien |
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Der Friedensschluss zwischen Österreich und Italien, der am 3. Oktober 1866 in Wien unterzeichnet wurde, war ein kleiner, aber entscheidender Schritt zur Neuordnung Mitteleuropas im 19. Jahrhundert. Wichtigster Vertragspunkt: Österreich gab seinen Einfluss in Norditalien auf und trat Venetien an Italien ab. Doch wie war es zum Krieg zwischen diesen beiden Nationen gekommen, warum hatte Italien Österreich den Krieg erklärt?
Die Gründe für diesen Krieg des Jahres 1866 lagen im Wien von 1815. Auf dem so genannten Wiener Kongress war damals die Neuordnung Europas beschlossen worden, das sich gerade von der Besetzung durch das napoleonische Frankreich befreit hatte.
Ein Resultat des Wiener Kongresses war die Bildung des Deutschen Bundes. Kein einig deutsches Vaterland, kein richtiger Nationalstaat, aber immerhin ein Bund mit einer verhältnismäßig übersichtlichen Zahl an Einzelstaaten und mit zwei großen, bestimmenden Kräften: Preußen und Österreich. Diese Konstellation trug jedoch den Keim des Scheiterns bereits in sich.
Der Preußische Kanzler Bismarck schrieb 1853 an einen Freund: "Für beide, Preußen und Österreich, ist kein Platz nach den Ansprüchen, die Österreich macht; also können wir uns auf die Dauer nicht vertragen, einer muss weichen, bis dahin müssen wir Gegner sein, das halte ich für eine Tatsache."
Bismarck unterließ nichts, um Österreich zu brüskieren und zu provozieren, und zwar nicht nur diplomatisch und politisch. Bei der Lösung der "Deutschen Frage" würde er sich auch militärischer Mittel bedienen. Aus dieser Zeit stammt eine Äußerung Bismarcks, die nachmals berühmt geworden ist und die oft zitiert wird, wenn es darum geht, vor preußischer oder deutscher Expansionspolitik zu warnen: "Wir haben die Vorliebe, eine zu große Rüstung für unseren schmalen Leib zu tragen. Nicht auf Preußens Liberalismus sieht Deutschland, sondern auf seine Macht. Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Eisen und Blut!"
Im Kampf um die Einigung Deutschlands gab es nur zwei Optionen: Die sogenannte "Großdeutsche" Lösung mit Österreich als Führungsmacht und dem kleineren Preußen als Juniorpartner - oder die "kleindeutsche" Lösung, ein Verbund der norddeutschen Staaten ohne das sich durchaus deutsch fühlende Österreich mit der Führungsmacht Preußen, versteht sich.
Aus Bismarcks Sicht konnte es zur kleindeutschen Lösung keine Alternative geben. Um dieses Ziel militärisch zu erreichen, suchte sich Preußen einen Verbündeten im Süden: Italien. Einen Krieg gegen Preußen und Italien würde Österreich an zwei Fronten gleichzeitig zu führen haben. Italien stimmte den preußischen Vorschlägen zu und schloss einen Beistandsvertrag mit Preußen, in dem es unter anderem hieß: "Wenn Preußen in die Lage käme, die Waffen zu ergreifen, so wird Italien den Krieg gegen Österreich erklären. Die Zustimmung zu einem Waffenstillstand kann nicht verweigert werden, wenn Österreich eingewilligt hat, an Italien das lombardisch-venetianische Königreich und an Preußen österreichische Landstriche abzutreten oder Zugeständnisse in der deutschen Frage zu machen."
1866 erklärten Preußen und Italien Österreich den Krieg. Die Preußen, militärisch überlegen, schlugen die Österreicher fast mühelos. Schon bald, nach der Schlacht von Königgrätz, war der Krieg praktisch entschieden. Der Weg nach Wien stand offen, doch Bismarck stellte sich weiteren Eroberungen entgegen.
Auf die Fragen seines Königs: "Soll Österreich keine angemessenen Kriegskosten zahlen? Soll es als Hauptfeind kein Land abtreten? Soll der Sieger vor den Toren Wiens halt machen, ohne in die Hauptstadt einzuziehen?", gab er folgende Antwort: "Österreich darf nicht gedemütigt werden. Man muss für die Zukunft seine Freundschaft gewinnen, sonst wird es der Bundesgenosse Frankreichs. Wir sollten nicht Richter über Österreich spielen, sondern deutsche Politik treiben und die Anbahnung der deutschen Einheit unter dem König von Preußen ins Auge fassen."
Als Bismarck mit Rücktritt drohte, schloss sich der preußische König seinem Standpunkt an und nahm Friedensverhandlungen mit Österreich auf. Im darauf erzielten Frieden von Prag verzichtete Preußen auf größere Territorialgewinne, da Österreich seinen Austritt aus dem Deutschen Bund erklärte.
Damit Wien sich aber gegen den von Preußen dominierten Deutschen Bund behaupten konnte, wollte es seinen Einfluss nach Osten und auf den Balkan vertiefen. Um dafür den Rücken frei zu haben, stimmte Österreich auch einem schnellen Frieden mit Italien zu. So kam es am 3.Oktober 1866 zum so genannten Frieden von Wien, in dem Österreich Venetien an Italien abtrat.
Der Frieden von Wien beendete den sogenannte Deutschen Krieg und hatte Folgen, die bis ins nächste Jahrhundert hinein reichen sollten. Die drei an diesem Krieg beteiligten Nationen, die entweder gerade erst zu einem Nationalstaat wurden oder sich wie Österreich neu orientierten, waren jene verbündeten Staaten, die 1914 den Ersten Weltkrieg begannen und verloren.
Autor: Dirk Kaufmann |
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