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18.8.1959: Britisches Kultmobil: Der "Mini"
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Die "Swinging Sixties", die swingenden 1960er-Jahre. Eine Generation zwischen Petticoat und sexueller Revolution. Symbol für das Lebensgefühl der Jugend wird ein Auto, der Austin Seven, besser bekannt als "Mini". Am 18. August 1959 verlässt der erste das Austin-Werk im englischen Longbridge. Der Automobil-Fachjournalist Dr. Dieter Günther erinnerte sich: "Das Kultverdächtige ist natürlich, dass er 1959, als er auf den Markt kam, radikal mit alten Zöpfen abgeschnitten hat. Man muss sehen, dass vorher der VW-Käfer mit seinem Heckmotor-Konzept die Kleinwagen bestimmt hat. Und nun auf einmal kommt dieser Mini daher und macht radikal alles anders, ist nur drei Meter lang, quer eingebauter Motor vorne, Getriebe drunter, Frontantrieb. Eine richtige kleine Raumkapsel. Und der Spruch, dass er innen größer sei, als außen, der war schon sehr schlau."

Klassenloses Auto

Der kleine Flitzer entsteht aus der Not heraus. Die Suez-Krise macht in Großbritannien das Benzin knapp. Ein sparsamer Kleinwagen ist gefragt. Die Vorstände der British-Motor-Company, später dem Austin-Konzern einverleibt, treffen sich mit ihrem Chefentwickler zum Abendessen. Alec Issigonis kritzelt die ersten Entwürfe auf eine Papierserviette. Das Modell wird Kult.

Aus dem "Mann auf der Straße" macht es "den Mann am Steuer" und aus seinem Schöpfer einen "Sir". Dazu Dr. Dieter Günther: "Die Sache ist natürlich, dass der Mini ein klassenloses Auto war. Den Kleinwagen, denen haftete immer so ein bisschen der Geruch von Wohnküche und abgestandener Kohlsuppe an. Und ein Mini, der war schick, der war Klasse, da konnte eine Bankiersgattin genauso drin glücklich werden, wie ein Arbeiter. Und er machte ungeheuren Spaß zu fahren."

Schon im ersten Jahr finden fast 20.000 der kleinen Flitzer einen Abnehmer. Mit einem Preis von weniger als 500 Pfund ist er für fast Jedermann erschwinglich. Mit einer Motorleistung von 34,5 PS fährt er bis zu 115 Stundenkilometer schnell. Aber das schnittige Äußere verlangt nach mehr, so Dr. Dieter Günther: "Plötzlich, in Gestalt eines gewissen John Cooper, der dann eben den Mini-Cooper lancieren half, zeigte das Auto auf der Rennpiste die Zähne. Der Mini hat alles gewonnen, was man nur gewinnen kann im Motorsport. Bei Rallyes genauso, wie auf Rundstrecke. Legendär natürlich die drei Siege bei der Rallye Monte Carlo Mitte der 1960er-Jahre."

Kult-Auto

Der Automobilingenieur John Cooper rüstet den Mini auf. Ab 1961 gibt es eine Sportversion mit 55 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 145 Stundenkilometer. Klassisch in Rot, mit weißem Dach und zwei weißen Rallye-Streifen auf der Kühlerhaube. Der Mini-Cooper wird ein Hit, Dr. Dieter Günther dazu: "Es galt auf einmal als schick, einen Mini zu fahren. Und dann sind Firmen hingegangen und haben die mit Ledersitzen ausgestattet, mit elektrischen Fensterhebern, mit getönten Scheiben, mit Holzarmaturenbrett. Die kosteten dann buchstäblich so viel wie ein Bentley oder ein Rolls-Royce, aber es gab eben prominente Kundschaft, die die gekauft haben."

Darunter die Star-Schauspielerin Diana Rigg oder der Beatle Ringo Starr. Auch die Lebedame Christine Keeler soll damals den britischen Heeresminister Profumo in einem Mini-Cooper zu Fall gebracht haben. Die britische Modeschöpferin Mary Quandt widmet ihm ihre berühmteste Kreation: Ebenfalls kurz, schick und kultverdächtig, der Mini-Rock.

New-Mini

Über fünf Millionen Minis werden bis zum Oktober 2000 ausgeliefert. Die diversen Konzernübernahmen von BMC über Austin, Morris und British Leyland zu Rover übersteht das Kult-Mobil unbeschadet. Erst die Übernahme durch BMW bringt die Produktion zum Erliegen. Aber die Mini-Fans setzen sich durch: Ab Herbst 2001 lässt BMW die Legende weiterleben mit dem New-Mini.


Autorin: Catrin Möderler
   
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