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31.8.1928: Uraufführung der "Dreigroschenoper" |
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Der Gentleman-Verbrecher Macheath, genannt Mackie Messer, bestreitet seinen Lebensunterhalt mit Raub, Mord und Zuhälterei. Sein Widersacher Peachum, genannt Bettlerkönig, hat andere Methoden. Er verkleidet seine Bande als Krüppel, schickt sie betteln und streicht die Almosen ein. Mit allen Mitteln versuchen die beiden Unterweltgrößen, einander zu vernichten. Jeder will alleine das Milieu beherrschen.
Der englische Barockschriftsteller John Gay dachte sich diese Geschichte aus. Er nannte sie "The Beggars Opera" - Bettleroper. Die beißende Gesellschaftskritik in der Maske einer harmlosen Kriminalkomödie geriet zum Triumph - und sie fiel 200 Jahre später wieder auf fruchtbaren Boden. Bei einem Mann, der mit künstlerischen Mitteln die sozialen Missstände seiner Zeit bekämpfte, Bertolt Brecht. Brecht sagte einmal: "Wir bemühen uns, Theater mit ganz bestimmter, sozialer Funktion zu machen. Wir wollen auf der Bühne das wirkliche Leben beschreiben und zwar so, dass der, der es sieht, fähiger wird, dieses Leben zu meistern."
Brechts Publikum sollte sich nicht bequem im Theatersessel zurücklehnen und edle Worte konsumieren. Brecht wollte mit seinen Stücken kritische Menschen heranziehen, die Missstände erkennen, beurteilen und danach beheben. Bertold Brecht: "Wir haben, wie ich meine, hauptsächlich ein Bildungstheater. Und wir sollten wirklich haben ein Umbildungstheater, auch im großen Theater. Die können wirklich eingehen auf die echte Situation ihrer Hörer, auf ihre echten, eventuell sehr kleinen und niedrigen Probleme."
Dreigroschenoper im Theater am Schiffbauerdamm
Brechts Bettleroper sollte eine Art von großer Moritat werden. Eigentlich wollte der berühmte Operettenkomponist Theo Mackeben die Musik schreiben, war aber überlastet. Er empfahl den damals noch völlig unbekannten Neuling Kurt Weill. Der schrieb für Brechts Stück eine kleine, eingängige, rhythmische Musik, wie man sie auf Hinterhöfen hört - nichts für Opernsänger, sondern für singende Schauspieler.
Mit einer Partie gab er sich besondere Mühe. Er schrieb sie für seine Frau Lotte Lenya. Weill sagte dazu: "Die Rolle, die ich am Schiffbauerdamm kreiert habe, die Seeräuberjenny. Und das ist natürlich mit ungeheurem Erfolg begrüßt worden."
Bis kurz vor der Premiere am 31. August 1928 im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin hat das Stück noch keinen endgültigen Titel. Einfach nur "Bettleroper" war Brecht zu schwach. Im letzten Moment pinselte der Bühnenbildner Caspar Neher das Wort "Dreigroschenoper" auf den Vorhang. Und so benannt sollte sie als erfolgreichstes Theaterstück des 20. Jahrhunderts in die Geschichte eingehen.
Autorin: Catrin Möderler |
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