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12.6.1964: Lebenslänglich für Mandela
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"Ich bin glücklich nach Soweto zurückzukehren, doch zugleich kehre ich auch mit einer tiefen Traurigkeit zurück; ich bin traurig, weil ich sehe, dass ihr immer noch unter dem unmenschlichen System der Apartheid leidet." Es war ein Tag, den Südafrika nie vergessen wird: Für Befreiungskämpfer Nelson Mandela endete eine fast 28-jährige Gefangenschaft. Seine ersten Worte in Freiheit gingen unter im Jubel und Gesang seiner Anhänger, denn sie alle ahnten, dass die Apartheid nun bald ein Ende haben würde.

Auch das, was 28 Jahre vorher geschah, wird Südafrika nie vergessen. Nelson Mandela, der Führer des damals verbotenen Afrikanischen Nationalkongresses ANC, lebte im Untergrund; er hatte sich geschworen, gegen die gesetzlich verankerte Rassentrennung in seinem Land zu kämpfen - notfalls mit Gewalt.

"Ein Mensch - eine Stimme"

Mandela: "Es gibt viele Menschen, die fühlen, dass es sinnlos ist über Frieden und Gewaltlosigkeit zu reden gegenüber einer Regierung, deren Antwort nur grausame Angriffe auf unbewaffnete und schutzlose Menschen sind. Ich denke für uns ist die Zeit gekommen, aufgrund unserer Erfahrungen zu überlegen, ob unsere Methoden noch die richtigen sind. Die Afrikaner verlangen das Wahlrecht auf der Basis "ein Mensch eine Stimme". Sie wollen politische Unabhängigkeit."

Doch noch bevor der ANC beginnen konnte, Gewalt mit Gewalt zu beantworten, wurden Nelson Mandela und etliche seiner Mitstreiter verhaftet und vor Gericht gestellt.

Seine berühmte Verteidigungsrede im Gerichtssaal, seinen vorerst letzten Auftritt in der Öffentlichkeit, nutzte Mandela zur Anklage eines Systems, das sein Volk unterdrückte und einkerkerte. Die letzten Worte dieser Ansprache sind später immer wieder zitiert und veröffentlicht worden: "Ich habe mein Leben dem Kampf des afrikanischen Volkes geweiht. Ich habe gegen die weiße Vorherrschaft und gegen die schwarze Vorherrschaft gekämpft. Ich bin stets dem Ideal einer demokratischen und freien Gesellschaft gefolgt, in der alle Menschen friedlich und mit gleichen Möglichkeiten zusammenleben. Für dieses Ideal lebe und kämpfe ich. Aber wenn es sein muss, bin ich bereit, dafür zu sterben."

Mit Würde und Kraft

Mandela erwartete für sich und seine Freunde die Todesstrafe. Doch am 12. Juni 1964 sprach Richter Quartus de Wet folgendes Urteil: "(...) nach reiflicher Überlegung habe ich entschieden, nicht die Höchststrafe zu verhängen. Doch in Übereinstimmung mit meiner Pflicht ist das die einzige Milde, die ich walten lassen kann. Das Urteil für alle Angeklagten wird auf lebenslängliches Gefängnis lauten."

Insgesamt fast 28 Jahre verbrachte der weltweit bekannteste politische Häftling in Gefangenschaft. Ein US-amerikanischer Professor durfte ihn im Gefängnis besuchen und wurde danach gefragt, ob er dort einen gebrochenen Mann traf: "Sicherlich nicht. Ich sah einen vitalen Menschen. Ich sah jedenfalls für mich ein Staatsoberhaupt. Der Eindruck, den er auf mich machte, als ich ihn sah und von seinen Visionen sprechen hörte, war der eines Mahatma Gandhi oder eines Jomo Kenyatta. Es war ein Mann mit Weitblick - nicht nur für die schwarze, sondern auch für die weiße Gemeinschaft. Ein echter Führer, der mit Würde und Kraft sprach und der voller Hoffnung war. Er ist auf gar keinen Fall ein gebrochener Mann."

Und er war im Februar 1990 wieder ein freier Mann. Die einstige Hymne des ANC wurde Nationalhymne und Nelson Mandela erster schwarzer Staatspräsident des Landes sowie Symbolfigur für ein Südafrika ohne Rassismus, für ein Südafrika, das bereit ist zur Versöhnung.



Autorin: Klaudia Pape
   
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