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19.6.1973: "The Rocky Horror Show"
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Ein hagerer Buckliger namens Riff-Raff führt durch das schrillste Musical aller Zeiten: Zwei naive Teenager, Brad und Janet, haben in einer Unwetternacht eine Autopanne. Im einzigen Gebäude weit und breit suchen sie Hilfe. Und landen in einem absurden Traum.

Das Haus ist voll von Außerirdischen, den Transsilvaniern vom Planeten Transsexual. Ihr Anführer ist Dr. Frank N. Furter, ein sexbesessener Transvestit in High-Heels, Korsett und Netzstrümpfen. Der hat sich gerade einen Gespielen in Frankenstein-Manier selber gebaut, was ihn aber nicht daran hindert, Brad und Janet persönlich in seine transsilvanischen Liebeskünste einzuführen. Am Schluss hebt das ganze Schloss als Raumschiff in Richtung Heimatgalaxie ab. Das Pärchen bleibt zurück. Sie wissen jetzt, dass es nichts gibt, was es nicht gibt.

Eine grandiose Gelegenheit

Richard OBrien sagte einmal: "Es war wirklich das allererste, was ich jemals geschrieben habe. Ich habe das erst gar nicht als "Schreiben" gesehen, es war mehr wie Kreuzworträtsel lösen oder Bilder malen. Ich habe einfach ein paar Lieder geschrieben, die ich selber mochte. Ich habe ein paar Gags geschrieben, die ich lustig fand. Ich habe mir ein paar B-Movie-Dialoge überlegt und ein paar B-Movie-Situationen. Es war einfach so die Gelegenheit."

Richard OBrien, damals 27 Jahre alt, komponiert für seine Geschichte fetzigen 1950er-Jahre RocknRoll. Die Szenerie ist eine Parodie auf Horror-Filme der 1920er-Riff-Raff sieht aus, wie Murnaus "Nosferatu". Pappdekorationen erinnern an Uralt-Science-Fictions à la "Flash Gordon". Die Texte sind voller Anspielungen auf Kultklassiker wie "King-Kong" oder "Tatantula". Für OBrian, den schlecht beschäftigten Londoner Musicaldarsteller, eigentlich nur Erinnerung an Kinobesuche seiner Kinderzeit. Keine ernsthafte Aufgabe.

Richard OBrien: "Zuerst war es für mich eine Beschäftigung für lange Winterabende, als ich arbeitsloser Schauspieler war. Und in den Bereich der Realität kam es, als ich es dem Regisseur zeigte, bei dem ich als nächstes wieder Arbeit bekam: Ein Mann namens James Sharman."

Sharman bringt Briens Stück auf die Bühne. Am 19. Juni 1973 hebt sich im Royal Court Theatre Upstairs in London der Vorhang für die "Rocky-Horror-Show". Richard OBrien selber spielt den Riff-Raff. Die Hauptrolle Frank N. Furter übernimmt ein Darsteller, den OBrien von gemeinsamen Auftritten im Musical "Hair" kennt: Tim Curry.

Von der Bühne zum Film

Die witzig-skandalöse Geschichte wird ein rauschender Erfolg, sie wird ausgezeichnet als "Bestes Musical 1973". Jetzt wagt die Produktion den Schritt in die USA. Im Roxy-Theater in Los Angeles stellt sich die Truppe dem unerbittlichen amerikanischen Publikum. Die Show schlägt ein.

Der Erfolg beflügelt die Akteure. 1975 machen Regisseur Jim Sharman und Autor Richard OBrien aus dem Musical mit derselben Besetzung einen Film, die "Rocky Horror Picture Show". Der Start ist zunächst schwach, aber plötzlich entwickelt sich eine Fangemeinde, die immer wieder kommt. Sie kostümieren sich wie die Akteure, sie sprechen die Dialoge mit, sie stellen die Choreographien nach. Die "Rocky Horror Picture Show" ist plötzlich Kult. Und der Look, die Darsteller und die Musik machen aus der Rocky-Horror Show: "The best RocknRoll-Musical in the world!"


Autorin: Catrin Möderler
   
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