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13.5.1968: Zähes Ringen um Frieden in Vietnam
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25.000 Menschen nahmen 1965 an der ersten großen Antivietnamkriegsdemonstration in Washington teil. Zwei Jahre später waren es in New York bereits 400.000. Dennoch war ein Ende des Vietnamkonflikts, in den die USA seit der Niederlage der Franzosen in Dien Bien Phu 1954 immer tiefer verstrickt waren, nicht absehbar.

Der damalige US-Präsident Johnson sah sich 1968 zudem zunehmenden innenpolitischen Konflikten ausgesetzt: Im April kam es nach der Ermordung von Martin Luther King zu den schlimmsten Rassenunruhen in der US-amerikanischen Geschichte. Nur zwei Monate später wurde Robert Kennedy Opfer eines Attentats. Im August prügelten beim Wahlkonvent der Demokratischen Partei in Chicago Hundertschaften aufgehetzter Polizisten auf Demonstranten ein.

Dann, am 13. Mai 1968, begannen unter großer Anteilnahme der Weltöffentlichkeit vorläufige Friedensgespräche in Paris. Ein wirkliches Interesse an einer Verhandlungslösung hatte zum damaligen Zeitpunkt jedoch keine der beiden Seiten. Zunächst wurde heftig um die Aufstellung der Konferenztische gestritten. Hinter diesem diplomatischen Possenspiel verbargen sich tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten darüber, wie die südvietnamesische Regierung und die Nationale Befreiungsfront an den Verhandlungen beteiligt sein würden. Da sowohl die USA wie Nordvietnam nach wie vor auf eine militärische Entscheidung setzten, empfanden die beiden Hauptverhandlungspartner in Paris keinen Zeitdruck.

Ein Kompromiss

So begann ein sich mehrere Jahre lang hinziehendes Spiel - Verhandlungen auf der einen Seite, Weiterführung des Kriegs auf der anderen. Erst im Herbst 1972 kamen Henry Kissinger, den der neue US-Präsident Nixon zu seinem Sicherheitsberater ernannt hatte, und der nordvietnamesische Unterhändler Le Duc Tho zu einem für beide Seiten akzeptablen Kompromiss.

Tho billigte dem südvietnamesischen Thieu-Regime das Recht auf Fortbestand zu. Ein "Nationaler Rat der Versöhnung und Einheit", bestehend aus der Saigoner Regierung, der von der NLF ausgerufenen "Revolutionären Volksregierung" und neutralen Gruppen, sollte allgemeine Wahlen für Südvietnam vorbereiten. Im Gegenzug für einen von Tho angebotenen sofortigen Waffenstillstand und einen Gefangenenaustausch sollten die USA alle militärischen Operationen gegen Nordvietnam einstellen und ihre Truppen innerhalb von 60 Tagen aus Südvietnam abziehen. Vor der Presse verkündete Kissinger: "Wir glauben der Frieden steht vor der Tür."

Doch sowohl die ablehnende Haltung Südvietnams als auch Präsident Nixon selbst machten alle Hoffnungen zunichte. Nach seiner Wiederwahl Ende 1972 wollte Nixon mit Luftangriffen auf Hanoi und Haiphong noch einmal Stärke zeigen. Die Welt war entsetzt über das sogenannte "Weihnachtsbombardement" der US-Amerikaner. Doch unter dem Druck der Luftoffensive kehrte Hanoi an den Verhandlungstisch zurück.

Pariser Vereinbarungen - und Kriegsende

Und am 27. Januar 1973 verkündete Präsident Nixon das Ende des Vietnamkriegs: "I have asked for this radio and television time tonight for the purpose of announcing that we today concluded an agreement to end the war and bring peace with honour in Vietnam."

Zwar wurde im Januar 1973 in Paris das "Abkommen zur Beendigung des Kriegs und zur Wiederherstellung des Friedens" von Nord- und Südvietnam sowie der "Provisorischen Volksregierung" der NLF und den Vereinigten Staaten unterzeichnet.

Doch beide Seiten hielten sich nicht an die Pariser Vereinbarungen. Hanoi wollte den Krieg offensichtlich bis zum siegreichen Ende fortführen. Und die südvietnamesischen Generäle versuchten mit aller Macht, ihre Kontrolle über das Land auszudehnen. So dauerte es noch bis Mai 1975, bis der 30 Jahre andauernde Krieg um die Macht in Vietnam mit der Kapitulation des Südens ein Ende fand.



Autor: Michael Kleff
   
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